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Woran hakt der Müller-Deal?

Woran hakt der Müller-Deal?

Noch ist der Wechsel von Thomas Müller zu den Vancouver Whitecaps nicht perfekt. Das dürfte vor allem an den komplizierten Regeln in der MLS liegen.
Nanu - was macht denn die Legende Thomas Müller zurück auf dem Trainingsplatz der Bayern an der Säbener Straße?
Noch ist der Wechsel von Thomas Müller zu den Vancouver Whitecaps nicht perfekt. Das dürfte vor allem an den komplizierten Regeln in der MLS liegen.

Es ist nun schon mehr als eine Woche her, dass Thomas Müller in seinem kultigen Abschiedsvideo erklärt hat, er werde für die Fortsetzung seiner Karriere „übern großen Teich“ ziehen.

Doch in Nordamerika angekommen ist er immer noch nicht. Stattdessen hält er sich weiterhin auf dem Trainingsgelände des FC Bayern an der Säbener Straße fit. Auch am Dienstag wurde er wieder mit den alten Kollegen auf dem Rasen gesichtet - und das sechs Tage nachdem sein Vertrag bei den Bayern ausgelaufen ist.

Aber warum ist der Deal mit den Vancouver Whitecaps, die sich zuletzt als das wahrscheinlichste Ziel herausgestellt haben, immer noch nicht offiziell fixiert?

Müller vom FC Bayern nach Vancouver?

Dezidiert geäußert haben sich dazu bislang weder die Kanadier noch der FC Cincinnati, der die sogenannten „Discovery Rights“ an Thomas Müller nach übereinstimmenden Medienberichten für 400.000 Dollar an die Whitecaps abgegeben hat. Auch auf Nachfrage von SPORT1 antworteten beide Teams bislang nicht.

Da auch in den kanadischen Medien bislang nichts Gegenteiliges vermeldet wurde, ist weiterhin davon auszugehen, dass Müller seine Laufbahn in Vancouver fortsetzt und dort bis Ende 2026 aufläuft.

Müller: Offizielle Verkündung steht noch aus

Doch wann genau der Vertrag unterschrieben und der 35-Jährige als Neuzugang der Whitecaps präsentiert wird, steht eben noch nicht fest.

Der Grund dafür dürfte in den komplizierten und von den europäischen Transferregularien deutlich abweichenden Regeln in der MLS liegen.

Das beginnt schon damit, dass die Whitecaps erst dann mit den offiziellen Verhandlungen mit der Seite von Müller beginnen können, wenn die „Discovery Rights“ auch wirklich vom Cincinnati FC an das Team aus Vancouver übergegangen sind.

Die Franchise aus Ohio hatte sich diese Transferrechte gesichert, ohne dafür die Zustimmung von Müller eingeholt zu haben. Ein im US-Sportsystem üblicher Vorgang, auch wenn er sich hauptsächlich auf die College-Stars vor deren Wechsel ins Profigeschäft bezieht.

Doch selbst wenn sich beide Parteien bereits in Verhandlungen befinden, könnten sich diese in die Länge ziehen. Hier dürfte es – und da ähneln sich die Transfersysteme in Europa und den USA dann doch – hauptsächlich ums Geld gehen.

Müller müsste deutliche Gehaltseinbußen in Kauf nehmen

Dass Müller im Vergleich zu seinem kolportierten Jahresgehalt von 20 Millionen Euro beim FC Bayern in Vancouver nun deutliche Abstriche machen muss, war ihm sicherlich bewusst.

Dass es nun aber darauf hinauslaufen könnte, dass er bis zum Ende der bereits laufenden Saison 2025 umgerechnet nur auf 321.821 Euro kommt, wie die Sport Bild berichtet, könnte den Verlauf der Verhandlungen dann doch beeinflussen.

Das wiederum hat dann wieder mit den Eigenheiten der MLS-Regularien zu tun, die besagen, dass ein Team nur ein bestimmtes Budget (Salary Cap) für seine Spieler ausgeben und höchstens drei sogenannte „Designated Players“ im Kader haben darf. Das sind Spieler, die weitaus mehr verdienen dürfen als das durchschnittliche Gehalt, das die restlichen Spieler eines Kaders bekommen.

Eigentlich wäre auch das kein Problem. Denn die Whitecaps haben nur zwei ihrer drei Slots belegt – durch den Schotten Ryan Gauld und den Paraguayer Andrés Cubas. Den dritten Platz aber dürfen sie in dieser Saison nicht vergeben, weil sie sich stattdessen schon vor Beginn der Spielzeit für ein anderes Kader-Modell entschieden haben.

Whitecaps lassen Müller-Platz ungenutzt

Das „U22 Initiative Player Model“ besagt, dass ein Team die Kosten für den dritten Designated Player sparen und dafür einen zusätzlichen U22-Spieler registrieren kann.

Diese Entscheidung fällt den Whitecaps nun gewissermaßen auf die Füße.

Doch im komplizierten Regularien-Geflecht der MLS findet sich offenbar eine Alternative, die es dem Team und Müller ermöglichen könnte, das Gehalt etwas aufzubessern, ehe er 2026 als „Designted Player“ zumindest annähernd an sein bisheriges Gehalt bei den Bayern kommen würde.

Das sogenannte „Target Allocation Money“ erlaubt es Teams, zusätzliche Gehälter für Spieler zu investieren, ohne dass diese zu den drei Designated Players zählen. Im Jahr 2025 lag der Betrag laut Süddeutscher Zeitung bei 2,93 Millionen Dollar pro Team.

Whitecaps-Zukunft ungeklärt

In kanadischen Medien wird indes auch thematisiert, inwiefern die unsichere Zukunft der Whitecaps Müllers Entscheidung beeinflussen könnte. „Müller“, so schreibt die Vancouver Sun, sei nach 17 Profi-Jahren bei den Bayern „eher nicht der Typ, der Teil des Chaos“ sein wolle.

Die bisherigen Besitzer der Whitecaps, zu denen auch NBA-Legende Steve Nash gehört, haben Ende letzten Jahres den Verkaufsprozess des Teams eingeleitet. Noch ist nicht sicher, ob die Franchise mittelfristig umziehen wird.

Dazu ist nach wie vor ungeklärt, wie lange das Team seine Heimspiele noch im B.C. Place austrägt. Die Betreiber des Stadions befinden sich nach Informationen der Vancouver Sun immer noch im Streit mit MLS-Commissioner Don Garber, der zuletzt die Belegung kritisiert hatte: In der Arena gebe es zu wenige Termine, an denen die MLS dort spielen könne.

Die Whitecaps visieren zwar nach wie vor den Bau eines eigenen Stadions an, sind dabei aber offenbar noch nicht sehr weit gekommen.

Trotz allem aber wird in Vancouver mit einer baldigen Ankunft von Müller gerechnet. Sogar einen möglichen Termin für sein Debüt für die Whitecaps gibt es schon. Wie das kanadische Medienunternehmen Postmedia berichtet, werde Müller am 17. August gegen Houston Dynamo sein Heimdebüt für die Whitecaps geben.