Der Sport-Fan hat in diesem Winter eine ungewohnte Wahl: Schaut er zu, wie Mikaela Shiffrin mit aktuell 74 Rennsiegen den Sieg-Rekord von Lindsey Vonn (82 Weltcup-Siege) jagt oder will er lieber sehen, wie Lionel Messi den wahrscheinlich letzten Anlauf auf den Weltmeister-Titel mit Argentinien nimmt? (NEWS: Alles zur FIFA-WM 2022)
So leidet der Wintersport unter Katar
Ab dem 20. November sucht die Fußballwelt zum 22. Mal die beste Nationalmannschaft. Durch die stark kritisierte Verlegung des Turniers, das traditionell im Sommer ausgetragen wird, bekommen die Wintersportarten ungewohnte und unliebsame Konkurrenz.
Die Auswirkungen sind verheerend - egal, ob für Ski Alpin, Biathlon oder Rodeln.
Massive Auswirkungen auf Weltcup
Beim Rodeln fällt der Weltcup-Auftakt in Innsbruck-Igls komplett ins Wasser. Wie der Weltverband FIL bekannt gab, sei die Entscheidung aufgrund der geringen Aussicht auf eine Live-TV-Übertragung der ursprünglich für den 26. und 27. November in Innsbruck angesetzten Wettbewerbe getroffen worden. An diesen Tagen sind in Katar unter anderem die Fußball-Schwergewichte Frankreich, Argentinien sowie Deutschland gegen Spanien im Einsatz. (NEWS: Alles zum Rodeln)
Als Ersatz für Innsbruck wird Winterberg als Saisonabschluss am 25. und 26. Februar an den Kalender angehängt. Bereits zwei Wochen zuvor treffen sich die Frauen und Männer zum drittletzten Rennwochenende auf der viertältesten Kunsteisbahn der Welt in der Veltins-Eisarena.
Die Skispringer haben sich für die andere Richtung entschieden. Anstatt Wettbewerbe nach hinten zu verlegen, startet der Weltcup früher. Bereits am 5. und 6. November findet im polnischen Wisla der Weltcup-Auftakt statt. Das führt zu der kuriosen Situation, dass die beiden Einzelspringen in einer Hybrid-Version ausgetragen werden. Erstmals findet ein Wettkampf auf einer Eisspur sowie Matten statt. (SERVICE: Skisprung-Kalender)
Ski Alpin: Nordamerika-Tour in Gefahr
Im Ski-Alpin-Weltcup steht gleich die komplette Nordamerika-Tour auf der Kippe. Ab dem 25. November eröffnen die Herren mit der Abfahrt in Lake Louise die Übersee-Serie. Besonders bitter: Lake Louise ist in diesem Winter zum letzten Mal im Weltcup-Kalender. Sollten die Rennen nicht im TV übertragen werden, wäre es ein unverdient leiser Abschied dieses absoluten Traditionsortes. (NEWS: Riesenknall im Ski-Weltcup)
Normalerweise sind die Rennen in Kanada und den USA für die TV-Primetime gesetzt und danken es den Veranstaltern mit starken Zuschauerzahlen. Nun stehe man aber vor „einem Dilemma“, wie Weltcup-Boss Markus Waldner im Gespräch mit der österreichischen Krone zugab. „Es laufen heiße Diskussionen zur Lösung der Problematik.“ Sollten die TV-Sender - vor allem ORF, SFR und Eurosport - die Rennen nicht übertragen, stehe die Sinnhaftigkeit der Durchführung in Frage.
Einer Verschiebung auf 22.15 Uhr, um nach den WM-Spielen an diesen Tagen an den Start zu gehen, erteilte er bereits eine Absage. Die schlechteren Sichtverhältnisse würden eine Durchführung der Rennen zu diesem Zeitpunkt nicht zulassen. (SERVICE: Ski-Alpin-Kalender)
Biathlon an WM-Ruhetagen
ARD und ZDF standen mit den einzelnen Verbänden ebenfalls im regen Austausch, um Überschneidungen so gering wie möglich zu halten. Zwar erklärte Anke Scholten, die kommissarische Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Sport gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal watson, dass sich diese nicht komplett vermeiden lassen werden, aber zumindest die WM-Ruhetage werden für Wintersportereignisse genutzt. „So steht zum Beispiel der Biathlon-Weltcup in Hochfilzen an dem Wochenende auf dem ZDF-Programm, an dem sowohl am Donnerstag, 8. Dezember, als auch am Sonntag, 11. Dezember 2022, WM-Ruhetage sind.“
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Zudem werden Wintersport-Events, die nicht im TV gezeigt werden, als Stream angeboten. „Das ZDF wird am letzten November-Wochenende einige alpine Wettbewerbe, die in den USA stattfinden, per Livestream übertragen, ebenso ein Skispringen.“ Dies sei bei den Übersee-Rennen allerdings auch ohne die Fußball-WM geplant gewesen.
Ähnlich äußerte sich die ARD auf watson-Nachfrage.
Klar ist: Der Wintersport steht wegen der Fußball-WM in Katar vor einer seiner schwierigsten Saisons.