Die Weltcup-Saison im Skispringen ist vorbei, trotzdem kehrt keine Ruhe ein. Zu sehr hallt der Skandal um die manipulierten Anzüge rund um das norwegische Team nach. Und während die Ermittlungen noch laufen, erhebt einer der fünf zunächst gesperrten Athleten, Robin Pedersen, schwere Vorwürfe gegen den Ski-Weltverband FIS und deutsche Medien.
Skispringen: Schwere Vorwürfe im Anzug-Skandal - auch gegen Deutschland!
Schwere Vorwürfe gegen Deutschland
„Was man uns vorwirft, ist nicht haltbar. Alle unabhängigen Anwälte haben festgestellt, dass sie nichts gegen uns in der Hand haben. Ich habe meine Anzüge selbst genäht, also weiß ich, dass mit ihnen alles in Ordnung ist“, sagte Pedersen der Zeitung RanaBlad und zog einen Vergleich zu seinen norwegischen Teamkollegen Marius Lindvik und Johann André Forfang.
Es habe „fünf Minuten gedauert, um Fehler an den Anzügen von Marius und Johann in Trondheim zu finden, aber einen Monat, um im Frühjahr etwas zu finden. Ich fand es sehr merkwürdig, dass sie (die FIS, Anm. d. Red.) den Medien gesagt haben, sie hätten etwas in unseren Anzügen gefunden“, fügte Pedersen hinzu. Zur Erinnerung: Während der Nordischen Ski-WM in Trondheim war ein Video aufgetaucht, das zeigte, wie an den Anzügen der Norweger genäht wurde. Die betroffenen Spitzenspringer Forfang und Lindvik wurden daraufhin noch während der WM gesperrt.
Vorwürfe gegen deutsche Medien: „Versucht, Kapital zu schlagen“
Wenig später ereilte Pedersen wie Kristoffer Eriksen Sundal und Robert Johansson allerdings das gleiche Schicksal, als sich das Trio gerade auf die Raw-Air-Tour, den Folgewettkampf in Oslo, vorbereitete - obwohl sie mit dem vorherigen Eklat nichts zu tun hatten.
„Wir hatten einen Sprung am Holmenkollen absolviert und waren nach dem Sprung auf dem Weg in die Umkleidekabine, als Robert eine E-Mail erhielt, in der stand, dass er suspendiert worden war“, schilderte Pedersen und ergänzte: „Ich hatte nicht mal eine Email erhalten. Ich musste Jan-Erik Aalbu (Teammanager, Anm. d. Red.) anrufen und fragen, was los ist. Wir wollten springen, aber uns wurde gesagt, dass das nicht möglich sei, weil der Verband uns gesperrt habe.“
Aber auch die deutsche Presse knöpfte sich Pedersen vor. Denn in Norwegen halten sich Gerüchte, wonach deutsche Medien mit einem TV-Boykott der „Raw Air“-Tour gedroht hätten, sollten die norwegischen Athleten nicht vom Weltcup ausgeschlossen werden. „Sie haben versucht, Kapital zu schlagen, um noch ein paar Medaillen zu holen. Wir drei Athleten sind leicht zu ächten, wenn es um Millionen an Fernsehrechten geht“, stellte er klar.
Anfang April, nach Saisonende, wurde die provisorische Sperre gegen Pedersen, Lindvik und Co. von der FIS aufgehoben. Vergessen ist die Sache damit aber nicht. Pedersen beteuerte, nie etwas mit Betrug zu tun gehabt zu haben - und die letzten Weltcup-Springen zu Unrecht verpasst zu haben. Auch Johansson hat sich bereits kritisch geäußert.
Skispringen: Norweger Pedersen schimpft auf Weltverband
Allein die Tatsache, dass die Untersuchung - entgegen den ersten Aussagen der FIS - immer noch nichts ergeben habe, gebe ihm Recht, sagte Pedersen und schimpfte weiter: „Die Art und Weise, wie die FIS mit diesem Fall umgegangen ist, war entsetzlich, sie haben diese Situation sehr schlecht gehandhabt. Die Kommunikation hat völlig gefehlt, sie haben sich nicht an ihre eigenen Protokolle gehalten, es war für uns unmöglich, irgendetwas nachzuverfolgen“.
Pedersen wirft dem Weltverband deshalb Willkür vor. „Sie haben die Macht. Sie kontrollieren, wer springen darf, sie kontrollieren die Ausrüstung, sie kontrollieren das Produkt. Wenn es irgendetwas gibt, das ihren Wünschen zuwiderläuft, machen sie einfach, was sie wollen. Es ist also sehr schwer, in diesem Spiel nur ein Spielball zu sein. Wenn es um viele Millionen an Einnahmen für den Verband geht oder darum, uns aus dem Geschäft zu drängen, ist es für sie nicht so schwer, uns aus dem Geschäft zu drängen“, sagte er.