Vor eineinhalb Wochen bejubelten Tennis-Fans im New Yorker Arthur Ashe Stadium die US-Open-Triumphe von Coco Gauff und Novak Djokovic. Nun passierte dort ein Moment, der bei Wrestling-Fans vergleichbare Emotionen freisetzte.
Großer Wrestling-Moment in New York
© AEW
Eddie Kingston, spät erblühter Publikumsliebling des WWE-Rivalen AEW und Lokalmatador aus dem New Yorker Vorort Yonkers, hat seinen bislang größten Titel errungen. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema AEW)
Er gewann bei der Supershow Grand Slam, einer Spezialepisode der TV-Show Dynamite, einen World Title gegen einen früheren WWE-Star aus der Schweiz, mit dem ihn eine über zehn Jahre zurückreichende Rivalität verbindet.
Der 41 Jahre alte Kingston errang in New York den ROH World Title, den bislang Claudio Castagnoli hielt, der frühere Cesaro.
Eddie Kingston und Claudio Castagnoli: Rivalität mit langer Geschichte
Kingston und den „Swiss Superman“ verbindet eine am Tag von Castagnolis AEW-Debüt im vergangenen Jahr begonnene Langzeitstory, die auf einen realen, viele Jahre alten Konflikt der beiden Weggefährten zurückführt.
Im Zentrum der Geschichte steht die Frage, ob Kingston nicht früher mehr hätte tun müssen, um wie Castagnoli schneller den Durchbruch auf größerer Bühne zu schaffen. Castagnoli warf Kingston dies vor in der Zeit, bevor er bei WWE groß herauskam, Kingston wiederum fühlte sich von Castagnoli respektlos behandelt und im Stich gelassen.
Den im Ring und am Mikrofon hochbegabte und für seine mitreißende Authentizität bekannte Kingston verfolgte früher das Stigma, sein Potenzial nicht ausgeschöpft zu haben, mangelnder Trainingsfleiß spielte dabei ebenso eine Rolle wie Hitzköpfigkeit und ein Hang zu Konflikten hinter den Kulissen.
Dass der unverstellte, offen mit einem Kampf gegen Depressionen umgehende Kingston bei AEW nun ein ebenso spätes wie unverhofftes Karriere-Hoch hingelegt hat, ist eine der großen Cinderella-Storys des WWE-Konkurrenten, die nun einen emotionalen Höhepunkt erreicht hat.
Kingston widmet Sieg früh verstorbenem Kollegen
Der Titelgewinn mit einer Press Powerbomb gegen Erzfeind Castagnoli - der Kingstons Überlegenheit hinterher mit einem betont kurzem, symbolisch aber sehr mächtigen Handschlag anerkannte - ist auch wegen der Geschichte des Gürtels mit zusätzlicher Bedeutung aufgeladen.
Die 2022 von AEW aufgekaufte Liga ROH hat eine historische Verbindung mit der New Yorker Szene: Erster Träger des World Titles war die früh verstorbene New Yorker Szenegröße Xavier, dem Kingston seinen Sieg widmete.
Ein weiterer ehemaliger Halter ist der New Yorker Kultstar Homicide, der beim ersten Grand Slam einen umjubelten Gastauftritt an Kingstons Seite hatte. Nun ist es Kingston, der mit gleich zwei Titeln feierte: Er hält auch den Strong Openweight Title der japanischen AEW-Partnerliga NJPW, der in dem Match ebenfalls auf dem Spiel stand.
Wissenswertes zum Thema Wrestling
MJF und Saraya weiter Champions, Rey Fenix entthront Jon Moxley
Neben dem Happy End für Kingston bot Grand Slam zahlreiche weitere große Matches, im Hauptkampf verteidigte AEW World Champion MJF – angefeuert von Partner Adam Cole – seinen Titel gegen Samoa Joe, eine weitere ROH-Legende. Auch Joe würdigte den vorher von ihm provozierten MJF mit einem Handshake. Überschattet wurde das Match von einer Verletzung Coles, der bei einem Sprung von der Rampe unglücklich aufkam und Berichten zufolge ins Krankenhaus musste.
Auch Saraya, die ehemalige Paige - die vor einem Jahr bei Grand Slam ihr Überraschungsdebüt für AEW gefeiert hatte - blieb Champion, sie verteidigte ihren Damentitel gegen ihre bisherige Partnerin Toni Storm.
Einen überraschenden weiteren Titelwechsel gab es, als Jon Moxley den eben erst von Orange Cassidy errungenen International Title an den mexikanischen Luchador Rey Fenix verlor. Das Matchende war so wohl nicht geplant und resultierte offenbar aus einer Gehirnerschütterung Moxleys, wegen der er nicht weiterkämpfen konnte.
Sammy Guevara fällt Chris Jericho in den Rücken
Eine weitere große Entwicklung gab es am Ende des Matches zwischen Legende Chris Jericho und seinem Zögling Sammy Guevara, seit vier Jahren treu ergebener Freund und Partner in den Gruppierungen Inner Circle und Jericho Appreciation Society.
Nachdem es zwischen den beiden zuletzt Spannungen gab – auch deshalb, weil sich Jericho der „Family“ von Erzschurke Don Callis anschließen wollte (der seinen Weggefährten dann aber abwies) – einigten sich die beiden darauf, die Differenzen in einem Match zu klären.
Jericho gewann den Kampf, indem er eine Flugaktion Guevaras mit dem Codebreaker auskonterte. Danach schien die Sache bereinigt, Jericho und Guevara umarmten sich – dann jedoch verpasste Guevara Jericho einen Tiefschlag.
Der „Heel Turn“ spiegelte Jerichos persönliche Geschichte, Guevara machte mit ihm genau das, was er 2003 bei WrestleMania 19 mit WWE-Ikone Shawn Michaels gemacht hatte.
Guevara verließ den Ring dann zusammen mit Callis, er scheint nach Konosuke Takeshita und Will Ospreay das dritte Mitglied seiner „Familie“ zu sein.
Die Ergebnisse von AEW Dynamite: Grand Slam 2023:
ROH World Title / NJPW Strong Openweight Title Match: Eddie Kingston (ROH) vs. Eddie Kingston (NJPW) - TITELWECHSEL!
Chris Jericho besiegt Sammy Guevara
AEW International Title Match: Rey Fenix besiegt Jon Moxley (c) - TITELWECHSEL!
AEW World Women‘s Title Match: Saraya (c) besiegt Toni Storm
AEW World Title Match: MJF (c) besiegt Samoa Joe