Da war es wieder, dieses Strahlen.

Als Marte Olsbu Röiseland zum Auftakt der Biathlon-WM in Oberhof mit Norwegens Mixed-Staffel ganz oben auf dem Siegerpodest stand, war der Power-Frau die pure Freude anzumerken.

„Es ist so schön, wieder zurück zu sein“, sagte Röiseland nach dem Gold-Coup, der ein ganz besonderer Triumph war - mit ihrem zwölften WM-Titel schloss sie zu Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner auf.

Doch es ist nicht nur dieser Erfolg, der Röiseland glücklich macht.

Mehrere Monate hatte die erfolgreichste Biathletin der vergangenen Jahre mit den Folgen einer Corona-Erkrankung zu kämpfen. Vor ein paar Wochen feierte sie ihr Comeback im Weltcup und kann nun auch bei der WM in Oberhof wieder für Furore sorgen.

„Er hilft mir immer noch ein bisschen beim Training“

Was das Glück perfekt macht: Röiseland kann nun auch endlich ihren Ehemann Sverre wieder häufiger sehen. Das Kuriose ist nur: Sverre ist seit dieser Saison Trainer der deutschen Biathletinnen - und damit auch der deutschen Goldhoffnung Denise Herrmann-Wick.

„Ich frage mich, was passieren wird, wenn ich mit einem der deutschen Mädels um eine Medaille kämpfe“, sagte Röiseland, als ihr Mann vor einem Jahr das Angebot des DSV angenommen hatte.

In der Mixed-Staffel hatte das deutsche Quartett im Gegensatz zu Norwegen nichts mit dem Kampf um Edelmetall zu tun. Eine erste Antwort könnte Röiseland im Sprint am Freitag bekommen - Röiseland und Herrmann-Wick gelten als schärfste Konkurrentinnen.

Marte gegen Sverre Olsbu Röiseland - es ist das verrückteste Duell dieser WM!

Zeitplan der Biathlon-WM in Oberhof

„Zunächst versuchen wir, einfach nur Mann und Frau zu sein. Ich frage nicht viel nach den anderen Athletinnen. Er fragt vielleicht mehr nach meinem Arbeitstag, als ich nach seinem“, erläuterte Marte Röiseland unlängst die ungewöhnliche Situation und fügte hinzu: „Er hilft mir immer noch ein bisschen beim Training.“

Das sagt Herrmann-Wick zur kuriosen Situation

Angst, dass wichtige Tipps oder Geheimnisse an die Gegenseite weitergegeben werden? Fehlanzeige. Auch im deutschen Lager.

„Das ist zwar ein bisschen speziell, aber wir gehen da alle total entspannt mit um“, sagte Herrmann-Wick im SPORT1-Interview: „Marte war auch schon mal bei uns im Training mit dabei, das war spannend.“

Marte Röiseland zieht aus dem kniffligen Beziehungskonstrukt neue Motivation. Ohne den Wechsel ihres Ehemanns nach Deutschland hätte sie ihre Karriere womöglich im vergangenen Jahr beendet. „Das ist tatsächlich einer der Gründe, warum ich mich entschieden habe, weiterzumachen“, sagte die dreimalige Olympiasiegerin: „Ich will unbedingt gegen ihn in Oberhof kämpfen.“

Corona und die Folgen – Röiselands lange Leidenszeit

Dass es nun tatsächlich so kommt, war lange unklar. Bei der Abschlussparty im März 2022 nach dem Saisonfinale in Oslo hatten sich mehr als 13 Athleten und Athletinnen mit dem Coronavirus infiziert, allein zehn aus dem norwegischen Team - darunter auch Röiseland.

Im Anschluss hatte sie immer wieder gesundheitliche Probleme. Während der Vorbereitung im September erkrankte sie auch noch an Gürtelrose. Als die Infektion überstanden schien, kam ein nächster Rückschlag und sie musste mehrere Wochen komplett pausieren. Erst Anfang des Jahres feierte sie in Slowenien auf der Hochebene Pokljuka ihr Weltcup-Comeback.

Und was sagt Sverre Olsbu Röiseland zu der ungewöhnlichen Situation? Als das Angebot im Vorjahr aus Deutschland kam, hatte er zunächst gehadert. Der 32-Jährige hatte nicht nur seine Frau beim Heimtraining unterstützt, sondern auch fünf Jahre lang das norwegische Nachwuchsteam der Frauen trainiert. „Als die Anfrage aus Deutschland kam, hat Marte mir gesagt: Du musst das machen“, erklärte er.

Röiseland gilt als Fachmann für die Technik, sowohl beim Laufen als auch beim Schießen. Einer, der detailverliebt an den Feinheiten arbeitet. Sein Ziel ist klar: „Es gibt keinen Grund, warum wir in Deutschland nicht wieder die beste Nation sein können.“

In Oberhof könnte seine Ehefrau Marte die Leidtragende werden.

Biathlon-WM 2023 LIVE im TV, Stream & Ticker

• TV: ARD (ab 15. Februar), ZDF (ab 8. Februar), Eurosport (komplett)
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