Die 103. NFL-Saison nähert sich immer mehr ihrem absoluten Höhepunkt.
Der große Super-Bowl-Check
Am 12. Februar kämpfen in Glendale (Arizona) die besten Teams der AFC und NFC um den Thron im American Football. Bevor es jedoch zum absoluten Showdown kommt, stehen noch die Championship Games auf dem Programm. Vier Teams dürfen sich also aktuell noch Hoffnungen auf die begehrte Vince Lombardi Trophy machen.
Die Duelle sind dabei so spannend wie vielleicht noch nie! In der NFC haben sich mit den Philadelphia Eagles und San Francisco 49ers die zwei besten Mannschaften ihrer Conference durchgesetzt. (DATEN: Alle Tabellen der NFL)
In der AFC bekommen es die Kansas City Chiefs als Nummer eins mit den Cincinnati Bengals zu tun. Mit den Chiefs und Eagles (beide 14:3) sind die beiden besten Teams der Regular Season noch dabei, noch nie in der NFL-Geschichte standen nur Teams mit mindestens 14 Siegen in den Championship-Games.
Die Bengals als drittbestes AFC-Team haben in einer regelrechten Schneeschlacht die Buffalo Bills als Nummer zwei aus dem Rennen geworfen. Die Niners waren als zweitbestes Team in der NFC gesetzt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)
Holt Cincinnati nach der Final-Niederlage letztes Jahr jetzt den Titel? Marschieren die Eagles oder Chiefs durch bis zur Vince Lombardi Trophy? Der krönen sie die Niners nach einer wilden Saison mit ihrem 3. Quarterback Brock Purdy zum Champion?
SPORT1 macht den großen Favoritencheck vor den Championship Games.
4. Kansas City Chiefs
In der Saison 2018 wurde Patrick Mahomes Starting Quarterback bei den Kansas City Chiefs und führte sein Team bislang in jeder Saison bis ins Championship Game, zweimal sogar bis in den Super Bowl, den er im Februar 2020 erstmals gewann.
Dass die Chiefs aktuell ein absolutes Topteam der NFL sind, ist also auch eng mit ihrer Nummer 15 verknüpft ist. Und genau da liegt momentan das große Fragezeichen hinter dem Leistungsvermögen der Chiefs, die schon zweimalig den Super Bowl gewannen.
Gegen die Jacksonville Jaguars verletzte sich der 27-Jährige am Knöchel und musste behandelt werden. Wie er danach aber wieder aufs Feld zurückkehrte und trotz sichtlicher Schmerzen das Team zum Sieg führte, war beeindruckend.
„Gegen die Jaguars, die Verletzung muss weh getan haben, er konnte kaum laufen - und trotzdem spielt er und ist mit 80 Prozent noch besser als die meisten anderen mit 100 Prozent“, zeigte sich auch die deutsche NFL-Legende Sebastian Vollmer im Gespräch mit SPORT1 begeistert von dieser Leistung.
Natürlich hat das beste Team der AFC noch mehr zu bieten als nur Mahomes. Travis Kelce ist der beste Tight End der Liga, gegen einen Brecher wie ihn mit über 1.000 Receiving Yards in der Regular Season spielt keine Defense gern. Alleine gegen die Jags fing er 14 Pässe. Dazu kommt noch ein Isiah Pacheco, der das Laufspiel der Chiefs tragen kann.
Dennoch steht und fällt das Kansas-Offensivspiel mit ihrem Superstar auf der Spielmacherposition. Sollte er massiv gehandicapt sein, wird wohl auch die starke Defense um Chris Jones und Frank Clark zu wenig sein, um den dritten Super-Bowl-Einzug mit Mahomes zu feiern.
Zumal die Wide Receiver seit dem Abgang von Tyreek Hill zu den Miami Dolphins in Person von JuJu Smith-Schuster, Marquez Valdez-Scantling und Kadarius Toney durchaus zu wünschen lässt. Immerhin machte Chiefs-Coach Andy Reid den Fans Mut und verkündete, dass Superstar Mahomes gegen die Cincinnati Bengals auf jeden Fall spielen werde.
In der Regular Season gewann Cincinnati gegen die Chiefs mit einem fitten Mahomes übrigens im heimischen Paycor Stadium mit 27:24.
3. San Francisco 49ers
Mit Brock Purdy liefern die San Francisco 49ers aktuell die größte Cinderella-Story der NFL. Im Draft an letzter Stelle als „Mr. Irrelevant“ ausgewählt, führte der 22-Jährige den fünfmaligen Super-Bowl-Sieger nach den Ausfällen von Trey Lawrence und Jimmy Garoppolo als Starter zu fünf Siegen. (BERICHT: Purdy? „Sowas noch nicht gesehen“)
Allerdings waren gegen die Dallas Cowboys in der Divisional Round wie schon beim Playoff-Start gegen die Seahawks einige Schwächen des Shootingstars zu erkennen. Unter Druck bekam der Mann aus Arizona zunehmend Probleme, seine Würfe sauber zu Ende zu spielen. Mit Glück entkam er in beiden Spielen noch einer Interception - geht das noch lange gut?
Auf der anderen Seite haben die 49ers mit George Kittle, Deebo Samuel und Christian McCaffrey drei überragende Offensiv-Akteure in ihren Reihen, die ihrem jungen Quarterback Verantwortung abnehmen können. Diese Kombination aus Tight End, Wide Receiver und Running Back wird von keinem verbliebenen Team in den Playoffs übertroffen.
Gegen die Cowboys warf Purdy zwar keinen Touchdown, aber eben auch keine Interception. Er kann sein Team also auch in der Rolle des Game Managers zum Sieg führen. Solange er keine Fehler macht, haben die Niners immer eine Chance.
