Heiligabend 2020 schrieb die New York Times das, was viele Football-Fans dachten. „Der Fall des Belichick-Hauses. Die Dynastie ist vorbei.“
Das Patriots-Imperium schlägt zurück
Nach dem Abgang von Quartierback-Legende Tom Brady zu den Tampa Bay Buccaneers hatte keiner mehr auf den Serienmeister New England Patriots in der NFL gesetzt. Dann wurden erstmals nach 12 Jahren die Playoffs verpasst. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)
Doch die Zeitung begann ganz offenbar - genau wie alle anderen Kritiker - viel zu früh mit dem Abgesang. Keine zwölf Monate später titelte die Times: „Die Dynastie ist wohl doch nicht vorbei.“
NFL: Patriots wieder Titelanwärter?
Das Imperium hat zurückgeschlagen!
Acht Siege und vier Niederlagen stehen aktuell zu Buche. Lediglich die Arizona Cardinals (9:2), Green Bay Packers (9:3), Tampa Bay Buccaneers (8:3) und Baltimore Ravens (8:3) sind noch besser.
Dabei ist keine Franchise der NFL so gut in Form wie das Team aus Foxborough. Sechs Siege gab es zuletzt in Serie. „Wir kommen richtig in Fahrt“, meinte Star Matt Judon.
Belichick räumte Patriots-Kader auf
Dabei hat Trainer-Urgestein Bill Belichick die Erfolge wie gewohnt ohne äußerliche Regung hingenommen und auf Lob so gut es ging verzichtet.
Dafür schwärmen andere von Belichick.
Rex Ryan, ehemaliger Head Coach der New York Jets und jetziger NFL-Experte, erklärte: „Diese Saison ist die beste Saison, die Bill Belichick je gecoacht hat. Es geht nicht nur um das reine Coaching, es ist auch das, was er in der Offseason gemacht hat.“
Doch was hat der Trainer angestellt zwischen der enttäuschenden zurückliegenden Spielzeit und dieser Saison?
Jones überzeugt als Rookie-Quarterback
Ganz einfach: Belichick hat seinen Kader radikal umgebaut.
„Wir haben Coaches verloren an andere Teams und wichtige Spieler sind gegangen. Aber Bill hat immer die Kontinuität, wie er ein Team aufbaut, betont. Jeder, der hier ist, ist aus einem bestimmten Grund hier und hat eine klare Aufgabe“, erklärte Safety Devin McCourty.
Im Draft entschied sich New England an 15. Stelle für Mac Jones. Der Quarterback sollte hinter Cam Newton reifen, erwies sich aber als Glücksgriff und so wurde Newton vor dem ersten Spieltag vor die Tür gesetzt.
Jones rechtfertigte das Vertrauen mit starken Leistungen. (NEWS: Brady Erbe lässt NFL staunen)
Doch Belichick, der als Trainer längst auch in der Kaderzusammenstellung mitwirkt, hatte im Sommer einen weiteren Einfall. (DATEN: Alle Tabellen der NFL)
Belichick holte Stars wie Judon, Henry, Bourne
Erstmals seit Jahren verließ er seine Sparpolitik und nahm rund 160 Millionen US-Dollar in die Hand. Dafür kamen Leistungsträger wie Jonnu Smith, Hunter Henry und Kendrick Bourne.
Und auch für die ohnehin starke Defensive tat Belichick etwas und holte Matt Judon.
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Durch den Star-Linebacker und die Rückkehr von Dont‘a Hightower ist die Abwehr zu einem echten Bollwerk geworden und mit durchschnittlich 15,8 zugelassenen Punkten die beste der Liga.
Patriots-Defensive die beste der Liga
Die Patriots haben keine Schwächen. Das Passspiel funktioniert, die Runningbacks sind kaum zu stoppen, die Defensive ragt heraus und die Special Teams sorgen für Höhepunkte.
Bei vielen Titelanwärtern gibt es jedoch klar zu erkennende Schwächen - häufig ist es die Abwehr. Die Patriots wissen deshalb, dass sie auf einmal gute Chancen auf eine herausragende Saison haben.
„Du gewinnst den Super Bowl nicht jetzt“
„Du gewinnst den Super Bowl nicht jetzt. Du gewinnst ihn im Februar. Diese Marschroute werden wir behalten“, sagte Defensive Lineman Davon Godchaux.
Der Titel ist also wieder Thema!
Dabei gehört aber zur ganzen Wahrheit dazu, dass New England bei der aktuellen Siegesserie großes Glück hatte. In Woche sieben fehlte bei den New York Nets der Star-Linebacker C.J. Mosley und Quarterback Zach Wilson musste früh verletzt vom Feld. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)
Patriots profitieren von Verletzungen der Gegner
Zwei Wochen später waren bei den Carolina Panthers der Center Matt Paradis und Offensive Tackle Cameron Erving abwesend. Quarterback Sam Darnold spielte angeschlagen.
Beim 45:7-Sieg gegen die Cleveland Browns fehlten dem Gegner dann neben dem abgewanderten Odell Beckham Jr. die beiden Star-Runningbacks Kareem Hunt und Nick Chubb.
Das 25:0 bei den Atlanta Falcons schafften die Pats auch, weil der Gastgeber weder Receiver Calvin Ridley noch Runningback Cordarrelle Patterson zur Verfügung hatte.
Und als das Belichick-Team die Tennessee Titans am vergangenen Sonntag mit 36:13 vom Platz fegte, war der Gast offensiv quasi ohne Waffe angereist.
Die Superstars Derrick Henry, Julio Jones und A.J. Brown waren allesamt nicht dabei.
Nun müssen die Patriots beweisen, dass sie gegen die besten Teams mit deren Bestbesetzung mithalten können.
Dann wird die New York Times sicherlich einen neuen Titel in einigen Wochen wählen.