Mit klaren Worten hat sich Jan Ullrich bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Jan Ullrich Cycling Festivals zur Zukunft des deutschen Radsports, zur Nachwuchsförderung und zu seiner Rolle als Mentor geäußert.
Ullrich: „Man hat mir verziehen“
Auf Nachfrage von SPORT1 betonte der Tour-de-France-Sieger von 1997: „Das ist, was wir versuchen, Step by Step. Man kann nichts auf Biegen und Brechen machen. Aber ich bin gerne bereit, meine Erfahrung und meine Energie einzubringen, weil ich diesen Sport über alles liebe“.
„Wir brauchen die Profi-Szene“
Ullrich lobte insbesondere die Nachwuchsarbeit in Vereinen und Schulen: „Ich glaube, dass wir eine gute Nachwuchsförderung haben. Ich sehe das an meinen Kindern, da habe ich jetzt ein bisschen mehr Einblick. Es gibt Vereine, die wirklich fördern und sich wirklich bemühen, in den Schulen Talente zu finden.“
Gleichzeitig betonte er die Rolle des Profiradsports. „Natürlich brauchen wir die Profiszene. Die Tour de France zu gewinnen, das wünscht sich jedes Land, aber man sieht, dass wir das in Deutschland erst einmal geschafft haben”, stellte Ullreich fest: „Das ist keine einfache Geschichte.“
Die Basis, so Ullrich, sei aber vielversprechend: „Wir haben gute Profiteams in Deutschland, wir haben tolle Veranstaltungen und wir haben auch Erfahrung. Das sollten wir fördern.“
Ein „Volksfest“ für Familien
Auf eine weitere Frage von SPORT1, ob er sich als Mentor sehe und ob ein strukturiertes Nachwuchsprogramm geplant sei, antwortete Ullrich offen. „Es ist noch nichts Konkretes geplant, aber man sieht, dass wir sehr bewusst sind und aus dem Cycling Festival nicht nur ein Rennen machen, bei dem die Legenden in der ersten Reihe stehen, dann gibt es einen Startschuss, dann sind sie weg und man sieht sie nie wieder“, sagte er.
Vielmehr solle das Festival junge Menschen ansprechen und ein „Volksfest“ für Familien sein: „Nicht nur, weil ich selbst Kinder habe, sondern weil ich das für wahnsinnig wichtig halte, dass man Menschen und Familien zusammenbringt.“
Lance Armstrong auch mit dabei
Genau hier setzt das Jan Ullrich Cycling Festival an, das vom 13. bis 15. Juni am Bodensee stattfindet: Neben Legenden des Radsports wie Lance Armstrong, Erik Zabel, Jens Voigt und Rolf Aldag stehen Familienfreundlichkeit, Jugendförderung und Gemeinschaft im Vordergrund.
Der 51-Jährige hofft, dass sich daraus langfristig mehr entwickelt: „Man sieht schon: Was wir für Kinder und Familien machen, dass wir sehr bewusst auch an die Jugend herangehen. Alles andere wird sich dann entwickeln.“
„Ich bin meinen Fans sehr dankbar“
Offen sprach er auch über die Reaktionen auf seine Vergangenheit. Nach Dopinggeständnis, Entzug und der Amazon-Doku „Jan Ullrich – Der Gejagte" sowie seinem kürzlich erschienenen Buch hat er das Gefühl, dass seine Fans ihm verziehen haben.
„Das Feedback, das ich von den Fans bekommen habe, nachdem die Doku rausgekommen ist, das war einfach sehr schön. Das war für mich damals eine Verarbeitung und ein Riesenschritt, ich bin meinen Fans sehr dankbar”, schilderte Ullrich: „Ich habe das Gefühl, dass man mir da verziehen hat“.
Alkohol, Drogen, Verhaftungen sind Vergangenheit - Jan Ullrich wirkt heute wie ein Mann, der seinen Platz gefunden hat. Mit neuem Fokus, konkreten Ideen und einem klaren Ziel: dem deutschen Radsport wieder mehr Strahlkraft zu verleihen. Schritt für Schritt.