Von Eric Böhm und Dean Walle
Das Original entlarvt LeBrons Kopie
© Getty Images
So viel zum Thema Laufen mit den Golden State Warriors.
Der Meister stellte in NBA-Finale 2 eindrucksvoll klar, dass die Cleveland Cavaliers mit Tempobasketball der Marke Warriors nicht die Spur einer Chance gegen das Original haben.
Clevelands Coach Tyronn Lue hatte nach der Pleite aus Spiel 1 schon Kopfschütteln für seine Kritik an Superstar LeBron James und die Forderung nach schnellerem Spiel geerntet. Das deftige 77:110 war nun seine Quittung.
"Wir waren überrascht, wie sie gewonnen haben. Sie waren viel schneller. Unsere Jungs sind mehr sauer als enttäuscht. Wir müssen härter und physischer spielen", sagte Lue und gestand damit seine Fehler ein.
James' Cavaliers taktisch ganz schwach
Die gegen Oklahoma City noch am Rand des Abgrunds stehende Truppe um MVP Steph Curry entlarvte in den beiden Heimspielen den taktisch brutalen Missgriff von Lue.
Dabei brannten speziell Curry und "Splash Brother" Klay Thompson bisher noch nicht einmal ein typisches Feuerwerk ab, trotzdem hatten sie die Cavs fast mühelos im Griff.
"Jeder liebt das Shooting von Klay und mir, aber um über eine Saison und in den Playoffs Erfolg zu haben, brauchst du einen Punch. Die kleinen Dinge machen uns als Team aus", sagte Curry.
Warriors perfekt eingespielt
Genau da liegt das Problem der Cavaliers. Golden State bleibt seinem Stil auch in schwierigen Situationen treu und ist nahezu perfekt eingespielt.
Wenn bei Curry und Thompson die Dreier nicht fallen, geht es über den in Spiel 2 überragenden Draymond Green, Andre Iguodala (Finals-MVP 2015) oder Shaun Livingston (Held aus Spiel 1).
Hinten eine aggressive Einheit, nach vorne Vollgas, Konstanz und kaum leichte Fehler - eben der Warriors-Stil. In den ersten beiden Finals präsentierte sich Cleveland als billige Kopie.
Abkehr vom Stil
Warum die Cavs von ihrem bis dato erfolgreichen Stil (die drittlangsamste Pace der regulären NBA-Saison) mit methodischem Zug zum Korb, Arbeit am Brett und Freispielen der Schützen abwichen, bleibt ihr Geheimnis. (Die NBA-Playoffs in der Übersicht)
Statt den Warriors ihr Spiel aufzuzwingen, ließen sie sich zweimal zu überhasteten Abschlüssen (12 von 44 Dreier) und Fehlern (32 Ballverluste) treiben.
Trotz regelmäßigem Totalversagens der Bankspieler - abgesehen von Richard Jefferson in Spiel 2 - bekam der in den Playoffs starke Channing Frye (56,2 Prozent Dreierquote) bisher insgesamt nur elf Minuten.
Lues Small Ball geht zweimal in die Hose
Seinen Megastar James vor Spiel 2 öffentlich anzuzählen, erwies sich ebenfalls als Bumerang. Die erhoffte Reaktion des Teams blieb aus. Trotz richtig guter Statistiken legte der "King" mit 19 Punkten und sieben Ballverlusten kein Monsterspiel hin.
James musste sogar teilweise als Center ran. Obwohl die kleinen Aufstellungen schon in Spiel 1 nicht funktioniert hatten (-26 Punkte), wählte Lue diese Variante noch öfter mit ähnlichem Misserfolg (-23 Punkte).
Den beiden anderen All-Stars Kyrie Irving und Kevin Love fehlt die Dynamik der gegen den Meister deutlich besseren Thunder, beide fühlten sich mit dem Spielstil der ersten Finals sichtlich unwohl.
Ihre Defensivschwächen sind bekannt, nun droht Love auch noch wegen Verdachts auf Gehirnerschütterung auszufallen.
Cavaliers brauchen Identität
Dagegen standen die Warriors um Head Coach Steve Kerr auch in der schwierigen Phase gegen OKC nach außen wie eine Wand zusammen und gerieten nie in Panik.
Die Cavs müssen schleunigst ihre Identität wiederfinden (Spiel 3 Do., ab 3 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 US ), um überhaupt noch einmal nach Oakland für Spiel 5 zurückzukehren. Der ersehnte Titel ist aktuell ohnehin ganz weit weg.
Von 31 Finalisten, die mit 0:2 in Rückstand gerieten, gewannen nur drei noch die Meisterschaft. Die Kopie ist eben nie so gut wie das Original.