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Skispringen: Althaus über Olympia, Anzug-Farce, Ukraine und Vierschanzentournee für Frauen

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Skispringen: Althaus über Olympia, Anzug-Farce, Ukraine und Vierschanzentournee für Frauen

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Silber-Heldin Althaus: „Ein Albtraum“

Katharina Althaus blickt auf erfolgreiche, aber zum Teil auch enttäuschende Spiele in Peking zurück. Im SPORT1-Interview spricht die 25-Jährige über ihre Olympia-Medaille, ihre Disqualifikation und die Zukunft des Frauen-Skispringens.
Skispringerin Katharina Althaus hat Silber von der Normalschanze geholt. Nach dem ersten Durchgang lag sie noch auf Goldkurs, musste sich dann der Slowenin geschlagen geben.
Bjarne Lassen
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Madeleine Etti
Madeleine Etti

Katharina Althaus hat turbulente Wochen hinter sich. (Alles zu den Olympischen Spielen 2022)

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Nach dem Gewinn ihrer zweiten Olympischen Silbermedaille folgte in Peking die umstrittene Disqualifikation im Mixed-Teamwettbewerb. Zuletzt feierte die 25-Jährige nach einer Corona-Infektion ein erfolgreiches Comeback in Lillehammer. (Daten: Alle Ergebnisse zu Olympia 2022)

Im SPORT1-Interview spricht Althaus nun über die Farce im Mixed-Teamwettbewerb, die Zukunft des Frauen-Skispringens und nötige Änderungen, aber auch über ihre eigenen Pläne.

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SPORT1: Frau Althaus, Sie haben die Goldmedaille in Peking nur um 110 Zentimeter verpasst, nachdem sie bei ungünstigen Windbedingungen springen mussten. Überwog die Enttäuschung oder war das Glück über die Silbermedaille doch größer?

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Katharina Althaus: Ich war schon enttäuscht im ersten Moment, als ich gesehen habe, dass dort nicht die Eins, sondern die Zwei steht. Ich habe einen richtig guten Sprung gemacht und bei der Landung gemerkt, dass es knapp werden würde. Meine Hoffnung war, dass es dieses Mal vielleicht die Eins wird. Im Nachhinein freue ich mich aber, dass ich eine Medaille mit nach Hause nehmen konnte. Ich habe die silberne Medaille gewonnen und nicht die goldene verloren.

Skispringen: Althaus äußert sich zur Olympia-Farce

SPORT1: Der große negative Aufreger war natürlich die Disqualifikation im Mixed-Teamwettbewerb bei den Olympischen Spielen. Was war Ihre erste Reaktion und wie blicken Sie mittlerweile darauf?

Althaus: Für mich war das im ersten Moment wie ein Albtraum. Ich hatte gehofft, ich wache irgendwann auf und alles war nur ein schlechter Traum. Ich wurde zuvor noch nie disqualifiziert und dann ausgerechnet bei dem wichtigsten Wettkampf der Saison. Auch für unseren Sport war es sehr bitter, es war die Premiere des Mixed-Team-Wettbewerbs gemeinsam mit den Herren. Es ist immer noch schwierig, das zu akzeptieren und zu verstehen, was an dem Tag passiert ist. Ich war froh, dass ich das Team um mich herum hatte. Jeder stand hinter mir, niemand machte mir einen Vorwurf.

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SPORT1: Sie sprachen danach auch davon, dass der Weltverband das Damen-Skispringen zerstört habe ...

Althaus: Natürlich ist das ganz schlecht für unseren Sport, weil nur Damen von den großen Nationen disqualifiziert wurden. Die Kontrollen waren andere als bei den Weltcup-Springen zuvor. Das ist einfach ohne Vorwarnung passiert. An allen Tagen davor hatten die Anzüge gepasst und an jenem Tag plötzlich nicht mehr. Wir haben nichts verändert an unserem Schnitt, an unseren Anzügen. Es betraf ja nicht nur mich, sondern gleich das ganze Team, das war schon krass.

SPORT1: Sie sprechen Ihre Enttäuschung an. Können Sie dennoch irgendetwas Positives daraus ziehen? Wenngleich es keine erfreulichen Gründe waren, erhielt das Frauen-Skispringen zumindest so viel Aufmerksamkeit wie nie zuvor.

Althaus: Im Moment kann ich nichts Positives sehen. Vielleicht bloß, dass sich durch den Vorfall etwas ändern wird. Ich weiß nicht, ob sie an den Regeln oder den Anzug-Schnitten Änderungen vornehmen. Irgendetwas muss jedenfalls nach der Saison geschehen, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Olympia 2022: Erste deutsche Medaille durch Skispringerin Katarina Althaus
00:39
Erste deutsche Olympia-Medaille

SPORT1: Sie sind nach Ihrer Corona-Isolation zurückgekehrt und haben in Lillehammer direkt gute Leistungen gezeigt. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Auftritt und was sind die Ziele für die restliche Saison?

Althaus: Ich war sehr zufrieden mit dem Wettkampf in Lillehammer. Es war ein wilder Tag für mich, weil ich gerade erst angereist war. Ich bin von München nach Oslo geflogen und mit dem Zug nach Lillehammer gefahren. Um 14 Uhr bin ich ins Hotel gekommen und um 16 Uhr stand ich an der Schanze und habe mich für den Wettkampf bereitgemacht - ohne Training.

SPORT1: Das klingt nach einem sehr anstrengenden Tag.

