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"Die Bayern müssten das eigentlich wissen"

„Bayern müsste das eigentlich wissen“

Talent Nestory Irankunda verlässt nach seiner Schweiz-Leihe den FC Bayern. Zwei Weggefährten bei den Grasshoppers erklären bei SPORT1, wie sich der 19-Jährige geschlagen hat - und was sein Problem ist.
Australien-Trainer Graham Arnold spricht über seinen Schützling Nestory Irankunda, dessen Wechsel zum FC Bayern - und wie sich der 18-Jährige bisher in München zurechtfindet.
Talent Nestory Irankunda verlässt nach seiner Schweiz-Leihe den FC Bayern. Zwei Weggefährten bei den Grasshoppers erklären bei SPORT1, wie sich der 19-Jährige geschlagen hat - und was sein Problem ist.

Nestory Irankunda kam im Sommer 2024 als spannendes Talent zum FC Bayern, der ihn für weniger als eine Million Euro von Adelaide United holte – mit der Vision, dass sich der australische Nationalspieler langfristig bei den Münchnern durchsetzen könnte.

Doch nur ein Jahr später ist klar: Der Plan ist vorerst gescheitert. Irankunda wurde nach einer Leih-Station bei den Grasshoppers in Zürich verkauft und zieht direkt weiter – zum englischen Zweitligisten FC Watford. (NEWS: Alles zum Transfermarkt im SPORT1-Transferticker)

Eine vielversprechende Karriere hat damit ihren ersten Dämpfer erhalten. Eine Zukunft beim Rekordmeister scheint vorerst in weite Ferne gerückt.

Bayern? „Noch nicht jetzt“

Dabei sei unstrittig, dass der 19-Jährige über großes Talent verfüge, betont Michael Henke, der Co-Trainer der Grasshoppers, im Gespräch mit SPORT1.

„Irankunda ist ein hochveranlagter Offensivspieler – ganz klar mit Potenzial für die Bundesliga. Er hat auch das Potenzial, eines Tages beim FC Bayern eine Rolle zu spielen, allerdings noch nicht jetzt”, stellt der frühere Assistent von Ottmar Hitzfeld beim BVB und den Bayern klar.

In der Rückrunde der Saison 2024/2025 zeigte Irankunda in Zürich durchaus, was in ihm steckt: In 21 Pflichtspielen kam er auf ein Tor und drei Assists, überzeugte vor allem mit Tempo, Dribblings und Dynamik.

„Er verfügt über eine unglaubliche Geschwindigkeit am Ball und bringt eine hohe Intensität in alles, was er auf dem Platz macht – dadurch ist er kaum zu halten und schwer auszurechnen“, erklärt Henke.

Irankunda braucht „eine besondere Behandlung“

Tomas Oral, Irankundas Cheftrainer in Zürich, lobt insbesondere die Vielseitigkeit des Youngsters. „Irankunda liefert ein wahnsinniges Gesamtpaket: Schnelligkeit, Kopfballstärke, Dribbling – was seine fußballerischen Qualitäten angeht, sieht man das bei nur ganz wenigen Spielern“, sagt der 52-Jährige SPORT1.

Er sieht in Irankunda jedoch mehr als nur einen schnellen Flügelspieler. Für ihn ist der Teenager vor allem eines: ein Künstler. Und solche Spielertypen, betont Oral, „brauchen eine besondere Behandlung.“

Mehr als nur eine Leihe

Das Engagement bei den Grasshoppers war deshalb auch mehr als nur eine Leihe - es war verbunden mit einem Erziehungsauftrag.

„Für uns in Zürich war er ein interessantes Projekt, das wir gut für uns nutzen konnten: Er stand meistens in der Startelf, hat Akzente gesetzt, viele Assists geliefert und sich in der Schweizer Liga Respekt verschafft“, erklärt Henke.

