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Für Hoeneß ein "geldgieriger Piranha" - so tickt Lewandowski-Berater Pini Zahavi

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Für Hoeneß ein "geldgieriger Piranha" - so tickt Lewandowski-Berater Pini Zahavi

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Zerfleischt er die Bundesliga?

Uli Hoeneß sieht in ihm einen „geldgierigen Piranha“, aber wer ist Robert Lewandowskis umstrittener Berater Pini Zahavi eigentlich? SPORT1 geht auf Spurensuche.
Robert Lewandowski zeigt, dass die Bundesliga-Klubs ein weitreichendes Problem haben und von ihren Spielern leicht zu Transfers gezwungen werden können.
Alexander Kortan
Alexander Kortan

Robert Lewandowski ist nicht mehr gut auf den FC Bayern zu sprechen. Und die Münchner auf seinen Berater Pini Zahavi erst recht nicht. Denn der israelische Spielervermittler übt mächtig Druck auf den deutschen Rekordmeister aus, damit sein Klient zum FC Barcelona wechseln kann.

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In der zunehmenden Schlammschlacht um die Zukunft des Stürmerstars hatte der 78-Jährige vor kurzem in der Bild nicht nur pikante Interna aus den Gesprächen mit den Bayern-Bossen öffentlich preisgegeben, sondern damit auch das Vertrauensverhältnis zwischen Klub und Spieler beschädigt.

„Was sicher ist: Meine Ära bei Bayern München ist vorbei. Ich sehe keine Möglichkeit, meine Karriere in diesem Klub fortzusetzen angesichts dessen, was in den vergangenen Wochen vorgefallen ist“, erklärte Lewandowski nun selbst im Kreise der polnischen Nationalmannschaft mit Bezug auf die gescheiterten Vertragsverhandlungen mit den Bayern.

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Zahavi weist Bayern-Vorwürfe zurück

Nicht zum ersten Mal haben die Bayern ein Problem mit dem von Uli Hoeneß im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 als „geldgierigen Piranha“ betitelten Zahavi. Im Zuge der gescheiterten Vertragsverhandlungen um David Alaba soll dieser eine Berater-Gage im zweistelligen Millionenbetrag aufgerufen haben.

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„Ich wurde zum Feindbild auserkoren, weil David Alaba vor einem Jahr für sich die Entscheidung getroffen hatte, den Verein zu verlassen“, erklärte Zahavi. Der Wechsel sei zustande gekommen, „weil die Verantwortlichen in den Verhandlungen ihm gegenüber selbstgefällig waren“, und nicht etwa deshalb, weil er den Spieler beeinflusst habe.

Auch bei Lewandowski, anders als von den Bayern vermutet, habe es keine Einflussnahme gegeben: „Robert hatte gemeinsam mit seiner Familie bereits entschieden, den FC Bayern zu verlassen. Keine Sorge, niemand hat ihm den Kopf verdreht.“

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Wer also ist Zahavi? Ein geldgieriger Geschäftsmann ohne Skrupel und Moral, der die Bundesliga zerfleischt? Oder doch ein tüchtiger und gewiefter Ex-Sportjournalist, der sich in der Fußball-Szene einen Namen gemacht hat und dem viele Stars vertrauen? SPORT1 geht auf Spurensuche.

„Nicht für Rest meines Lebens ein armer Reporter“

Zahavi wurde 1943 in Nes Ziona als Sohn eines Ladenbesitzers geboren, der Baumaterial an örtliche Handwerker verkaufte. Nachdem er die Universität verlassen hatte, arbeitete er als Fußball-Journalist für die israelischen Zeitungen Hadashot Hasport, Jedi‘ot Acharonot und Hadashot.

Doch damit wollte sich Zahavi nicht ewig begnügen. „Ich will nicht für den Rest meines Lebens ein armer Reporter sein“, soll er damals gesagt haben. Wie kaum ein anderer in den 70er Jahren verstand er, dass ein breites Netzwerk im internationalen Fußball ihm früher oder später noch nützlich sein könnte.

Die WM 1974 war die perfekte Bühne für ihn. Der damals 31-Jährige lernte in Deutschland viele Spieler, Trainer und Manager persönlich kennen. Vor allem aus Großbritannien, weshalb er in den folgenden Jahren immer wieder auf die Insel flog, um Interviews zu führen.

Fünf Jahre später war sein Kontaktbuch so voll, dass er alle vier Wochen nach England fliegen musste. Doch eine Begegnung am Londoner Flughafen sollte sein Leben grundlegend verändern.

„Ich steckte am Heathrow-Flughafen fest, weil ein Sturm über London tobte“, erzählte Zahavi. Als er auf seinen Rückflug nach Tel Aviv wartete, erkannte der Israeli plötzlich Peter Robinson, den damaligen Vorstandsvorsitzenden des FC Liverpool.

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Cohen-Wechsel verändert Zahavis Leben

„Ich bin einfach zu ihm hin, habe mich vorgestellt und angefangen, mit ihm über Fußball zu plaudern“, sagte Zahavi weiter. Doch der Small Talk genügte ihm nicht, sodass er den Liverpool-Boss ohne Umschweife fragte: „Wie wär‘s, warum schaut ihr euch nicht einen guten israelischen Fußballer an?“

1979 beschränkte sich Scouting meist auf die nähere Umgebung. Spielerberater gab es auch nur wenige. Doch Zahavi hatte den richtigen Riecher und das Quäntchen Glück, das man benötigt. Avi Cohen wurde von Liverpool zum Probetraining eingeladen, für gut befunden und für 275.000 Euro von Maccabi Tel Aviv verpflichtet.