Allerdings muss auch erwähnt sein, dass McCaffrey and der zweite Top-Running-Back Elijah Mitchell mit Blessuren kämpfen und nicht das volle Training mitmachen konnten. Das wäre ein Rückschlag für die Offense. Zumindest McCaffrey wird aber sicher spielen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)
Das Prunkstück der Niners ist aber auch dieses Jahr wieder die Defense. Gespickt mit Ausnahmekönnern wie Nick Bosa (Defensive End), Fred Warner (Linebacker), Dre Greenlaw (Linebacker), Arik Armstead (Tackle) oder Talanoa Hufanga (Safety) verbreitet San Francsico auf jedem Level Angst und Schrecken. Ob bei der Jagd nach dem Quarterback, gegen den Lauf oder beim Abmelden von Receivern - diese Defense kann alles.
Das sieht auch Vollmer so. „Wenn du mit drei oder vier Rushern Druck machen kannst, erleichtert das sehr viel. Du kannst den Nummer-1-Receiver des Gegners doppeln und er kommt wahrscheinlich nicht an den Ball. Das nimmt umgekehrt natürlich auch den Druck von der Offense und von Brock Purdy im Speziellen“, sieht er die Defense als Schlüssel zum Erfolg. (SERVICE: NFL-Wissen - die Positionen im Football)
2. Philadelphia Eagles
Der Super-Bowl-Sieger von 2018 ging als bestes Team der Regular Season in die Playoffs. Dass sie zurecht auf der Eins standen, bewiesen sie in der Divisional Round, als sie die New York Giants mit 38:7 regelrecht überrollten.
Auch bei den Eagles fokussiert sich viel auf den Quarterback Jalen Hurts. Seine Leistungen kommen zwar nicht komplett überraschend, dennoch war es „am Anfang seiner NFL-Karriere ja nicht unbedingt abzusehen, dass Hurts ein MVP-Kandidat sein würde“, zeigte sich Vollmer von dem 24-Jährigen begeistert.
Hurts ist selbst schon ein gefährlicher Läufer als Quarterback und hat dazu noch mit Kenneth Gainwell, der gegen die Giants 112 Yards erlief, und Miles Sanders zwei starke Running Backs an seiner Seite. Aber auch durch die Luft läuft es bei den Eagles. A.J. Brown, Dallas Goedert und DeVonta Smith kamen bei 14 Catchs auf 141 Yards. Ein so starkes Trio ist für jede Defense schwer auszuschalten.
Daher kommt es nicht von ungefähr, dass der zweimalige Super-Bowl-Champion Vollmer Philadelphia viel zutraut. „Oft sieht man bei solchen Teams, die so stark in eine Saison starten, dass irgendwann ein Einbruch kommt. Aber das habe ich bei ihnen nicht gesehen.“
Auch Phillys Defense ist elitär, einziges Fragezeichen kann aber noch der Punkt Erfahrung werden. Hurts steht erst zum zweiten Mal überhaupt in den Playoffs - letzte Saison ging es mit zwei Interceptions gegen die starke Tampa-Defense raus. Klar ist: Die Niners sind ein ganz anderes Kaliber als die Giants - und der Quarterback wird hier auf Herz und Nieren geprüft werden.
1. Cincinnati Bengals
Die Cincinnati Bengals warten immer noch auf ihren ersten Super-Bowl-Titel. Dreimal stand das Team aus Ohio bereits im Finale, gewinnen konnten sie jedoch noch nie. Kurios: Immer war es ein Team aus Kalifornien, das den Bengals-Triumph verhinderte. 1982 und 1989 waren die 49ers zu stark, in der vergangenen Saison waren es die 2016 von St. Louis nach Los Angeles gezogenen Rams.
In diesem Jahr könnten erneut die 49ers im Super Bowl auf die Bengals warten. Aber Cincinnati war gegen die Rams schon nah dran am großen Triumph. Und die Mannschaft wurde größtenteils zusammengehalten und an den richtigen Stellen verstärkt. (NFL-Transfers - die größten Trades und heißesten Gerüchte im TICKER)
Das bekamen in der Divisional Round bereits die favorisierten Bills zu spüren. „Vor dem letzten Spiel haben alle gesagt, auch aufgrund von Verletzungen, dass die Offensive Line der Bengals nicht mithalten kann, dass Buffalo sie überlaufen würde. Aber am Ende war die O-Line total dominant - und wenn du die Line of Scrimmage dominieren kannst, dann steht dir alles offen“, analysierte Vollmer das entscheidende Puzzleteil für den Bengals-Sieg.
Prunkstück des Teams ist die Offensive um Quarterback Joe Burrow. Nur Mahomes (41) warf mehr Touchdowns in der regulären Saison als „Joe Cool“ (35), der aus dem Vollen schöpfen kann: Mit Ja‘Marr Chase (über 1.000 Yards trotz Verletzungspause), Tee Higgins (ebenfalls über 1.000 Yards) und Tyler Boyd (über 760 Yards als Nummer 3) hat in der Breite kein Team so gute Receiver, Running Back Joe Mixon gehört ebenfalls ligaweit zu den Top-Leuten auf seiner Position.
Dazu verfügt Cincinnati über zuverlässige Spieler in der Verteidigung - darunter Trey Hendrickson, D.J. Reader, Mike Hilton, Germaine Pratt und Jessie Bates III, um nur einige zu nennen. Allerdings läuft dieser Mannschaftsteil der Bengals noch etwas unter dem Radar.
„Es wird in meinen Augen auch wenig über die Defensive Line der Bengals gesprochen. Die war für mich auch im letzten Jahr schon sehr stark - und wenn du dich in die Situation der Offensive Line auf der anderen Seite versetzt, sind das schon Brocken, die du da blocken musst“, so Vollmer.