Althaus: Ja, aber ich war einfach froh, dass ich nach der Isolation wieder zurück war und in Norwegen auf meiner Lieblingsschanze springen durfte. Ich konnte das Team unterstützen und alle haben sich gefreut, dass ich wieder starten konnte. Deswegen war ich sehr zufrieden mit meiner Leistung. Es waren zwar nicht die Top-Sprünge, die ich zeigen wollte, aber ich glaube, mit der Vorgeschichte auch völlig verständlich. Wir haben jetzt noch ein Weltcup-Finale in Oberhof, auch eine Premiere. Ich freue mich darauf, noch einmal in Deutschland zu springen und diesen Abschluss zu genießen.

Althaus: Darum ist der Sport gerade jetzt wichtig

SPORT1: Ein Thema, das derzeit die ganze Welt beschäftigt, ist der Krieg in der Ukraine. Wie schwer ist es für Sie, sich auf den Sport zu konzentrieren?

Althaus: Es fällt einem nicht leicht, das Thema auszublenden. Natürlich ist das für uns auch sehr präsent, wir bekommen das alles mit. Vor den Wettkämpfen versuchen wir trotzdem, keine Nachrichten zu verfolgen und auch bei Social Media nicht zu schauen, was sich aktuell so ereignet. Das ist nicht leicht. Während des Wettkampfs konzentrieren wir uns auf uns selbst und auf den Sport.

SPORT1: Sind Sie der Meinung, dass die Wettbewerbe weiter stattfinden sollten, oder ist der Krieg ein Grund, den Sport zu pausieren?

Althaus: Ich glaube, gerade in so einer Zeit ist es wichtig zu zeigen, dass verschiedene Nationen friedlich zusammenkommen und sich in einem Sport duellieren können. Wir kämpfen für den Sport, für die Gemeinsamkeiten, die wir haben, und so können wir zeigen, dass wir miteinander das Ganze gestalten.

SPORT1: Zurück zum Sportlichen. Die Vierschanzentournee wird bisher ausschließlich für die Männer veranstaltet. Wie sehen Sie die Chancen, dass sich das in Zukunft ändert? Und wie wichtig wäre das für die Entwicklung des Frauen-Skispringens?

Althaus: Ich bin sehr optimistisch, dass wir bald auch eine Vierschanzentournee für Frauen haben. Ich glaube, es ist sehr wichtig, bei den gleichen Wettkämpfen wie die Herren zu springen. Der deutsche Skiverband setzt sich ein, dass wir die Wettkämpfe in Oberstdorf und Garmisch bekommen. Ich hoffe, der österreichische Skiverband zieht noch ein bisschen mit, dass auch die Wettkämpfe in Innsbruck und in Bischofshofen folgen. Ich halte es für sehr wichtig, dass wir Damen zeigen können, dass wir auch auf großen Schanzen zu springen imstande sind.

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Vierschanzentournee? „Ein absoluter Kindheitstraum“

SPORT1: Es ist also ein großer Traum, dort bald selbst zu fliegen?

Althaus: Auf jeden Fall! Ein absoluter Kindheitstraum. Schon als Kind stand ich in Oberstdorf und habe mitgefiebert. Als Skispringerin wünscht man sich natürlich, einmal dabei zu sein, das zu genießen und dort vor heimischem Publikum zu starten.

SPORT1: Eine Ihrer Konkurrentinnen, Maren Lundby, setzt diese Saison aus, weil sie sich körperlich nicht bereit fühlte. Sie sei gesund, aber zu schwer für den Sport. Sie wollte damit aufzeigen, dass das Springen in Sachen Gewicht trotz einiger Anpassungen immer noch im Grenzbereich unterwegs ist. Was sagen Sie dazu und was könnte man an diesem Problem ändern?

Althaus: Ich kann sie verstehen. Es ist nicht leicht in unserem Sport, das Thema Gewicht ist schon immer sehr präsent, das gehört bei unserem Sport einfach dazu. Ich glaube, das lässt sich schwer ändern, weil man einfach besser fliegt, wenn man leicht ist. Solange das auf einer gesunden Basis geschieht, finde ich es in Ordnung. Es ist nicht ganz einfach, auch weil das Material sich dauernd ändert und jeder an eine Grenze geht. Die Grenze wird vielleicht manchmal überschritten, aber ich weiß nicht, ob man da groß etwas ändern kann. Vielleichten sollten die Ski, je leichter man ist, extremer gekürzt werden, um dort ein bisschen entgegenzuwirken, damit es nicht ungesund wird. Ich kann Maren verstehen, ich tue mich selber nicht so leicht mit dem Thema Gewicht, ich bin selbst eine der schwereren Athletinnen. Ich versuche, den Sport auf einer gesunden Basis zu betreiben. Solange das im Mittelpunkt steht, ist das in Ordnung.

SPORT1: Blicken wir noch auf die Zukunft. Die nächsten Olympischen Spiele stehen 2026 an. Kann man mit Ihnen dort fest planen? Deutsche Aushängeschilder im Wintersport beenden ihre Karriere ja gerne einmal früh, siehe Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier ...

Althaus: Ich weiß es tatsächlich nicht (lacht). Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, es sind ja immerhin noch vier Jahre, da kann viel passieren. Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall noch dabei sein und will bei der Weltmeisterschaft in Planica starten, das ist mein nächstes großes Ziel. Und dann schaue ich von Jahr zu Jahr, wie es weitergeht. Ich kann nicht versprechen, dass ich 2026 dabei sein werde, aber da schauen wir mal.