Doch der entscheidende Fortschritt sollte abseits des Rasens erzielt werden. „Irankunda braucht noch einige Entwicklungsschritte in dieser Hinsicht. Abseits des Platzes muss er noch lernen, was es heißt, wirklich professionell zu arbeiten.“

Oral unterstreicht in diesem Zusammenhang, wie wichtig der menschliche Umgang mit dem jungen Australier war. Er beschrieb Irankunda als „liebeswerten, harmonischen Typ mit außergewöhnlichem Charakter und einen echten Teamplayer“, der sich „extrem professionell verhalten“ habe - und trotzdem viel Zuwendung brauche: „Natürlich braucht er Betreuung und viel Wärme.“

Gespräche im Hotelzimmer

Dass diese Betreuung in Zürich sehr ernst genommen wurde, schildert Henke eindrücklich: „Wir sind abends in sein Hotelzimmer gegangen, haben mit ihm gesprochen, ihn gefragt, was er gegessen hat – wir haben uns intensiv um ihn bemüht.“

Ein solches Maß an persönlicher Betreuung sei in München schwer umzusetzen, glaubt Henke. „Ich glaube, dass man bei den Bayern nur begrenzt die Möglichkeit hat, sich so individuell um einzelne Spieler zu kümmern. Dort hat man wohl irgendwann entschieden, dass Irankunda bei ihnen aktuell nicht weiterkommt, weil diese intensive Betreuung nicht leistbar ist – zumal es dort noch viele andere Talente gibt.“

Auch Oral äußerte sich kritisch zum Umgang des FC Bayern mit außergewöhnlichen Talenten wie Irankunda. Er meint, man müsse sich „immer im Vorfeld Gedanken machen, wie man mit ihnen umgeht – insbesondere wenn sie aus einem fremden Land kommen.“ Und bei einem Spieler wie Irankunda, erklärt Oral, „braucht man eine Menge Fantasie.“ Die Bayern „haben hervorragend ausgebildete Leute, die das eigentlich wissen müssten“, kritisiert der Grasshoppers-Coach.

Hinzu kommt noch, dass der 19-Jährige selbst beim Abschied durchaus kritisch anklingen ließ, dass man bei Bayern nach dem Ende der Zürich-Leihe nicht wirklich mit ihm kommuniziert habe.

„Ich habe das Erstliga-Team nicht wirklich gesehen. Gespräche gab es kaum“, sagte er Sky vor wenigen Tagen am Flughafen London Heathrow, als er auf dem Weg nach Watford erwischt wurde,

Oral: „Ein sehr gutes Geschäft für Bayern“

Immerhin soll sich der Rekordmeister beim Deal mit Watford (angeblich drei Millionen Ablöse) eine Rückkaufklausel gesichert haben und bei einem Weiterverkauf 50 Prozent der Ablöse kassieren. „Es war trotzdem ein sehr gutes Geschäft für den FC Bayern – es gibt ja eine Klausel, falls er einschlägt. Das ist ein kluger Schachzug“, meint Oral.

Für Irankunda beginnt jetzt ein neues Kapitel – in einem Land, das er selbst als Wunschziel bezeichnete. „Ich wollte immer schon in England spielen“, so der Offensivspieler. In Watford sieht er nun bessere Chancen auf Spielzeit – vor allem mit Blick auf sein großes Ziel: die WM 2026 mit Australien. „Ich muss spielen“, stellt er klar.

Henke: „Wenn er bereit ist…“

Henke bleibt vorsichtig optimistisch: „Wenn er weiter an sich arbeitet und lernwillig bleibt – besonders im taktischen Verhalten und in der Defensivarbeit –, und wenn er bereit ist, alles für seine Profilaufbahn zu geben, dann hat er die Chance auf eine große Karriere.“

Daran glaubt auch Oral - unter einer Voraussetzung. „Wenn Nestory ein Umfeld hat, das sich wirklich mit ihm beschäftigt, dann hast du einen außergewöhnlichen Spieler in deinen Reihen“, erklärt der Trainer. Entscheidend werde sein, dass er in seiner Entwicklung nicht zu viele Fehler mache – dann, davon ist Oral überzeugt, „wird er für viele Klubs interessant“.

Der gescheiterte Transfer von Irankunda bei Bayern wirft zahlreiche Fragen auf, insbesondere zur Strategie der Transferpolitik des Vereins. Doch während Fans und Analysten die Hintergründe dieser Entscheidung diskutieren, gibt es auch für Sportwetten-Enthusiasten spannende Entwicklungen. Wer den Transfermarkt aufmerksam verfolgt, kann mit dem 100 Prozent bet365 Bonuscode BETSPORT1 Sportwetten platzieren.