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Formel 1: Die folgenschwere Flucht vor Verstappen

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Formel 1: Die folgenschwere Flucht vor Verstappen

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Ein Scheitern mit Ansage

Daniel Ricciardo hätte Red Bull Ende 2018 nicht verlassen dürfen, glaubt Helmut Marko. Danach ging es für den beliebten Australier nur noch abwärts.
Daniel Ricciardo erlebte ein emotionales Wochenende
Daniel Ricciardo erlebte ein emotionales Wochenende
© IMAGO/Michael Potts
Ralf Bach
Ralf Bach
Daniel Ricciardo hätte Red Bull Ende 2018 nicht verlassen dürfen, glaubt Helmut Marko. Danach ging es für den beliebten Australier nur noch abwärts.

Dem „Honigdachs“ ist das Lachen vergangen. Daniel Ricciardo (35) war den Tränen nahe, als er in Singapur Fazit über seine Karriere zog. Er ahnte bereits, dass das schillernde Nachtevent sein letztes Rennen in der Formel 1 war. Gegen Ende fuhr er mit weichen Reifen noch einmal die schnellste Runde. Was aber als „Abschiedsgeschenk“ seines Teams kommuniziert wurde, diente nur einem Zweck: Red-Bull-Superstar Max Verstappen (26) zu helfen und seinem WM-Konkurrenten Lando Norris den Zusatzpunkt wegzunehmen, den es für den schnellsten Umlauf gibt.

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Wenige Tage nach diesem letzten kleinen Highlight kam von Red Bull die Bestätigung: Der junge Neuseeländer Liam Lawson (22) wird ab dem GP der USA in Austin das Cockpit des beliebten Australiers beim Red-Bull-Juniorteam Racing Bulls übernehmen.

Nach 259 Starts, acht Siegen, drei Pole Positions und 17 schnellsten Runden ist diesmal wohl endgültig Schluss. Denn Ricciardo selbst glaubt nicht mehr an ein zweites Comeback wie nach seinem ersten Aus Ende 2022 bei McLaren.

Wie konnte Ricciardo so abstürzen?

Ricciardo, der Vorzeige-Lila-Laune-Bär der automobilen Königsklasse, verehrt von den Jungs, geliebt von den Mädels - besonders von Heidi Berger, der Tochter von Ex-Formel-1-Star Gerhard, mit der er seit Jahren glücklich liiert ist - wurde vom grauen Alltag brutal eingeholt. Wie aber konnte es aber passieren, dass ein Fahrer, der 2014 als Bezwinger vom bis dato als unbezwingbar geltenden Red-Bull-Champion Sebastian Vettel gehypt wurde, so abstürzen konnte?

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Das fragen sich nicht nur die zahlreichen Fans weltweit, die der Australier „mit dem eingebauten Lachen“ über Jahre gewonnen hatte. Das fragt er sich auch selbst.

Fest steht: Seit der Australier, der eine Karikatur des todesmutigen Honigdachses als Symbol für seine eigene Einstellung auf seinem Helm trägt, 2021 zu McLaren wechselte, ging es abwärts. Selbst der Sieg beim GP von Italien, der achte und letzte seiner Karriere, konnte sein sich im freien Fall befindendes Image nicht mehr verbessern.

Er hätte Glück gehabt, sagten viele hinter vorgehaltener Hand, und, am schlimmsten: Sein damaliger Teamkollege Lando Norris, Großbritanniens zweiter Everybody‘s Darling neben Superstar Lewis Hamilton, war konstant schneller unterwegs als der Australier - auch in Monza. Norris aber wurde von seinem Team aufgefordert, den vor ihm liegenden Teamkollegen nicht zu attackieren, um den Doppelsieg des Traditionsrennstalls in diesem entscheidenden Moment nicht zu gefährden. So wurde der letzte Erfolg Ricciardos zum Pyrrhussieg.

Marko kennt Hintergründe

Dass Ricciardo das ganze Jahr Mühe hatte, sich an das Fahrverhalten des McLaren zu gewöhnen, der ganz nach den Wünschen von Norris entwickelt und abgestimmt wurde - das ging unter, weil in der schnelllebigen Formel 1 nur nach Ergebnissen geschaut wird und nicht nach Hintergründen.

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Die glaubt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko zu kennen. Der Grazer zu SPORT1: „Ricciardo hätte Ende 2018 nicht von uns weggehen dürfen. Wir waren uns schon einig, dann sprang er doch noch ab und ging zu Renault. Von da an ging es abwärts. Ich denke, er ging aber nicht nur, weil er dem Honda-Motor nicht mehr traute – sondern hauptsächlich deswegen, weil sein Teamkollege Max Verstappen immer stärker wurde und er ihn sich in Zukunft nicht mehr antun wollte. Das zeigt, dass das Selbstbewusstsein Ricciardos schon damals Risse bekam.“

Bei Renault blieben die Erfolge aus. Platz neun und fünf in der WM waren nicht das, was sich Ricciardo vorgestellt hatte. Deshalb wechselte er 2021 zum aufstrebenden McLaren-Team, unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag. Der wurde nach zwei Jahren aufgelöst. Die Karriere des Australiers schien beendet. Andreas Seidl, damaliger Teamchef McLarens, zu SPORT1: „Wir haben wirklich alles versucht, um das Auto für Daniel umzubauen. Aber es hat nicht funktioniert, er war einfach zu weit weg von Lando Norris. Deshalb mussten wir Maßnahmen ergreifen.“

Sky-Experte Ralf Schumacher beobachtete: „Besonders auf der Bremse hatte Ricciardo Probleme. Scheinbar braucht er in diesem Bereich ein Auto, das extrem anders ist.“ Der sechsmalige GP-Sieger analysiert: „Wenn ein Fahrer kein Vertrauen in sein Auto hat, gehen die Leistungen runter, das Selbstvertrauen wird immer kleiner. Genau das scheint Ricciardo bei McLaren passiert zu sein.“

„Das war nicht der Fall“

Allein: Red Bull gab dem Australier noch mal eine Chance. Er ersetzte mitten in der Saison 2023 beim Juniorteam Alpha Tauri den überfordert wirkenden Niederländer Nyck de Vries. Der Australier sollte sich beweisen. Marko: „Er kannte seine Aufgabe. Er musste deutlich besser sein als Teamkollege Yuki Tsunoda, dann hätte er eine gute Chance gehabt hat, zurück zu Red Bull zu kommen. Das war aber nicht der Fall. Deshalb geben wir jetzt wieder dem Nachwuchs eine Chance. Das ist auch die Rolle, für die unser zweites Team eigentlich vorgesehen ist.“

Ricciardos Karriere scheint jetzt endgültig beendet. Marko: „Ich kann ihn mir im Moment nicht in anderen Rennserien vorstellen. Aber er hat das Angebot, weiterhin als Markenbotschafter für Red Bull tätig zu sein. Jetzt muss man ihm erst mal Zeit geben, in Ruhe über seine Zukunft nachzudenken.“

Die will und muss sich der „Honigdachs“ auch nehmen...