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Unicorns im GFL Bowl: Eine Überraschung auf den zweiten Blick

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Unicorns im GFL Bowl: Eine Überraschung auf den zweiten Blick

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Die Überraschung auf den zweiten Blick

Die Schwäbisch Hall Unicorns kämpfen in diesem Jahr in der GFL wieder um die deutsche Meisterschaft. Was aufgrund der Dominanz der vergangenen Jahre selbstverständlich scheint, war in diesem Jahr jedoch alles andere als sicher.
Die Schwäbisch Hall Unicorns sind seit Jahren eine der Top-Adressen im deutschen Football
Die Schwäbisch Hall Unicorns sind seit Jahren eine der Top-Adressen im deutschen Football
© IMAGO/Zoonar
smuehlen
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Sie haben es wieder geschafft: Die Schwäbisch Hall Unicorns stehen am Samstag (ab 16.55 Uhr live bei SPORT1 im TV und Stream) im GFL Bowl und kämpfen erneut um den deutschen Meistertitel.

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Damit setzen sie ihre Dominanz auf deutschem Boden fort. Bei den vergangenen elf Endspielen waren sie zehnmal dabei, fünfmal reichte es sogar, um den Pokal in die Höhe zu recken.

Und dennoch: Vor der aktuellen Saison sah es alles andere als danach aus, dass die Unicorns im Oktober das Finale in Essen bestreiten würden. Zahlreiche Spieler und Trainer verließen das Team, um in die 2020 gegründete European League of Football zu gehen.

Unter ihnen befand sich auch Head Coach Jordan Neuman, der mit den Hallern zwischenzeitlich den deutschen Rekord für die meisten Siege eines deutschen Teams in Folge innehatte. „Es war ein Schnitt, der wehgetan hat, aber wir haben ihn überwunden“, sagt sein Nachfolger Christian Rothe im exklusiven SPORT1-Interview.

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Wie Universe? Unicorns drohte Horror-Szenario

Er übernahm im vergangenen Herbst die Rolle des hauptverantwortlichen Trainers und widerstand damit der Versuchung, seinem einstigen Chef zu Stuttgart Surge zu folgen.

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Stattdessen wollte er sich mit der großen Aufgabe befassen, aus den Unicorns wieder ein konkurrenzfähiges Team zu basteln. Dabei konnte er allerdings nur auf sechs von 22 Startern aus dem Vorjahr zurückgreifen.

„Mir wurde vor der Saison gesagt, dass wir dieselbe Story wie Frankfurt Universe erleben“, erklärte er die Anfangszeit des schwierigen Umbruchs.

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Die Universe, die 2018 im German Bowl gegen Hall gestanden hat, ist nach der Gründung der ELF abgestürzt. Quasi das komplette Team wechselte zu Frankfurt Galaxy und gewann dort im ersten Jahr den Titel. Die Universe stieg hingegen sang- und klanglos ab und befindet sich in der GFL2 im Wiederaufbau.

Unicorns wie Regionalliga-Verein im Fußball

Doch in diesen Strudel ist der Verein aus dem Nordosten Baden-Württembergs nicht hineingeraten. „Ich glaube, dass viele Menschen sich gar nicht vorstellen können, wie viele Menschen in Schwäbisch Hall für diesen Verein arbeiten“, schildert Rothe das Herzblut der Vereinsmitglieder.

Er vergleicht den Klub dabei mit der Regionalliga im Fußball: „Du verdienst eigentlich fast nichts, arbeitest aber wie ein Profi.“

So verwundert es nicht, dass er mit seinen Kollegen abseits des Feldes alles unternommen hat, um wieder eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen.

Unicorns holen Gehrke zurück

Eine der Schlüsselfragen war die Besetzung des Quarterback-Postens. Nach dem Abgang von Reilly Hennessey - er ging ebenfalls zur Surge - musste ein Nachfolger her. Die Wahl fiel dabei auf den verlorenen Sohn, Ian Gehrke.

