Noch keine zwei Wochen ist es her, da zeigte sich NBA-Legende Chris Paul äußerst dankbar. „Was für eine Reise... und noch so viel übrig. Dankbar für den letzten Abschnitt“, formulierte der Point Guard auf seinem X-Account vor dem Auswärtsspiel seiner Los Angeles Clippers in seinem Heimatstaat North Carolina, bei den Charlotte Hornets.
Um 3 Uhr nachts gefeuert! Das unwürdige Ende einer Legende
Das unwürdige Ende einer NBA-Legende
Aktuell dürfte der 40-Jährige kaum Dankbarkeit empfinden, widerfuhr ihm doch eine ebenso überraschende wie unschöne Entlassung. „Ich habe gerade erfahren, dass ich nach Hause geschickt werde“, postete der entsetzte Sportler via Social Media.
Um 3 Uhr morgens hatte Paul Kenntnis von der Entscheidung erlangt. Zunächst hatte NBA-Insider Chris Haynes berichtet, später veröffentlichten die Clippers dann ein Statement.
NBA-Hammer! Los Angeles Clippers feuern Chris Paul mitten in der Nacht
„Wir trennen uns von Chris und er wird nicht mehr länger Teil des Teams sein“, ließ sich Clippers-Präsident Lawrence Frank in der dazugehörigen Meldung zitieren.
„Chris ist eine Franchise-Legende mit einer großen Karriere. Ich möchte aber klarstellen, dass niemand Chris die Schuld gibt, dass wir in dieser Saison nicht so performen wie gewünscht“, fügte der Clippers-Boss an.
„Ich übernehme die Verantwortung für unsere Bilanz”, erklärte Frank außerdem: „Es gibt viele Gründe dafür. Wir sind aber dankbar für das, was Chris für diese Franchise geleistet hat.“
Ein groteskes Ende einer Vereinbarung, die eigentlich eine große und angemessene Abschiedstour für einen der besten Point Guards der NBA-Geschichte hätte werden sollen.
Verhinderter Trade zu den Lakers
Vor zwei Monaten unterschrieb Paul voller Emotionen für ein Jahr in der kalifornischen Metropole. „Es war eigentlich ein Selbstläufer. Wenn ich ganz ehrlich bin, wollte ich unbedingt zurück und hier spielen“, ließ er seinerzeit wissen.
Einige Wochen später kündigte er dann an, dass seine 21. Saison in der besten Basketball-Liga der Welt gleichzeitig seine letzte sein wird. Noch einmal wollte er bei dem Team spielen, zu dem er eigentlich nie hätte wechseln sollen.
Von 2005 bis 2011 spielte der Point Guard bei den damaligen New Orleans Hornets. Im Dezember 2011 einigten sich diese mit den Los Angeles Lakers und den Houston Rockets auf einen Trade, der Paul zu den L.A. Lakers geschickt hätte. Doch kurz nachdem der Deal publik wurde, legte NBA-Commissioner David Stern auf Druck anderer Owner sein Veto ein. Der Wechsel platzte, Paul wurde stattdessen zu den Clippers getradet – und blieb für viele Jahre.
Unzählige Bestmarken - aber kein NBA-Titel
Für sieben Teams spielte der 40-Jährige im Laufe seiner Karriere, neben Hornets und Clippers war er auch für die Rockets, die Oklahoma City Thunder, Phoenix Suns, Golden State Warriors und San Antonio Spurs aktiv. An Rekorden und Auszeichnungen mangelte es beim einstigen „Rookie of the Year“ dabei nicht.
Zwölfmal wurde er zum NBA All-Star gewählt, elfmal in das All-NBA-Team. In der Liste der All-Time-Assist-Leader liegt Paul, der als einer der besten Point Guards der Historie gilt, auf Rang zwei. Nur Legende John Stockton gab mehr Vorlagen.
Mit der US-Nationalmannschaft wurde Paul zweimal Olympiasieger. 2008 in Peking und 2012 in London konnte er sich die Goldmedaille umhängen.
Rausschmiss von Paul entsetzt die Fans
Nur der NBA-Titel blieb Paul - woran sich in seinem letzten Jahr vermutlich auch nichts mehr ändern dürfte.
Die Entlassung des 40-Jährigen, der hinter Lakers-Superstar LeBron James aktuell der zweitälteste NBA-Spieler ist, sorgte in der Liga für reichlich Fragezeichen – und Missfallen.
Nach Bekanntwerden der Nachricht äußerten sich unzählige Fans in den sozialen Netzwerken, brachten ihren Unmut ob des unwürdigen Endes einer Ära zum Ausdruck.
Gleichzeitig dürfte bei unzähligen Anhängern Erinnerungen wach geworden sein: Im Januar 2018 schickten die Clippers ihren damaligen Topspieler Blake Griffin überraschend nach Detroit – und das, obwohl auch er - genau wie Chris Paul - seine Karriere eigentlich in Kalifornien beenden wollte.
Findet Paul noch einmal ein neues NBA-Team?
Mit nur fünf Siegen bei bereits 16 Niederlagen läuft die aktuelle Saison der Clippers alles andere als rund. Was genau sich das Team von der Paul-Entlassung verspricht, ist noch unklar.
Klar ist allerdings, dass eine Nacht- und Nebel-Entlassung einer sich auf einer Abschiedstour befindlichen Franchise-Legende nicht unbedingt für positive Schlagzeilen sorgt.
Für den Point Guard selbst bleibt zu hoffen, dass er für die letzten Monate seiner Karriere noch einmal einen Ort findet, der seiner Karriere würdig ist. Fehlender NBA-Titel hin oder her.