Deutschlands bekanntester Para-Athlet war baff über die ursprüngliche Entscheidung - und war damit offensichtlich nicht allein.
Neues Russland-Beben: „Für klare Linie“
Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus dürfen zu den Winter-Paralympics, unter neutraler Flagge, so verkündete es das Internationale Paralympische Komitee (IPC) am Mittwoch.
Vorausgegangen waren gewaltige Verwerfungen, die dem IPC innerhalb kurzer Zeit über den Kopf gewachsen waren - das Ergebnis ist nun aber aus Sicht des viermaligen Sommer-Siegers Markus Rehm das einzig richtige. (Putin Krieg gegen die Ukraine und seine Auswirkungen auf den Sport: Alle News im Liveticker)
Markus Rehm befürwortet „klare Linie“
„Ich bin hier für eine klare Linie und keine russischen Athleten bei den Paralympics“, sagt der Weitspringer im Gespräch mit SPORT1.
Um die 83 Athletinnen und Athleten, die nun wohl außen vor sind - sollte die angekündigte Klage vor dem Sportgerichtshof CAS keinen Erfolg haben -, tut es dem 33-Jährigen dabei leid: „Natürlich habe ich absolutes Verständnis für russische Athleten, die unter einem Startverbot leiden. Da kann wohl jeder Spitzensportler mitfühlen. Höchstwahrscheinlich können Sie nichts für die aktuellen Handlungen des Präsidenten und sind vielleicht sogar selbst gegen diesen Krieg.“
Gleichzeitig macht er aber auch klar: „Wenn bei unschuldigen russischen Sportlern Träume platzen, kann man dies nicht ansatzweise mit den ebenso unschuldigen Menschen in der Ukraine vergleichen, die aktuell um ihr Leben bangen oder es bereits gelassen haben!“
Das Unverständnis über die Entscheidung, Russland und Belarus in diesem Kontext nicht komplett auszuschließen, hatte das IPC offensichtlich massiv unterschätzt - und es fiel dem Verband auf die Füße.
IPC beugt sich Druck - und entfacht neuen Ärger
„Es war eine hohe Anzahl von Athleten, NPCs und Teams, die angekündigt haben, nicht gegen Russland anzutreten“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons am Donnerstag - und sprach von einer „einzigartigen und unmöglichen Lage“. In den Olympischen Dörfern habe es „große Bedenken wegen der Sicherheit“ gegeben.
Die Art und Weise, wie das IPC zurückruderte, sorgte für neuen Ärger: Der Interessenverband Athleten Deutschland bemängelte, dass das IPC „diese Entscheidung aus reinem Selbstschutz und nicht als Antwort auf die russische Aggression und den Bruch des Olympischen Friedens getroffen“ habe.
DBS-Athletensprecherin Mareike Miller schrieb bei Twitter, dass sie sich „schäme, weil es nicht so klingt als wäre das IPC nun zumindest von dieser Entscheidung überzeugt“.
Rehm hofft derweil, dass das Signal seine Wirkung am Ende nicht verfehlt: „Ich habe die Hoffnung, dass die russische Gesellschaft das deutlich spürt und somit hoffentlich versteht, was ihr Präsident aktuell anrichtet.“