Es ist ein Aufsehen erregender Plan, von dem sich das Wrestling-Imperium WWE viel zu versprechen scheint - der dort aber viel vom Kopf auf die Füße stellen würde.
WWE plant immens folgenschweren Paukenschlag: "Das ist wahnsinnig"
WWE plant folgenreichen Paukenschlag
Der Showkampf-Marktführer bastelt daran, sich für den US-Wettmarkt zu öffnen. Ein Schritt, der gravierende Folgen für die Arbeitsabläufe der Liga hätte und anscheinend schon jetzt für Unruhe sorgt.. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema WWE)
- „WWE hat da was eingerissen, was nicht wieder aufzubauen ist“: Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die aktuelle Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt
WWE will in den USA Wetten auf wichtige Matches ermöglichen
Wie zuerst CNBC berichtete, befindet sich WWE in Gesprächen mit den zuständigen Behörden in den Colorado, Michigan und Indiana. In letzterem US-Bundesstaat hat sich WWE auch schon bei der „Gaming Commission“ registriert.
Die Idee: WWE will in den dafür offenen Regionen ermöglichen, auf den Ausgang einzelner großer Matches organisierte Wetten im größeren Stil zu platzieren - der kommende Titelkampf zwischen Champion Roman Reigns und Cody Rhodes bei der Megashow WrestleMania 39 würde zum Beispiel gewiss in diese Kategorie fallen. Bisher gibt es solche Wetten nur in anderen Ländern wie England, im US-Heimatmarkt wäre es Neuland.
Laut CNBC arbeitet WWE mit der Kanzlei Ernest & Young zusammen, um die dafür nötigen Voraussetzungen sicherzustellen und Manipulation und Insider-Betrug zu verhindern: Demnach sollen für bestimmte Matches die Ausgänge künftig Monate im Voraus festgelegt und geheim gehalten werden - auch vor den beteiligten Wrestlern, die dann erst Stunden vor dem Kampf ins Bild gesetzt werden sollen.
Ernest & Young hat auch schon mit den Organisatoren der Oscar- und Emmy-Verleihungen zusammengearbeitet, um die gewünschten Voraussetzungen für Wetten zu schaffen.
Während die Geheimhaltung der Ergebnisse bei Oscars und Emmys zum Wesenskern gehören, würde die Idee bei WWE einiges bei den Arbeitsabläufen durcheinander bringen, wie erfahrene Kenner der Szene berichten.
Folgen für die Arbeitsabläufe wären einschneidend
„Das ist wahnsinnig. Die Finishes sind ein integraler Teil des Storytellings. Das würde den Kreativprozess zerstören“, bewertete der frühere WWE-Wrestler und -Producer Lance Storm bei Twitter die Planungen: „Man müsste zurückgehen zur Idee eines einzelnen Bookers, dem jeder traut und der den Mund hält. Autoren könnten nicht mehr richtig schreiben oder mit ihm zusammenarbeiten, wenn das Finish nicht diskutiert werden darf“, ergänzte der frühere Top-Techniker, der aktuell hinter den Kulissen der kleineren Liga Impact arbeitet.
Worauf Storm auch hinweist: „Die Aktiven werden auch hassen, im Dunkeln gelassen zu werden.“ Hätte er selbst unter diesen Voraussetzungen arbeiten müssen, hätte ihm das viel erschwert: „Ich hätte ein Match spontan so machen können, kein Problem - aber: Wenn du nicht weißt, wo die Reise hingeht, kannst du in einem Match nichts tun, um künftige Entwicklungen aufzubauen.“ Dies würde die Qualität der Storys unweigerlich schaden.
Storm scheint mit seinen Bedenken nicht allein dazustehen: Wie der Journalist Dave Meltzer in seinem Wrestling Observer Radio berichtet, gebe es auch innerhalb von WWE „Augenrollen“ über die Planungen. Tenor: Das sei die Idee von Vermarktungsmenschen, die mit dem Arbeitsalltag der Showgestalter nicht vertraut sein könnten.
- Folgen Sie den SPORT1-Wrestlingexperten Martin Hoffmann (@Wrestlerzaehler) und Marcus Hinselmann (@heelturnmarcus) auf Twitter
Die aktuelle WWE-Führung um CEO Nick Khan - ein früherer Sportmedien-Agent - und dem seit Jahresbeginn wieder als „Chairman of the Board“ agierendem Firmengründer Vince McMahon scheint die neuen Verdienstchancen allerdings höher zu bewerten als die Risiken.