Vor einem Jahr war er unerwartet zum Mann der Stunde beim WWE-Konkurrenten AEW.
Er stiehlt nun auch den Superstars die Show
Eddie Kingstons später Aufstieg vom als im Mainstream nicht vermittelbar geltendes Independent-Phänomen zum Pay-Per-View-Headliner faszinierte und inspirierte die Wrestling-Welt.
Kingstons intensive und mit Tiefgang erzählte Rivalität mit dem damaligen World Champion Jon Moxley (Dean Ambrose bei WWE) etablierte den unorthodoxen Mann aus New York auf Top-Niveau. Bei den in der Szene mit viel Prestige versehenen Wrestling Observer Newsletter Awards räumte der 39-Jährige die Preise für die beste Fehde und die besten Interviews ab, ligenübergreifend.
Manch einer erwartete nun, dass Kingston an Fahrt verlieren würde, nun wo bei AEW noch größere Namen wie CM Punk und Bryan Danielson eingekehrt sind - doch das Gegenteil ist der Fall.
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Gerade im Zusammenspiel mit den neuen Stars der Liga drängt sich der „Mad King“ mit seinen einzigartigen Qualitäten aktuell mit noch mehr Macht ins größere Rampenlicht. Die große Cinderella-Story des Wrestling-Jahrs 2020 bekommt eine Fortsetzung - nimmt sie für das Stiefkind ein noch glücklicheres Ende, als Kingston und seine Fans es sich je hätte erträumen können?
Danielson und CM Punk bringen Eddie Kingston zum Leuchten
Im Vorfeld des Pay Per Views Full Gear am kommenden Samstag - derselben Veranstaltung, bei der im Vorjahr sein großes Match gegen Moxley stieg - ist Kingston derzeit wieder der Mann, der die unvermuteten Ausrufezeichen setzt.
Vergangene Woche lieferte er ein Match mit Danielson - auf bemerkenswerte Weise durch die Thematisierung der realen Depressionsgeschichte beider aufgebaut -, das als eines der besten der jungen AEW-Geschichte gefeiert wurde.
An gleicher Stelle zündete Kingston nun das nächste Highlight: Er baute sein Full-Gear-Match gegen CM Punk mit einer absolut furiosen Konfrontation auf, in der er mit seinen giftigen Verbalhieben auch dem selbst als messerscharfen Rhetoriker bekannten Punk die Show stahl.
Kingston bei WWE? Undenkbar
In einer Art, die bei Marktführer WWE so nie vorstellbar wäre, thematisieren Kingston und seine Rivalen die Dinge, die als Schwachpunkt und Karriere-Hindernis Kingstons gelten: seinen wenig muskulösen und oft übergewichtigen Körper, den Vorwurf der Trainingsfaulheit, einen Hang zu Konflikten hinter den Kulissen.
Gerade durch den offenen Kontrast zu seinen Schwächen treten die Stärken des womöglich auch zusätzlich motivierten Kingston aber umso deutlicher hervor. Der vom japanischen Stil seiner legendären Idole Kenta Kobashi und Mitsahuru Misawa beeinflusste Kingston kommt im Ring und am Mikrofon so „real“ herüber, dass er die Fans packt, wie kein glatterer Charakter es je tun könnte (Die grausame Tragödie um Kingstons Idol Mitsahuru Misawa).
Durch die in diesem Jahr erfolgte Rückkehr von AEW in größere Hallen nach den Corona-Lockerungen ist nochmal deutlicher geworden, wie riesig der Zuspruch für Kingston ist. Ex-Rivale Moxley, der zuletzt sein Partner geworden war, hatte Kingston zuvor schon darauf eingestellt, dass er nun merken würde, wie populär er eigentlich wirklich sei.
Wohin führt der neue Schub?
Das nun angesetzte Match mit Punk könnte das nächste Sprungbrett werden, viele Fans fordern bereits eine Verlängerung der vielversprechenden Fehde.
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Wie es nach Full Gear mit Kingston weitergeht, ist so oder so spannend: Zuletzt schien sich für Moxley und Kingston ein „Heel Turn“, ein Drift in die Schurkenrolle anzubahnen. Für Moxley wird sich das durch seine nun begonnene Alkohol-Therapie erstmal erledigt haben. Egal wie lange er ausfällt: Wenn er zurückkommt, werden die AEW-Fans nicht geneigt sein, ihn auszubuhen.
Wie Kingstons Rolle vor diesem Hintergrund nun definiert wird, muss sich zeigen. In seiner jetzigen Form ist aber nicht mal auszuschließen, dass er noch zum ultimativen Publikumsliebling aufsteigt - und zum ernsthaften Kandidaten für den World Title.