Nach dem Titelgewinn in der NBA sind die Oklahoma City Thunder stark in die neue Saison gestartet - und mittendrin ist der deutsche Center Isaiah Hartenstein. Der 27-Jährige stand in der bisherigen Spielzeit rund 30 Minuten pro Partie auf dem Court, zählt zur Starting Five des Meisters und legt momentan im Schnitt ein Double-Double auf.
Deutscher NBA-Star stellt klar: "Nationalmmanschaft an zweiter Stelle!"
„Manche Leute werden das nicht mögen“
Im SPORT1-Interview spricht Hartenstein über den gelungenen Saisonstart mit den Thunder. Er verrät auch, wie das Gefühl ist, NBA-Champion zu sein, und erzählt, wo er seinen Meisterschaftsring versteckt hat. Zudem unterstreicht Hartenstein seine Absichten, bei der kommenden Basketball-WM für Deutschland auflaufen zu wollen.
SPORT1: Acht Siege in neun Spielen: Wie schaffen Sie es, schon wieder so viel Spannung in der Mannschaft zu haben, die gerade erst Meister geworden ist?
Isaiah Hartenstein: Für uns ist es einfach die Mentalität. Wir wollen am Anfang immer wieder von Null anfangen. Jedes Spiel ist wichtig, wir wollen von jedem Spiel lernen. Wir wissen, dass man durch eine lange Saison manchmal besonders am Anfang ein bisschen müde sein wird, aber wir wollen einfach als Team versuchen, viel von jedem Spiel zu lernen.
Hartenstein: „Da sind keine Egos drin“
SPORT1: Was macht OKC diese Saison aus bislang? Das Team hat sich seit dem ersten Spiel schon entwickelt.
Hartenstein: Wie Sie gesagt haben, wollen wir uns einfach jedes Spiel weiterentwickeln. Wir haben ein paar Verletzungen durch die ganze Saison. Aber ich glaube, was uns besonders macht, ist, dass wir ein tiefes Team haben, in dem alle die gleiche Mentalität haben. Wir kommen rein, wir wollen als Team spielen. Da sind keine Egos drin. Wir spielen alle für das Team.
NBA-Champions etwas ganz Besonderes
SPORT1: Sie laufen in dieser Saison als NBA-Champion auf den Court. Inwiefern fühlt sich das anders an als vergangene Saison?
Hartenstein: Das fühlt sich nicht anders an, aber man denkt sich manchmal dann: Ey, man ist wirklich Meister geworden. Man guckt manchmal diesen Ring an und sagt: Ey, das ist schon was Cooles, was man sich als Jugendlicher immer so erträumt hat. Ich habe mit meinen Freunden früher immer NBA2K gespielt, Spieler selbst erstellt und da sind wir zusammen Meister geworden, haben die Ring-Zeremonie bei 2K gespielt. Und es jetzt wirklich in der echten Welt zu machen, ist schon was Cooles und was Besonderes. Aber wir wollen immer besser und besser werden, damit ich dieses Gefühl wieder fühlen kann.
SPORT1: Wo ist der Ring? Ist der im Safe?
Hartenstein: Ja, im Safe. Ihn dabei zu haben, das ist ein bisschen … man weiß nie, was passieren kann, er ist auf jeden Fall safe. Für mich ist es jetzt der Nummer-1-Gegenstand im Haus, also muss er auf jeden Fall bewacht sein.
SPORT1: Welche Erinnerungen haben Sie an die Feierlichkeiten? Was war das Krasseste?
Hartenstein: Die Parade. Die war schon etwas Besonderes. Ich meine, da waren 600.000 Leute da. In Oklahoma City wohnen 700.000 Leute, also war fast die ganze Stadt da. Man hat das mit den Teammates gefeiert, die ganze Familie war da. Aber es war auch besonders, ihn (den Pokal, Anm. d. Red.) nach Deutschland zu bringen. Es war für mich einfach etwas Besonderes, diese Kids zu sehen. Ich habe ihn zum Camp mitgebracht und ein paar Kids haben gesagt: Irgendwann, wenn ich älter bin, bringe ich ihn auch wieder nach Deutschland zurück. Und das zu sehen, war für mich sehr besonders. Ich mache viel für die Kinder in Deutschland, damit sie eine Chance haben und glauben können, dass sie es auch erreichen können.
„Nationalmannschaft an zweiter Stelle“
SPORT1: Haben Sie das Gefühl, dass Sie seit dem Titel in Deutschland anders wahrgenommen werden?
Hartenstein: Ein bisschen, aber am Ende des Tages weiß ich, dass viel von der Nationalmannschaft abhängt. Ich glaube, am Anfang war es ein bisschen schwer, dass ich in Deutschland so wahrgenommen werde. Ich musste am Anfang wirklich für meine Karriere kämpfen. Und da mussten schon ein paar Sachen, besonders mit der Nationalmannschaft, an zweiter Stelle kommen. Das war auf jeden Fall schade. Besonders am Anfang (meiner Karriere, Anm. d. Red.) wollte ich in Deutschland ein bisschen besser wahrgenommen werden. Aber die Leute, die mich kennen und die wissen, wofür ich stehe, wissen auch, wer ich wirklich bin. Ich habe ein großes Herz und will besonders vielen Leuten in Deutschland helfen. Aber ich weiß, weil mein Weg so anders war, werde ich wahrscheinlich in Deutschland nie so wirklich von jedem wahrgenommen.
SPORT1: Sie hätten auch noch Europameister werden können. Bereuen Sie die Entscheidung, nicht für die Nationalmannschaft zur Verfügung gestanden zu haben?
Hartenstein: Ich bereue nie irgendwas. Am Ende des Tages war es eine Sache, bei der sich die Thunder und ich zusammengesetzt haben. Ich hatte diese Achillessehnen-Sache. Aber ja, was die bei der EM gemacht haben, war schon was Besonderes. Ich habe viel zugeschaut, aber wie ich gesagt habe: Ich bereue nie etwas - und mein Weg ist ein bisschen anders. Manche Leute werden das nicht mögen, aber am Ende des Tages muss ich manchmal Sachen für meine Familie machen. Aber ich will spielen. Wenn die WM kommt, müssen wir sehen, was passiert. Aber ich will spielen.