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"Vonn muss sich Gedanken machen, was sie da gesagt hat"

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Wasmeier reagiert auf Vonns Kritik

Nachdem sich Lindey Vonn vor dem WM-Start über ihre Kritiker ausgelassen hat, folgt der Konter von Markus Wasmeier. Die US-Amerikanerin habe nicht die Wahrheit gesprochen, als sie ihr Comeback ankündigte, sagt der Doppelolympiasieger im SPORT1-Interview.
Lindsey Vonn verkündet ihre Rückkehr auf die Skipiste. Vonn-Comeback: Gefährliche Show?
Nachdem sich Lindey Vonn vor dem WM-Start über ihre Kritiker ausgelassen hat, folgt der Konter von Markus Wasmeier. Die US-Amerikanerin habe nicht die Wahrheit gesprochen, als sie ihr Comeback ankündigte, sagt der Doppelolympiasieger im SPORT1-Interview.

Mit markigen Worten hat sich Lindsey Vonn vor dem Start der Ski-Weltmeisterschaften in Saalbach (4. bis 16. Februar) gegen ihre Kritiker gewandt.

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Sie habe „keine verdammte Ahnung“, warum sie teilweise massiven Gegenwind erhielt, klagte Vonn, die kurz vor Weihnachten im Alter von 40 Jahren ein beeindruckendes Comeback hingelegt hatte. „Es ging um meine körperlichen Voraussetzungen. Aber niemand hat mich selbst dazu befragt. Das ist ziemlich abgefuckt“, sagte sie. „Ich denke nicht, dass ich diese Respektlosigkeiten verdient hatte.“

Einer der größten Kritiker: Markus Wasmeier. Der deutsche Doppelolympiasieger von Lillehammer 1994 hatte Ende Oktober bei SPORT1 die Comeback-Pläne des Ski-Stars zerrissen. Nur „das Marketing“ treibe Vonn an, vermutete der 61-Jährige damals. „Meiner Meinung nach ist das nur eine Show. Das grenzt an Verarschung.“

Gut drei Monate später reagiert Wasmeier bei SPORT1 nun auf Vonns Gegenvorwürfe.

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Wasmeier: „Dann können sie dir das Bein amputieren“

SPORT1: Herr Wasmeier, Lindsey Vonn hat sich vor der WM über ihre Kritiker beschwert, zu denen auch Sie zählten. Stehen Sie trotzdem zu Ihren Aussagen von Ende Oktober, als Sie behaupteten, Vonns Comeback grenze an Verarschung?

Wasmeier: Vonn muss sich Gedanken darüber machen, was sie gesagt hat. Sie hat gesagt, sie bekomme ein künstliches Knie. Ich habe selbst zwei künstliche Hüften und weiß, was „künstlich“ heißt. Ihre Aussagen vom „künstlichen Knie“ habe ich als ziemliche Verarschung empfunden, weil das richtig gefährlich gewesen wäre. Wenn du damit stürzt, dann hast du keine Knochen mehr, wo du irgendetwas reparieren kannst. Dann können sie dir das Bein amputieren. Bei Lindsey ist es eine Gleitplatte, die keinen Eingriff auf den Knochen hat, sondern praktisch wie eine Zahnkrone darüber gesetzt wird, wenn man es laienhaft erklärt. Das ist etwas ganz anderes.

SPORT1: Sie sind also von falschen Tatsachen ausgegangen?

Wasmeier: Ja. Wenn sie „künstliches Knie“ sagt, dann wird dir Stahl ins Schien- und Wadenbein reingeschlagen. Dann musst du froh sein, wenn du ein normales Leben führen kannst. Auf der Skipiste kannst du noch vielleicht noch ein bisschen wedeln. Dann brauch ich kein Comeback ankündigen, wenn ich etwas von einem künstlichen Knie erzähle. Zwei Monate später hat sie dann auf einmal gesagt, dass es kein künstliches Knie sei, sondern eine Gleitplatte, was etwas komplett anderes ist. Das ist, wie wenn der eine für eine Krone zum Zahnarzt geht, und der andere sein gesamtes Gebiss rauskriegt. Und das war der Grund, warum ich das gesagt habe. Ich habe mich von diesen Aussagen leiten lassen. Am Ende kann aber niemand mit einem künstlichen Knie Hochleistungssport betreiben.

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SPORT1: Ist Vonns Comeback mit 40 Jahren trotzdem ein Tanz auf der Rasierklinge?

Wasmeier: Es hat ja mit Bill Johnson den Fall eines anderen 40-Jährigen gegeben. Er wollte nach einer langen Wettkampfpause unbedingt bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City 2002 teilnehmen. Bei den US-Meisterschaften hat es ihn so geschmissen, dass er monatelang im Koma lag und praktisch als Fünfjähriger aufgewacht ist. Weil er gar nichts mehr gehabt hat, haben wir ihm zusammen mit Erwin Stricker (früherer Abfahrer; Anm. d. Red.) über eine Stiftung mit hohen Beträgen das Leben erleichtert. Zehn Jahre später ist er gestorben. Deswegen hat mich das so mitgenommen.

Vonn? „Davor habe ich Respekt“

SPORT1: Es gibt andere Abfahrer im Ski-Zirkus, wie DSV-Abfahrer Romed Baumann oder den Italiener Christof Innerhofer, die um die 40 sind ...

Wasmeier: Ja, aber wenn du weiterfährst und keine Pause machst, ist es etwas anderes, als wenn du nach längerer Zeit wieder einsteigst. Dann wird es schwierig. Ich weiß zwar, dass Lindsey immer viel trainiert hat – zumindest auf Social Media hat man gesehen, dass sie brutal fleißig ist. Wobei man da auch nicht sicher sein kann, ob das immer der Wahrheit entspricht.

SPORT1: Vonn hat mit den Plätzen sechs und vier in St. Anton gezeigt, dass sie trotz ihrer langen Pause in der Weltspitze mithalten kann. Hätten Sie ihr das – auch ohne künstliches Knie - zugetraut?

Wasmeier: Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Sie hat sich richtig fit gemacht. Davor habe ich Respekt!

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SPORT1: Spricht es nicht gleichzeitig gegen die anderen Fahrerinnen, wenn eine 40-Jährige nach langer Pause direkt wieder vorne mitmischt?

Wasmeier: Ja, da haben Sie vollkommen recht. Es ist schon ein Armutszeugnis, dass sich eine ältere Athletin - zumal sie schon aufgehört hatte - immer noch unter den Top 10 platzieren kann. Und bei der WM kann sie sogar noch weiter vorne landen, weil einige Athletinnen aus dem Weltcup nicht dabei sind. Es dürfen aus einer Nation ja nur vier oder maximal fünf mitfahren. Also ist die Chance noch mal größer. Saalbach ist außerdem eine Abfahrt, die ihr liegen könnte. Ich traue ihr ein Platz auf dem Treppchen zu.