Der ehemalige deutsche Radrennfahrer Rick Zabel wundert sich über die Denkweise beim Team Red Bull-Bora-hansgrohe. Genauer gesagt über das, was am Samstag bei der 1. Etappe der Tour de France passierte. Da verlor Kapitän Primoz Roglic an einer Windkante den Anschluss nach vorne und 39 Sekunden auf die großen Favoriten Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar.
Tour de France: Empörung über Roglic! "Eine Wahnsinnsaussage"
Empörung über „Wahnsinnsaussage“
War es ein taktischer Fehler, dass Roglic und seine Helfer im entscheidenden Moment zu weit hinten im Feld platziert waren? Zumindest aus Sicht von Sportdirektor Rolf Aldag nicht. Sein Team habe sich absichtlich weiter hinten aufgehalten, um einer möglichen Sturzgefahr aus dem Weg zu gehen, erklärte er. Für ihn zähle vielmehr, dass Roglic zeitgleich mit Remco Evenepoel ins Ziel kam, der die Flucht der Spitzengruppe 17 Kilometer vor Schluss ebenso verpasst hatte.
“Krass, dass das so offen formuliert wurde”
Mit dem Belgier wird Roglic womöglich um den dritten Podiumsplatz kämpfen, glaubte Aldag - was Zabel als seltsames Zeichen empfindet. „Ich fand es sehr bemerkenswert, dass da eigentlich schon gesagt wurde, dass der Hauptkonkurrent um Platz drei und das Podium Remco Evenepoel ist“, sagte er im Podcast „Ulle & Rick“, den er mit Ex-Tour-Sieger Jan Ullrich betreibt: „Da hört man jetzt schon raus, dass man gar nicht damit rechnet, irgendeine Chance gegen Pogacar oder Vingegaard zu haben.“
„Zu Verteidigung muss man sagen: Kaum jemand rechnet damit, dass bei den beiden ein anderer mithalten kann“, so Zabel weiter. „Aber ich finde es krass, dass das so offen formuliert wurde und das Team offenbar denkt: Gegen die haben wir sowieso keine Chance. Für uns geht es um Platz drei.“ Während Soudal Quick-Step, das Team von Evenepoel, den taktischen Fehler zugab, klang die Begründung bei Red Bull-Bora-hansgrohe eher nach fehlendem Vertrauen in den eigenen Kapitän.
Experte von Roglic-Aussagen erstaunt
Es war nicht das erste Mal, dass Aussagen aus dem Team Red Bull-Bora-hansgrohe für Aufsehen sorgten. Roglic selbst wurde vor dem Start der 1. Etappe gefragt, ob er sich dieses Jahr endlich den Gesamtsieg holen könne. „Wenn ich ehrlich bin, ist es mir egal, wissen Sie”, antwortete der Slowene darauf. „Ob ich nun zehn Tours de France gewonnen habe oder eine oder gar keine, es wird meine Karriere nicht verändern. Es wird sie nicht verändern.“
Mit dieser unbekümmerten Haltung, die Roglic damit vermittelte, brachte er den ehemaligen britischen Meister Adam Blythe auf die Palme. „Das war eine Wahnsinnsaussage. Er wurde in einem Interview gefragt, ob er glaubt, dass er auf die oberste Stufe des Podiums kommen kann, und er sagte, dass es ihm egal ist“, betonte Blythe vor dem Start der zweiten Etappe auf TNT Sports und legte nach.
“Ein Schlag ins Gesicht für seine Teamkollegen”
„Aus meiner Sicht ist das ein Schlag ins Gesicht für seine Teamkollegen. Wenn er gestern nicht dabei war, weil er nicht in der richtigen Position war, oder aus welchem Grund auch immer, und er sagt: ‚Das ist mir egal‘, und dann versucht er es fast nicht“, so Blythe weiter. „Es ist schrecklich, so etwas zu sagen. Es ist respektlos gegenüber dem gesamten Team und den Mitarbeitern um dich herum.“
Blythe wolle Roglic gegenüber nicht böse sein, „aber das war schlichtweg falsch“, stellte der 35-Jährige klar. „Man nimmt an einem Radrennen teil, um zu gewinnen. Ich will damit nicht sagen, dass er sich nicht kümmert.“ Es sei einfach das Falsche gewesen, was Roglic von sich gegeben habe, sagte Blythe noch einmal.