Zahavi bekam seine erste Provision für den Transfer und kam auf den Geschmack: „Der Cohen-Wechsel hat mir gezeigt, wie viel Geld im Fußball steckt.“ In den 90er wickelte er dann zwei weitere Wechsel ab: Ronny Rosenthal landete in Liverpool, Eyal Berkovic 1996 erst beim FC Southampton und 1997 dann bei West Ham United.

1998 gab er schließlich seinen Beruf als Journalist auf und ist seitdem einer der mächtigsten Spielerberater weltweit. Zwei Jahre später nämlich kassierte Zahavi beim Verkauf von Rio Ferdinand zu Leeds United erstmals eine siebenstellige Summe. Er war nun Millionär. Und sein Konto füllte sich 2002 weiter, als Manchester United 46 Millionen Euro für Ferdinand auf den Tisch legte.

Sir Alex Ferguson, der damalige Trainer, sagte, Zahavi habe „mehr Kontakte als Henry Kissinger“, der ehemalige Außenminister der USA. Mit dem knurrigen Schotten ist er bis heute noch gut befreundet und transferierte Juan Sebastián Verón für 43 Millionen Euro von Lazio Rom ebenfalls zu den Red Devils. Später brachte er mit Carlos Tévez und Javier Mascherano zwei weitere Argentinier bei West Ham unter.

Zahavi überzeugte Abramovich vom Chelsea-Kauf

Doch die dicksten Deals sollten erst noch kommen, nachdem zur Jahrtausend-Wende in der Premier League die Ablösesummen ins Unermessliche gestiegen waren und immer mehr ausländische Investoren sich die Klubs zu eigen machten. So heißt es, dass der Israeli damals Roman Abramovich vom Kauf des FC Chelsea überzeugt haben soll.

Danach gehörte Zahavi zum „Inner Circle“ des russischen Oligarchen und wickelte fortan zahlreiche Blues-Transfers ab. 2006 sorgte aber die umstrittene Verpflichtung von Ashley Cole für viel Wirbel: Der Engländer stand beim FC Arsenal langfristig unter Vertrag und Chelsea hätte nicht ohne die Zustimmung der Gunners mit Cole verhandeln dürfen, tat es trotzdem.

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Ein klarer Regelverstoß, gegen den Arsenal beim englischen Fußballverband (FA) Protest einlegte. Letzten Endes wurde Coles Berater Jonathan Barnett für ein Jahr die Lizenz entzogen, während Zahavi ungestraft davonkam. Er sei weder ein Anhänger von Cole noch habe er „offiziell Chelsea vertreten“, beschwichtigte der Spielerberater.

Auch beim Verkauf des FC Portsmouth an Alexandre Gaydamak hatte er seine Finger mit im Spiel. Eine Gefälligkeit für dessen Vater Arcadi Gaydamak, israelischer Milliardär russischer Abstammung und Besitzer von Beitar Jerusalem, der einst aus Frankreich fliehen musste, weil gegen ihn ein internationaler Haftbefehl wegen Waffenschmuggels erlassen wurde.

„Pini hat sich seinen Erfolg mit all seiner Akribie, Ehrlichkeit und Professionalität erarbeitet“, sagte Avram Grant einmal zu Spox und Goal. „Sonst wäre er nicht überall so gut vernetzt, sonst würden ihm nicht so viele Stars vertrauen.“ Der Freund Zahavis trainierte nicht nur Portsmouth, sondern auch West Ham und Chelsea. Vereine, bei denen der israelische Spielerberater ein- und aus geht.

Zahavi macht Neymars Mega-Deal zu PSG perfekt

Für Aufsehen sorgte auch 2017 der 222 Millionen Euro schwere Neymar-Deal, als der Brasilianer den FC Barcelona verließ und zu Paris Saint-Germain wechselte. Allein durch diesen Transfer soll Zahavi zwölf Millionen Euro abgestaubt haben.

Fußball-Stars wie Neymar, Christopher Nkunku, Alaba und Lewandowski schätzen seine Expertise und vor allem sein großes Netzwerk. Der 78-Jährige gilt als Spielerberater, der die Interessen seiner Klienten mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln durchboxt. Das bekamen die Bayern bei Alaba schon zu spüren, und nun auch bei Lewandowski!

Auf Hoeneß' Vorwurf, er sei „ein geldgieriger Piranha“, sagte Zahavi damals: „Wir haben nie gesprochen, er kennt mich nicht - wie kann er solche Dinge über mich sagen?“ Und verwies auf seine zahlreichen Top-Deals. Er habe in seiner Laufbahn „nie“ für Probleme gesorgt. Nicht ganz, nur kam er bislang immer ungeschoren davon.

Nach seiner Attacke gegen Alaba-Berater Pini Zahavi legt Uli Hoeneß gegen die Branche nach. Der Ehrenpräsident des FC Bayern wünscht sich zudem mehr Proaktivität der Spieler.
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Uli Hoeness stänkert erneut gegen die Berater im Profifußball

Zahavi selbst sagte einmal: „Ich habe sehr gute Verbindungen, weil ich nie jemanden im Stich lasse und nie mit Tricks spiele. Ich interessiere mich nur für Fußball, Fußball, Fußball. So einfach ist das.“

Und sein Freund Grant beschreibt ihn wie folgt: „Sie finden kaum einen warmherzigeren Menschen in dieser Branche. Pini ist ein echter Gentleman.“ Ein Gentleman, der jedoch mit harten Bandagen kämpft.

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