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Dahlmeier-Unglück: Helfer nennt dramatische Details

Helfer nennt dramatische Details

Bergsteiger Jackson Marvell berichtet über die erste vergebliche Rettungsaktion der verunglückten Deutschen.
Die Olympiasiegerin Laura Dahlmeier ist tot. Die ehemalige Biathletin verstarb bei einem Bergunglück.
Bergsteiger Jackson Marvell berichtet über die erste vergebliche Rettungsaktion der verunglückten Deutschen.

Eine Bergung der tödlich verunglückten Laura Dahlmeier scheint weiterhin nicht ausgeschlossen. „Die Bergung von Lauras Leichnam wird möglich sein, aber sie ist sowohl zu Fuß als auch mit einem Helikopter mit unglaublichen Risiken verbunden“, sagte der amerikanische Bergsteiger Jackson Marvell der Nachrichtenagentur AFP vor Ort in Pakistan.

Marvell war neben dem deutschen Thomas Huber sowie dem erfahrenen Bergsteiger und Expeditionsleiter Alan Rousseau aus Frankreich und Tad McRea aus den USA an der ersten vergeblichen Rettungsaktion der verunglückten Dahlmeier am Laila Peak beteiligt gewesen.

Der Berg habe sich, so Marvell weiter, „in den letzten 48 Stunden erheblich verändert, es gibt jeden Tag erhebliche Steinschläge. Und selbst mit einer langen Leine an einem Helikopter gibt es immer noch viele Steinbrocken, die die Wand hinunterfallen.“

„Sie lebt nicht mehr“

Er sei mit Rousseau in einem Helikopter „um den Berg herumgeflogen. Ich habe ihren Körper entdeckt. Und ich beobachtete, dass es keinerlei Lebenszeichen gab. Sie lebte nicht mehr“, erzählte Marvell.

Zuvor hätten er und Rousseau einen Anruf erhalten, „dass zwei Frauen auf dem Laila Peak einen Unfall hatten. Als wir dann Thomas und Tad trafen, fanden wir heraus, wer sie waren.“

Dahlmeier war am Laila Peak in Pakistan auf rund 5700 m von einem Steinschlag getroffen worden. Das Management hatte am Mittwoch ihren Tod bestätigt. Ihre Seilpartnerin konnte sich retten.

Was eine Bergung per Helikopter so schwierig macht

Zuvor hatte schon der Schweizer Kari Kobler, ehemaliger Expeditionsleiter und Bergsteiger-Legende, im Gespräch mit dem Blick aus der Ferne erklärt, was eine Bergung selbst mit dem Helikopter so schwierig macht.

„Eine Helikopterlandung ist dort schlicht unmöglich“, sagte er und verwies darauf, dass in Pakistan nur Militärhelikopter eingesetzt - diese sind auf Transporte spezialisiert und nicht für Rettungszwecke vorgesehen.

Deswegen sei eine sogenannte Long-Line-Rettung, wie sie in den Alpen üblich ist, gar nicht durchführbar. „Die Piloten riskieren ihr Leben nicht und können es oft auch gar nicht, weil sie die nötige Ausbildung nicht haben“, erklärt Kobler: „Dazu fehlen die Systeme, das Training – und auch die Infrastruktur.“

„Niemand darf sein Leben riskieren“

Eine Bergung war bislang nicht möglich. Das Management von Dahlmeier hatte am Mittwoch daher mitgeteilt, dass es Dahlmeiers ausdrücklicher und auch niedergeschriebener Wille gewesen sei, dass in einem Fall wie diesem, „niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen. Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen.“

Die Bergung sei „für die Rettungskräfte unter den aktuell vorherrschenden schwierigen Bedingungen mit Steinschlag und einem Wetterumschwung am Laila Peak mit einem zu hohen Risiko verbunden und nicht realisierbar“, hatte die Agentur Nine&One zudem mitgeteilt.

Dahlmeier hatte 2018 in Pyeongchang Olympiagold im Sprint und in der Verfolgung gewonnen, zudem holte sie sieben WM-Titel. 2019 beendete sie im Alter von 25 Jahren ihre Karriere.