Die vergangenen Jahre waren für die Orlando Magic wahrlich keine Quelle der Freude - um es vorsichtig auszudrücken.
Ein hochspannendes NBA-Projekt
Nur in zwei der letzten elf Spielzeiten qualifizierte sich die Franchise für die NBA-Playoffs. Die letzte gewonnene Playoff-Runde datiert aus dem Jahr 2010, ein Jahr zuvor verpasste Orlando knapp den großen Titel und zog in der Finalserie gegen die Los Angeles Lakers mit 1:4 den Kürzeren.
Von vergleichbaren Sphären war das einstige Heimatteam der Ikone Shaquille O‘Neal zuletzt sehr weit entfernt, in den letzten drei Saisons zählte das Team stets zu den drei schwächsten Teams der Eastern Conference.
Nun allerdings sieht viel danach aus, als ob den Magic in dieser Saison ein großer Schritt aus dem Schatten gelingen könnte - nicht zuletzt aufgrund der beiden deutschen Weltmeister-Brüder Franz und Moritz Wagner.
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NBA: Magic mit erfolgreichem Saisonstart
Die Magic haben nach zwölf Spielen bereits sieben Siege auf dem Konto und konnten sich gegen starke Gegner wie die Star-Truppe der Los Angeles Lakers mit LeBron James durchsetzen.
Zum Vergleich: Im Vorjahr hatte Orlando nach 25 Partien nur fünf Erfolge errungen. Es scheint, als würde der Magic-Rebuild endlich Früchte tragen, womöglich sogar mit einer denkbaren Playoff-Teilnahme am Ende der Regular Season.
Auf diesem Weg gilt Franz Wagner als einer der größten Hoffnungsträger. Der 22-Jährige, der sich mit der deutschen Auswahl im September zum Weltmeister krönte, führt das teaminterne Scorer-Ranking mit durchschnittlich 18,5 Punkten pro Spiel an. Sein stetiges Streben nach Verbesserung spiegelt den Ehrgeiz wider, der in der jungen Magic-Truppe herrscht.
Doch Franz Wagner ist nicht das einzige Ausnahmetalent im Kader. Paolo Banchero, der vergangene Saison als „NBA Rookie of the Year“ ausgezeichnet wurde, rundet das Duo perfekt ab. Mit durchschnittlich 20 Punkten pro Spiel war er letztes Jahr Orlandos erfolgreichster Korbjäger, aktuell führt er das Team in Rebounds und Assists an.
Trotz seines jungen Alters - vor wenigen Tagen feierte er seinen 21. Geburtstag - gibt Banchero die Marschrichtung vor. „Sich die Playoffs anzuschauen und zu sehen, dass wir nicht auf dieser Bühne sind, hat sich einfach nicht richtig angefühlt. Ich denke, da muss ich sein. Ich denke, da müssen wir sein. Da wollen wir alle hin“, formulierte er jüngst im Basketball-Magazin Slam seine Ansprüche.
Wagner, Banchero und Co.: Orlandos enormes Entwicklungspotenzial
Umgeben sind die Wagners und Banchero in Orlando von weiteren aufstrebenden Spielern wie Wendell Carter Jr., Markelle Fultz, Jalen Suggs und Cole Anthony. Der 19-jährige Anthony Black und der ein Jahr ältere Jett Howard wurden beim diesjährigen Draft in der ersten Runde gepickt und komplettieren das erhebliche Entwicklungspotenzial der Magic.
„Wir sind weiter dabei, herauszufinden, wie gut unser Kader wirklich ist“, schätzte der neue General Manager Anthony Parker die Entwicklung des Teams in der Offseason ein: „Wir haben viele Youngster, die weitere Schritte machen können.“
Ins gleiche Horn blies Forward Jonathan Isaac, der nach Verletzungen zunehmend zu alter Stärke zurückkehrt. „Es fühlt sich an, als wären wir noch Babys, die zusammenkommen und herausfinden, wie das geht“, meinte er nach dem jüngsten 103:97 bei den Chicago Bulls am Freitag. An jenem Abend steuerte Franz Wagner als Topscorer 21 Punkte bei, während sein Bruder Moritz auf zehn Zähler kam.
Magic: Eingespielte Truppe mit selbst gedrafteten Spielern
Letztgenannter zählt mit seinen 26 Jahren bereits zu den erfahreneren Magic-Akteuren. 11,4 Punkte pro Spiel bringen ihm teamintern einen Platz unter den besten fünf Scorern ein. Im Juli hatte Orlando den Vertrag mit Moritz Wagner um zwei Jahre verlängert, der Berliner soll in dieser Zeit 16 Millionen US-Dollar kassieren.
Ein wesentlicher Faktor für Orlandos aktuellen Erfolg scheint die Eingespieltheit des Teams zu sein. Neben den Draft-Neuzugängen wurde lediglich Routinier Joe Ingles unter Vertrag genommen, der mit 36 Jahren der bei weitem älteste Spieler im Team ist. Dafür draftete die Franchise zehn Akteure aus dem aktuellen Kader selbst - ein ungewöhnlich hoher Wert, den kein anderes NBA-Team toppt.
Der Erfolg auf dem Court liegt vor allem in der Verteidigung. Unter Coach Jamahl Mosley, der als Spieler nie den Sprung in die NBA bewältigte, aber als Talentförderer gilt, setzt Orlando auf eine defensive Spielweise. Schon in der vergangenen Saison kratzten die Magic in diesem Bereich an den Top 10 der NBA, aktuell steht die Franchise sogar unter den besten Fünf der Liga (nur 107 Punkte pro 100 Ballbesitze).
Defense als für Magic die Erfolgsgrundlage
„Wir sind ein Team, welches sich über Defense definiert“, beschrieb Coach Mosley nach dem Sieg vor zwei Wochen gegen die Lakers die eigene Ausrichtung. „Wir krempeln die Ärmel hoch und verteidigen. Egal, ob wir treffen oder nicht, wir müssen verteidigen, damit wir in dieser Liga eine Chance haben.“
Markelle Fultz und Jalen Suggs stechen dabei als herausragende Korbverhinderer im Backcourt hervor. Unterstützt von Spielern wie Gary Harris und Rookie Anthony Black lässt das Team nur wenige Drives zu und muss sich bei den Steals nur hinter den LA Clippers einordnen.
Mit den ersten sieben Saisonsiegen zu diesem frühen Zeitpunkt scheint es, als würde das Konzept der Magic langsam aufgehen. Das junge Team hat eine klare Identität entwickelt und birgt enorm viel Potenzial.
Auch wenn Orlando in einigen Bereich (speziell bei der Wurfleistung) noch Luft nach oben hat, könnte die Franchise zu einem ernsthaften Playoff-Anwärter werden. Dafür spricht, dass es im Osten neben den Top-Teams viele Unsicherheiten gibt. Am Ende könnte das den Magic und ihren Fans endlich wieder einen Grund zur Freude geben.