Das ungewisse Schicksal von Biathlon-Idol um Laura Dahlmeier nach einem schweren Bergunglück in Pakistan bewegt Deutschland und die Sportwelt - und auch den berühmtesten Bergsteiger der Welt.
Laura Dahlmeiers schweres Berg-Unglück: Reinhold Messner reagiert
Dahlmeier-Unglück: Messner reagiert
Der legendäre Alpinist Reinhold Messner hat in Gesprächen mit der Bild und RTL/n-tv seine Sicht auf die dramatischen Ereignisse geschildert - und seine eigenen Erfahrungen mit dem Ort des Geschehens.
Reinhold Messner kennt den Unglücksort
„Ich habe den Berg Laila Peak im Kopf“, sagt der mittlerweile 80-Jährige, der 1978 zusammen mit Peter Habeler als erster Mensch den Gipfel des Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff erreicht hatte: „Ich bin vorbeigegangen, aber habe ihn nicht bestiegen. Das ist ein faszinierender Gipfel, obwohl er nur ein angelehnter kleiner Gipfel ist. Er gehört zu den schönsten Bergen der Welt.“
Der Südtiroler führt seine Kenntnisse über den 6069 Meter hohen Berg aus: „Er ist sehr, sehr steil und schwierig. Aber trotzdem hätte Frau Dahlmeier – soweit ich ihre Biografie kenne – ohne Weiteres die Fähigkeit, diesen Berg auch über eine schwierige Route zu besteigen.“ Es gebe nur eben „immer ein Restrisiko, wenn wir uns in diese Dimensionen des Alpinismus wagen“.
Dahlmeier hatte am 8. Juli bereits den 6287 Meter hohen Great Trango Tower erklommen, der Laila Peak war ihr zweites Ziel im Karakorum-Gebirge nicht unweit des Himalaya.
„Das Karakorum ist ein Gebirge, das an der rechten Seite des Indus-Flusses liegt“, erklärt Messner: „Der Indus trennt den Himalaya vom Karakorum. Im Grunde ist das nur eine von Geographen entschiedene Teilung. Das Ganze ist ein Gebirge, wenn man so will. Diese Berge haben eine Faszination, weil sie hoch sind und weil sie in die sogenannte Todeszone hineinreichen. Wobei der Laila-Berg dazu zu klein ist. Aber es gibt neben den großen, berühmten Bergen wie K2 und Nanga Parbat kleinere, niedere Gipfel, die in ihrer Ausstrahlung schöner sind. Teilweise sind die schwieriger zu besteigen, weil sie steiler und gefährlicher sind.“
Messner hofft auf Laura Dahlmeiers Rettung
Dahlmeier wurde am Montag in rund 5700 Meter Höhe von einem Steinschlag getroffen und nach Angaben ihres Managements „mindestens schwerst verletzt“, es gebe aktuell keine Lebenszeichen.
Die Rettungskräfte konnten am Dienstag noch nicht zu ihr vordringen und mussten die Suche wegen der einsetzenden Dunkelheit abbrechen. Am Unglücksort herrschen in der Nacht Minusgrade. Am Mittwoch konnte die Suche dann aufgrund der äußeren Bedingungen erst verspätet wieder aufgenommen werden, und das auch lediglich am Boden, weil durch starke Winde und schlechte Sichtverhältnisse kein Hubschrauber eingesetzt werden kann.
Messner weist darauf hin, dass die Gefahren für Bergsteiger durch den Klimawandel nochmal größer geworden sind: „Durch die globale Erwärmung haben wir mehr Steinschlag als früher.“ Ein konkretes Risiko vor Ort ist auch die Monsun-Saison: In Pakistan sind im Sommer nach staatlichen Angaben 288 Menschen bei Unfällen in Zusammenhang mit Flut und Regen verstorben.
Konkreter kann und will Messner - der 1970 selbst seinen Bruder Günther bei einer Expedition zum Nanga Parbat verlor - den Unfall der siebenmaligen Biathlon-Weltmeisterin nicht bewerten: „Wir können nur hoffen, dass der Hubschrauber fliegt oder dass Bergsteiger es schaffen, zu Dahlmeier hinzukommen.“