Durch die Bahnen des 25-Jährigen läuft „Unicorns-Blut“ wie bei kaum jemandem sonst. Sein Vater Siegfried Gehrke, besser bekannt als „Siggi“, ist einer der Vereinsgründer und hat den Klub zum Aushängeschild des deutschen Footballs gemacht. Der 58-Jährige sprang in dieser Saison sogar nochmal als Special Teams Coordinator ein, obwohl er 2016 zurückgetreten war.

Sein Sohn hatte alle Jugendmannschaften durchlaufen und war bei den Herren der Backup-Quarterback, ehe er 2022 zu Berlin Thunder in die ELF ging und dort hauptsächlich als Wide Receiver gespielt hat. Lediglich einmal führte er im Seniorenbereich die Offense über die volle Spieldauer von 48 Minuten.

Ian Gehrke ist der neue Quarterback der Schwäbisch Hall Unicorns
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Unicorns passen Offense an

Dennoch wollte der Headcoach das Wagnis eingehen, denn schon seine Vorgänger setzten auf deutsche Quarterbacks wie Marco Ehrenfried und Alexander Haupert, die beide in der Nationalmannschaft spielten.

„Die Offense hat ihre Identität mit Ian als QB gefunden“, schildert er die Planung von sich und Offensive Coordinator Felix Brenner.

Auch wenn Rothe seinen Spielmacher für seinen Einsatz lobt, tat dieser sich zeitweise enorm schwer. Mit 18 Interceptions hat er die meisten der gesamten Liga und auch seine Completion Percentage von 57,8 Prozent ist ausbaufähig.

Immerhin: Im Playoff-Halbfinale machte Gehrke ein fehlerfreies Spiel und verhalf somit seinem Team zum Sieg. „Wir haben ihm die Zeit gegeben und den Rücken gestärkt“, beschreibt Rothe, für den eine Nachverpflichtung auf der QB-Position „kein Thema“ war.

Die neue, alte Stärke der Unicorns

Genau dieser 36:30-Erfolg gegen die Dresden Monarchs macht Rothe auch heute noch stolz: „Es war mein absolutes Highlight, denn das ganze Team hat funktioniert.“ Dabei habe das Team auch gelernt, „wie man sich an der Seitenlinie richtig benimmt“.

Sowieso sei schnell ein Mannschaftsgefüge entstanden. So habe es nicht nur eine „sehr gute Kultur im Coaching Staff“ gegeben, sondern auch die Defense war schnell wieder in Top-Form. „Spätestens nach den Spielen gegen Potsdam und Braunschweig, wo wir einigermaßen gut mithalten konnten, haben wir gesehen, dass dort noch mehr gehen kann“, erläutert Rothe.

Nach den Niederlagen gegen die beiden Top-Teams aus der Nord-Staffel verloren die Unicorns im Anschluss nur noch gegen die Saarland Hurricanes - eine Pleite, die der einstige Offensive Tackle als „Wake-Up Call“ für sein Team ansah.

Unicorns vor einer unlösbaren Aufgabe

Nun steht für die Haller das Endspiel an. Für den Head Coach ist unabhängig von dem Ausgang des Spiels aber klar, dass „wir die Saison schon gewonnen haben“. Schließlich war bei seinem Amtsantritt vor rund elf Monaten nicht absehbar, dass er wieder zu einem Finale reisen würde.

Dort wartet nun die größte Aufgabe in seiner bisher noch jungen HC-Karriere: die Potsdam Royals. „Sie haben keine Schwächen“, lobt der 42-Jährige seinen Finalgegner.

Dabei muss er sich vor allem etwas einfallen lassen, um die Offense des Gegners zu stoppen. Mit 49,6 Punkten stellen die Royals die beste Angriffsreihe der Liga. Auch wenn er seinen defensiven Plan nicht verraten will, will er verhindern, dass Royals-Quarterback Jaylon Henderson mit seinen Teamkollegen viel Zeit auf dem Spielfeld verbringt.

Dann gelingt vielleicht auch der ganz große Wurf. „Ich habe schon vor acht Monaten gesagt, dass das Finale das Ziel als Titelverteidiger sein muss. Der Kern des Teams hat auf jeden Fall die Qualität“, meint die Vereinslegende.