Er ist sechs Jahre älter als der Undertaker – und neun Jahre älter, als die WWE-Legende war, als sie nach langem Ringen mit sich selbst schließlich zurücktrat.
Wrestling-Ikone (64) verängstigt Fans: "Sting, bitte tu das nicht wieder"
Mit 64: Ringikone verängstigt Fans
Steve Borden alias Sting war schon einmal zurückgetreten, ist aber längst zurück im Ring und tut mit mittlerweile 64 Jahren dort viel verrücktere Dinge, als der Taker dort zuletzt je getan hätte. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema AEW)
Ans Aufhören scheint „The Icon“ immer noch nicht zu denken, das einstige Aushängeschild der untergegangenen WCW mit seinen großen Rivalitäten gegen Ric Flair und Hulk Hogan begeistert beim jetzigen WWE-Rivalen AEW immer noch Millionen Fans.
Bei anderen mischt sich in den Respekt für Stings beeindruckende Altersform aber zunehmend die Angst, dass Stings unstillbar wirkende Leidenschaft fürs Wrestling sich noch einmal rächen wird - und seine jüngsten beiden Auftritte verstärkten die Angst.
Sting mit gefährlichen Pannen bei AEW-Matches
Beim Pay Per View Forbidden Door am Sonntag, bei dem Sting mit einem Dreierteam gegen ein Trio um seinen Legendenkollegen Chris Jericho anführte, offenbarte der Oldie mehrfach Timing- und Reaktionsschwächen beim Versuch, mit seinen jüngeren Kampfgefährten Schritt zu halten.
Unter anderem verpasste Sting seinen Einsatz, als er einer Flugaktion von Sammy Guevara ausweichen sollte, der mit mehreren Salti vom Seil auf den auf einem Tisch liegenden Sting herabsprang - der laut Matchstory eigentlich hätte ausweichen sollen, sich aber zu spät bewegte und doch erwischt wurde.
Bei der aktuellen TV-Show Dynamite versetzte Sting nun die Fans vor Ort und an den Bildschirmen mit einer weiteren Panne in Angst und Schrecken: In einem Tag Team Match mit Darby Allin gegen Jericho und Guevara sprang Sting selbst von der Mitte einer Leiter meterweit auf Guevara herab.
Sting verfehlte dabei - obwohl er weit sprang - große Teile des immer noch zu weit entfernten Tisches, prallte mit dem Gesicht gegen Guevaras Knie und schlug sich dabei den Mund blutig.
Bei professionellen Beobachtern hinterließ Sting mit diesen Aktionen mulmige Gefühle: „Er fordert das Schicksal heraus“, meinte der Wrestling-Journalist Dave Meltzer in seinem Wrestling Observer Radio. Das Konkurrenzportal Fightful erntete Zustimmung tausender Fans, als es twitterte: „STING! Bitte tu das nicht wieder.“
Eigentlich wollte er schon vor Jahrzehnten aufhören
Dass die Bitte Gehör finden wird, ist zu bezweifeln. Erst bei der Pressekonferenz nach Forbidden Door relativierte er stattdessen die zuletzt lauter gewordenen Gerüchte, dass das große Europa-Debüt von AEW im August im Londoner Wembley-Stadion seine Abschiedsvorstellung sein könnte.
Es ist ein Muster, das man von Sting kennt, schon seit Jahrzehnten: Als er jünger war, wunderte er sich selbst über Kollegen, die mit knapp über 40 noch im Ring standen. Seitdem er selbst ins fortgeschrittene Alter gekommen ist, signalisierte er immer wieder, bald aufhören zu wollen. Nur um dann doch immer wieder ein Jahr dranzuhängen. Und noch eins. Und noch eins. Und noch eins.
An finanziellen Sorgen dürfte es nicht liegen: Sting hat in seiner erfolgreichen Karriere viele Millionen Dollar verdient. Der tiefgläubige Christ Sting, bei Begegnungen außerhalb des Rings ein leise sprechender und nachdenklich wirkender Mann, scheint schlicht nicht loslassen zu können von seiner Passion.
Weggefährte teilweise auf Rollstuhl angewiesen
Sting ist damit kein Einzelfall: In Amerika, Europa und speziell auch in den Showkampf-Hochburgen Japan und Mexiko gibt es x Fälle von Legenden, die mit über 50, teils noch über 60 und 70 im Ring stehen - und nicht immer ist es ein trauriger Anblick.
Das Abschiedsmatch von Stings langjährigem und zuletzt weit gebrechlicherem Weggefährten Keiji Muto (The Great Muta) in diesem Jahr gegen Tetsuya Naito - am Sonntag einer von Stings Partnern - war auf seine Weise ein Meisterwerk, weil es Mutos verzweifelten Kampf, mit 60 noch etwas von dem einzufangen, was ihn einst ausgemacht hatte, gekonnt als Geschichte erzählte.
Was die begeisterten Fans allerdings nicht sahen: Der kurz danach in die WWE Hall of Fame aufgenommene Mythos Muto musste sich nach dem Kampf in einem Rollstuhl erholen, auf den er mittlerweile teilweise angewiesen ist. Er soll dort umgehend darüber nachgedacht haben, doch nochmal zurückzukommen.
Stings Superhelden-Aura wirkt noch immer
Sting - der selbst auch Teil der Abschiedstournee Mutos war - ist vier Jahre älter als Muto, aber noch deutlich fitter. Im Ring kann er sein Alter zwar nicht mehr so verhehlen wie vor einigen Jahren, dennoch sieht er noch immer 10 bis 15 Jahre jünger aus, als er ist. Das Make-up, die gefärbten Haare und sein einst vom Kultfilm „The Crow“ abgeschauter Superhelden-Charakter helfen dabei.
Tatsächlich ist Steve Borden ein verwundbarer Mensch und die Geschichte des Wrestling ist voller Beispiele alternder Stars, die im Alter das Gefühl dafür verloren, was sie sich im Ring zumuten konnten und das mit schweren Verletzungen, Lähmungen und zum Teil mit dem Leben bezahlten. Die Schicksale von Mitsuharu Misawa, Yoshihiro Takayama, La Parka II oder zuletzt Shinjiro Otani sind traurige Exempel.
Sting selbst hat schon leidvolle Erfahrungen gemacht: Im Jahr 2015 verhob er sich in einem WWE-Match gegen Seth Rollins schwer, verletzte sich massiv am Nacken und entging Schlimmerem nur mit Glück.
Im Jahr darauf verkündete er bei seinem Einzug in die WWE Hall of Fame seinen Rücktritt - den er bald darauf schon wieder relativierte.
Eigentlich wollte er bei AEW gar nicht in den Ring
2020 schloss er sich AEW an, zunächst mit der explizit formulierten Einschränkung, dort keine richtigen Kämpfe, sondern nur „Cinematic Matches“ zu bestreiten, vorproduzierte Minifilme.
Nach genau einem dieser Filme teilte Sting Boss Tony Khan mit, dass er doch wieder richtig in den Ring wollte.
Insgesamt 15 Matches hat der Stinger seitdem nun wieder bestritten, allesamt Tag-Team-Matches, in denen sein junger Partner Darby Allin und die Gegner die Hauptarbeit machten und Sting unter dem Jubel der Fans einzelne Highlights setzte.
Viele dieser Matches bei AEW waren sehenswerte Nostalgie-Festspiele und die Risiken, die Sting einging, waren kalkulierter, als sie auf den ersten Blick aussahen.
Die Sorge vor einer Fehlkalkulation mit bösen Folgen nimmt jedoch zu.