Russland geht nun auch offiziell gegen die von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verhängte Vierjahressperre vor.
Russland geht gegen Sperre vor
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"Wir haben heute eine ganze Reihe Dokumente an die WADA geschickt. Darunter auch die Mitteilung, dass wir die Sanktionen nicht akzeptieren", sagte Juri Ganus, Chef der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, am Freitag.
Es steht nun eine monatelange juristische Auseinandersetzung bevor, die sich bis zu den Olympischen Spielen in Tokio (24. Juli bis 9. August) hinziehen könnte.
WADA muss CAS anrufen
Bereits in der vergangenen Woche hatte Russland diesen Schritt angekündigt. Das weitere Verfahren sieht nun vor, dass die WADA den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen muss, um die Sanktionen durchzusetzen. Da der Einspruch aufschiebende Wirkung hat, werden die Sanktionen zunächst nicht rechtskräftig.
Ganus, der in den vergangenen Wochen und Monaten als Kritiker des russischen Sportsystems und der Sportfunktionäre Aufmerksamkeit erlangte, verfasste zudem einen eigenen Brief an die WADA, in dem er seine persönliche Einstellung deutlich machte.
"Mit Bedauern muss ich Sie darüber informieren, dass alle meine Versuche, Veränderungen an der RUSADA-Mitteilung herbeizuführen, gescheitert sind", schrieb er.
Der französischen Nachrichtenagentur AFP teilte er zudem mit, es sei "praktisch unmöglich", gegen die Sperre der WADA vorzugehen.
WADA von Richtigkeit der Sperre überzeugt
Laut dem am 1. Januar scheidenden Präsidenten Craig Reedie bleibt die WADA "überzeugt davon", die richtige Entscheidung getroffen zu haben. "Wir werden diese Entscheidung mit äußerster Kraft vor dem CAS verteidigen", sagte Reedie.
Die WADA hatte am 9. Dezember wegen Manipulationen an Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor weitreichende Sanktionen gegen Russland beschlossen. Neben der Suspendierung der RUSADA darf Russland unter anderem als Nation nicht an bestimmten sportlichen Großereignissen wie Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften teilnehmen oder diese ausrichten.
Russische Sportler dürfen bei diesen Events unter bestimmten Voraussetzungen als "neutrale Athleten" starten. Betroffen könnten davon unter anderem die Sommerspiele in Tokio 2020 und die Winterspiele in Peking 2022 sowie die Fußball-WM 2022 in Katar sein.
Russland geht Risiko ein
Der nun getätigte Schritt ist für Russland aber nicht ohne Risiko. Der CAS könnte sogar härtere Sanktionen als die WADA verhängen. "Es gibt diese Möglichkeit", sagte Ganus, der zudem erklärte, vor allem seine Amtskollegen aus den USA und Großbritannien könnten sich dafür aussprechen.
Wann das Verfahren vor dem CAS eröffnet wird, ist derzeit noch völlig offen. Auch, wie lange es dauern wird. Der Sportrechtsexperte Michael Lehner hatte zuletzt angezweifelt, dass dies vor der Eröffnungsfeier in Tokio geschehen werde.
Bereits die Sommerspiele in Rio 2016 waren vom russischen Dopingskandal überschattet gewesen. Damals herrschte bis kurz vor dem Start der Wettkämpfe große Verwirrung darum, welche russischen Athleten starten dürften. Bei den Winterspielen in Pyeonchang 2018 kämpften russische Sportler als "Olympic Athletes from Russia" um Medaillen.