Noah Lyles ist der schnellste Mann der Welt, weil er beim packenden Sprint-Showdown von Paris 0,005 Sekunden früher im Ziel war als Kishane Thompson - und zwar nach 9,784 Sekunden. So mancher Beobachter hatte beim 100-Meter-Irrsinn am Sonntagabend allerdings zunächst ein anderes Ergebnis erkannt.
Alles sauber? Wirbel um 100-Meter-Finale

Viele Olympia-Fans sahen zunächst - wie übrigens auch Lyles selbst - den Jamaikaner Thompson ganz vorne. Der Grund: Dieser überquerte die Linie wohl als Erster mit dem Fuß, auch mit dem Kopf schien er hauchdünn in Führung zu liegen. Das war allerdings nicht entscheidend.
Denn bei den Laufwettbewerben ist der Torso der Athleten ausschlaggebend. Soll heißen: Wer die Linie als Erster mit dem Oberkörper (Arme und Kopf zählen nicht dazu) überquert, gewinnt. Die zahlreichen Wortmeldungen in den Sozialen Medien, in denen zum Teil gar ein Betrug an Thompson gewittert wurde, sind also unbegründet.
Auf den finalen 34,85 Metern konnte der US-Amerikaner seine Geschwindigkeit halten, während seine Gegner ihr Tempo verlangsamten. Beeindruckend: Lyles erreichte eine Höchstmarke von 43,6 Kilometer pro Stunde.
Lyles ist noch lange nicht satt
Thompson warf den Kopf nach vorne, Lyles die Brust - und sicherte sich so in einem irren Finish den Sieg. „Genau das wollte ich, diesen harten Kampf gegen unfassbar starke Gegner“, sagte Lyles und verkündete lauthals: „Ich bin der Wolf unter den Wölfen.“
Dass er schlussendlich die Ziellinie als Erster überquerte, schien im Moment des Starts unwahrscheinlich. Denn: Seine Reaktionszeit war mit 0,178 Sekunden im Vergleich zu den anderen Athleten eher langsam.
Der US-Star, der schon vor dem 100-m-Finale große Töne gespuckt hatte, kündigte gleich noch weitere Highlights an. „Einen größeren Moment hätte man sich nicht wünschen können. Ich hoffe, ihr Leute mögt Noah, denn von mir wird noch eine Menge mehr kommen.“
Lyles bieten sich in Paris noch drei weitere Chancen auf Gold: Er will über die 200 Meter sowie mit der Staffel über 4x100 m triumphieren.