McLaren hat mit einem Doppel-Sieg im Sprint von Katar Kurs auf seinen ersten Triumph in der Team-WM seit 26 Jahren genommen. Oscar Piastri gewann das Kurzrennen am Samstag vor Lando Norris, der britische Traditionsrennstall baute seinen Vorsprung im Klassement damit aus - auch, weil Ferrari enttäuschte: Carlos Sainz und Charles Leclerc kamen nicht über die Plätze vier und fünf hinaus. George Russell im Mercedes wurde Dritter.
McLaren-Star widersetzt sich Team
Kurios: Auf der Zielgeraden ließ der bis dahin führende Norris seinen Teamkollegen Piastri passieren und schenkte ihm den Sieg, es war der Dank für dessen Hilfe in den vergangenen Monaten im Kampf um die Fahrer-WM. Diese hatte Max Verstappen am vergangenen Wochenende in Las Vegas vorzeitig für sich entschieden.
„Es war dann ein bisschen enger, als ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich hatte mir schon seit Brasilien vorgenommen, mich bei Oscar zu revanchieren. Auch wenn mir das Team gesagt hat, ich solle es nicht tun“, erklärte Norris nach dem Sprintrennen.
Sein Team hatte Norris eigentlich über Funk klar mitgeteilt, dass sie mit Norris als Rennsieger und Piastri als Zweiter gut leben könnten: „Wir beenden das Rennen in dieser Reihenfolge.“ Eine Teamorder gab es also bei weitem nicht, vielmehr war es eine selbstständige Entscheidung des Briten, der sich den Anweisungen seines Teams verweigerte.
Dies bestätigte nach dem Rennen auch McLaren-Teamchef Zak Brown, der sich über die Geste aber trotzdem freute: „Ja das war auch eine Überraschung für mich. Die Fahrer haben manchmal ihren eigenen Kopf, aber es war wirklich fantastische Teamarbeit heute. Beide sind heute großartig gefahren. Und am Ende war es einfach sein Dankeschön für Brasilien, auch wenn das wirklich nicht nötig gewesen wäre. Das zeigt aber erneut, wie fantastische Teamkollegen die beiden sind.“
Formel 1: Piastri bedankt sich für Norris-Hilfe
Im Rennen zuvor hatte Norris schon alles getan, um den für die Konstrukteurs-WM so wichtigen Doppel-Sieg zu sichern. Nachdem sein Teamkollege George Russell im Mercedes am Start überholt hatte, bekam er im Rennen immer größere Probleme im Duell mit Russell. Deswegen fuhr Norris immer wieder extra langsamer, damit Piastri so auf der geraden DRS nutzen konnte, um sich gegen die Angriffe zu verteidigen.
Dementsprechend dankbar zeigte sich der Australier nach dem Rennen, der zudem deutlich machte, dass er ohne die Hilfe seines Teamkollegen wohl nicht nur nicht gewonnen hätte, sondern wohl auch hinter Russell zurückgefallen wäre.
„Während des gesamten Rennens ging es nur um Verteidigung. Ich hatte einen guten Start und eine gute Kurve 1, aber ich hatte nicht ganz die Pace. Ich glaube, ich habe die Vorderreifen zu Beginn ein wenig zerstört“, gestand Piastri nach dem Rennen und betonte: „Ich hatte für den Rest des Sprints ein wenig zu kämpfen, aber es war tolles Teamwork.“
„Ohne diese Hilfe von Lando wäre es ein viel schwierigerer Sprint geworden. Schön, einen McLaren-Doppelsieg zu haben“, freute sich Piastri.
McLaren nach Ferrari-Enttäuschung auf WM-Kurs
Vor den verbleibenden Grand Prix am Sonntag (ab 17.00 Uhr im LIVETICKER) in Katar und eine Woche später in Abu Dhabi hat McLaren nun 30 Punkte Vorsprung auf die Scuderia, noch 88 Punkte sind zu gewinnen. Red Bull fiel indes noch weiter zurück, der frisch gekürte Weltmeister Verstappen holte als Achter bloß einen Punkt am Samstag - dabei musste er sich auch Nico Hülkenberg geschlagen geben, der als Siebter weitere wertvolle Zähler für sein Haas-Team gewann.
Die Ausgangslage ist nun vor allem deshalb so komfortabel für McLaren, weil die Strecke in Katar eigentlich als Vorteil für Ferrari galt. Norris und Piastri wollten an diesem Wochenende vor allem den Schaden begrenzen, stattdessen spricht nun einiges dafür, dass sie im Hauptrennen am Sonntag den Abstand weiter ausbauen können. Das Qualifying zum Großen Preis steigt am Samstagabend (heute ab 19.00 Uhr im LIVETICKER).
Eine Rolle im Zweikampf der alten Rivalen McLaren und Ferrari spielt auch Mercedes, Russell nahm der Scuderia wichtige Punkte weg. McLaren holte 1998 zuletzt den Titel des besten Rennstalls, für Ferrari war die Team-WM 2008 der letzte Triumph.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)