Auf dem Tennis-Court war sie eine der größten Rivalinnen der deutschen Jahrhundertspielerin Steffi Graf - außerhalb des Platzes schrieb sie in den vergangenen Jahren immer wieder weniger schöne Schlagzeilen.
Der hässliche Zerfall einer legendären Tennis-Dynastie
Hässlicher Zerfall einer Dynastie
Finanzielle Probleme, ein Riss innerhalb der Familie, Ärger mit der Justiz: Das zweite Leben der 51-Jährigen war voller unerfreulicher Turbulenzen. Soeben ist sie einem bitten Tiefpunkt entgangen, als sie vor Gericht eine drohende Verurteilung zu vier Jahren Gefängnis abwendete.
Viel durchgemacht hat sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten dennoch, nicht wenig offenbar aufgrund schlechter Einflüsse im engsten Familienkreis.
- Der Tennis-Podcast „Cross Court“ bei SPORT1, auf meinsportpodcast.de, bei Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt
Arantxa Sánchez Vicario begegnete Steffi Graf in 7 Major-Finals
Sánchez Vicario, geboren am 18. Dezember 1971 in Barcelona, folgte 1985 ihren Brüdern Emilio und Javier in den Profizirkus und wurde zur erfolgreichsten Vertreterin der Tennis-Dynastie.
1989 überraschte die damals 19 Jahre alte Katalanin, indem sie nach Grafs Golden-Slam-Jahr 1988 deren Siegesserie bei Major-Turnieren beendete: Die kampf- und konterstarke Sánchez Vicario rang Graf im Finale der French Open nieder - ihr erster von insgesamt vier Grand-Slam-Erfolgen im Einzel.
1994 und 1998 triumphierte Sánchez Vicario zwei weitere Male in Roland Garros (mit Endspielerfolgen über Mary Pierce und Monica Seles), 1994 siegte sie auch im Finale der US Open gegen Graf - gegen die sie allerdings fünf weitere Grand-Slam-Finals verlor (einmal bei den Australian Open, je zweimal in Paris und Wimbledon). Keiner anderen Rivalin begegnete Graf häufiger auf der großen Bühne.
Viele berühmte Weggefährtinnen
Sechs weitere Grand-Slam-Titel holte Sánchez Vicario im Doppel - zusammen mit Helena Sukova, der verstorbenen Jana Novotna und der US-Amerikanerin Chanda Rubin.
Als damals siebte Spielerin überhaupt erreichte Sánchez Vicario 1995 Platz 1 der WTA-Weltrangliste, sie thronte elf Wochen an der Spitze - im Doppel 111.
Insgesamt sackte Sánchez Vicario im Lauf ihrer Karriere 29 Titel ein, feierte auch Endspielsiege über zahlreiche andere Topstars wie Gabriela Sabatini, Martina Navratilova und die junge Venus Williams - gegen Serena Williams gab es zwischen 1998 und 2000 auch noch einige Duelle. Bei Olympia feierte Sánchez Vicario ebenfalls Erfolge, holte 1992 in ihrer Heimat Barcelona und 1996 in Atlanta je zweimal Silber und Bronze, im Einzel und Doppel mit Landsmännin Conchita Martinez.
2002 beendete sie ihre Karriere - hatte aber offenbar nicht viel von den Früchten ihrer Arbeit.
Gesamtes Vermögen angeblich veruntreut
In einer 2012 veröffentlichten Biografie warf sie ihren Eltern vor, die gesamten Einnahmen ihrer Laufbahn (rund 56 Millionen Euro) ausgegeben zu haben, sie klagte gegen Vater Emilio Sr. und Bruder Javier wegen Veruntreuung, der Fall endete mit einem außergerichtlichen Vergleich.
Die innerfamiliäre Beziehung blieb über den Tod von Arantxas Vater im Jahr 2016 zerrüttet: Als sie und ihr damaliger Mann Josep Santacana die letzte Ruhestätte besuchen wollten, kam es zu hässlichen Szenen. Santacana wurde von den anderen Angehörigen beschimpft und aufgefordert zu gehen, es soll fast zu Handgreiflichkeiten mit Javier gekommen sein, Mutter Marisa fiel in Ohnmacht.
Auch Arantxa wurde letztlich rausgeworfen, Bruder Emilio - zu dem das Verhältnis intakt ist - erklärte, dass ihr Mann als Verursacher des Unfriedens gesehen wurde.
Sánchez Vicario - die 2014 in die USA zog - geriet selbst mehrmals wegen Vermögens- und Steuerangelegenheiten ins Visier der Justiz, letztlich kam es darüber auch zum Riss mit Santacana, Vater ihrer zwei Kinder Arantxa jr. und Leo.
Dem Geschäftsmann Santacana wird auch von Sánchez Vicario nun vorgeworfen wird, Vermögenswerte seiner Frau verschleiert zu haben, um einer 7,5 Millionen Euro teuren Zahlung an eine Bank zu entgehen, bei der sie wegen ihrer Steuerschulden Kredite aufgenommen hatte.
Weil die mitangeklagte Sánchez Vicario vor Gericht unter Tränen glaubhaft gemacht hat, arg- und in Geldangelegenheiten ahnungslos agiert zu haben, wird sie nun wohl nur eine Bewährungsstrafe bekommen. Ihrem Ex-Mann, von dem sie seit 2019 geschieden ist, drohen weiter vier Jahre Knast.