Die DSV-Adler haben beim Normalschanzen-Springen bei der WM in Trondheim eine unerwartete Wiederauferstehung gefeiert. Neben Silbermedaillen-Gewinner Andreas Wellinger konnte auch Karl Geiger mit Rang vier ein echtes Ausrufezeichen setzen.
Betrugsvorwürfe gegen deutschen Star
Doch ging hierbei auch alles mit rechten Dingen zu? In Polen beantwortet man diese Frage in Bezug auf Geiger offenbar mit einem klaren „Nein“. Grund dafür ist der Anzug des Skiflug-Weltmeisters aus dem Jahr 2020.
Sport.pl sparte nicht an Metaphern, um die Wettkampfkleidung Geigers zu beschreiben. „Er hat wieder einen Kartoffelsack angezogen“, „Er ist in einen Fallschirm gesprungen“ oder „Das ist ein Umhang, das ist eigentlich ein Schlafsack“, zählte die Quelle mögliche Reaktionen auf, die im Falle eines Weltmeistertitels von Geiger im Netz kursieren würden. Der Wettkampf sei „ein Witz“ gewesen.
Aufregung bei polnischen Kommentatoren: „Ein Mann im Umhang“
Zuvor machten bereits die polnischen Eurosport-Kommentatoren Igor Błachut und Michał Korościel sarkastische Anmerkungen zum Anzug des Athleten. „Karl Geiger. Naja, am Material sparen sie da nicht“, lautete ein Kommentar während des ersten Wettkampfdurchgangs. „Ein Mann im Umhang. Wir sehen, dass Karl Geiger seinen Anzug nicht gewechselt hat. Das ist eigentlich ein Schlafsack”, stellten sie im zweiten Durchgang fest.
Bereits in der Qualifikation machten sie den Vorwurf laut, dass Geiger zu den Großereignissen die Angewohnheit habe, „zu den wichtigsten Ereignissen der Saison ein spezielles Outfit zu tragen - eines, das er für extrem maskulin hält und bei dem männlich in seinem Sinne locker und nicht eng bedeuten muss.“
Malysz befeuert Schummel-Vorwürfe: „Irgendetwas stimmt hier nicht“
Auch die polnische Skisprung-Legende Adam Malysz zweifelte bei der Sportzeitung Przeglad Sportowy lautstark am Material des 31-Jährigen.
„Ehrlich gesagt, ist das ein bisschen komisch. Entweder haben wir immer noch ein Schlupfloch in den Regeln und jemand weiß, wie man es umgehen kann, oder ich weiß nicht, was hier los ist. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich meine, das ist doch offensichtlich. Es ist sehr seltsam“, sagte der 47-Jährige, der seit 2022 als Präsident des polnischen Skiverbands fungiert.
Der polnische Cheftrainer Thomas Thurnbichler machte auf Nachfrage von sport.pl ebenfalls Zweifel an einigen Anzügen deutlich. „Man kann sehen, dass einige Springer einen weiten Anzug haben“, kommentierte er, wenngleich er zumindest nicht direkt Geiger nannte.
Deutscher Skisprung-Star Geiger besteht Materialkontrolle
Geiger selbst ist sich keiner Schuld bewusst. „Also, ich hatte eine Kontrolle und ich habe sie bestanden“, erklärte er laut dem polnischen Bericht.
Bereits bei den Olympischen Spielen 2022 war die Aufregung in Polen groß, als Geiger knapp vor Kamil Stoch von der Großschanze Bronze gewann. Im Netz wurden Bilder verglichen, die den angeblich zu großen Anzug von Geiger im Vergleich zu jenen von Stoch und Ryoyu Kobayashi zeigten.
Auch nach der WM-Entscheidung wählte sport.pl ein solches Vergleichsbild zwischen Geiger und dem Polen Pawel Wasek.
Die Aussagekraft derartiger Aufnahmen ist allerdings äußerst zweifelhaft.
Immer wieder Schummel-Vorwürfe im Skispringen
Im Skispringen ist es inzwischen an der Tagesordnung, dass die Anzüge der Konkurrenz strengstens beäugt werden. Fast immer richten sich die Vorwürfe von einer gerade schwächelnden gegen eine starke Skisprung-Nation.
„Es ist verdächtig. Da muss etwas sein“, monierte die norwegische Olympiasiegerin Maren Lundby während der Tournee zuletzt und bezeichnete die Dominanz der Österreicher als „geisteskrank“, ehe sie sich dafür entschuldigte.
Nach dem Sieg des Slowenen Domen Prevc beim Skifliegen in Oberstdorf sprach DSV-Cheftrainer Stefan Horngacher von einem „bitteren Beigeschmack, wenn zwei (seiner Landsleute) disqualifiziert werden und einer gewinnt“. Eine Woche später spekulierten Sven Hannawald und Sportdirektor Horst Hüttel im TV über einen möglichen Anzugs-Nachteil der DSV-Adler.
Letztlich bleibt den Athleten und Teams aber natürlich ohnehin nichts anderes übrig, als der Kontrolle der Offiziellen zu vertrauen.