Bei Pizza und Thunfisch war für die deutschen Tennisspielerinnen nach dem verpassten Finale im Fed Cup erst einmal Wundenlecken angesagt.
Deutsches Bier spült die Tränen weg
© imago / twitter@andreapetkovic
Auch zu einer Kampfansage wollte sich nach dem Abendessen im italienischen Restaurant "Filini" in der untersten Etage des Mannschaftshotels am Schwarzen Meer niemand hinreißen lassen.
Selbst die so eloquente Andrea Petkovic nicht, die ansonsten stets für einen forschen Spruch gut ist. "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Ich sage mit Blick aufs nächste Jahr diesmal nichts, vielleicht gewinnen wir dann den Titel", meinte die abergläubische Darmstädterin nach dem bitteren 2:3 im Halbfinale gegen Gastgeber Russland in Sotschi.
Später am Abend spülten Petkovic, die auf dem Platz Tränen vergossen hatte und von Angelique Kerber getröstet werden musste, und ihre Mitstreiterinnen den Frust an der Hotelbar mit deutschem Bier weg, flößten sich den Alkohol auch durch Strohhalme ein.
Langes Warten auf nächste Chance
Das war offenbar nötig, schließlich saß der Stachel der Enttäuschung tief. Auch weil der nächste Fed-Cup-Einsatz erst in zehn Monaten ansteht.
Im Februar 2016 wird die erste Runde ausgespielt - der anvisierte dritte Titelgewinn nach 1987 und 1992 ist demnach frühstens in über anderthalb Jahren möglich.
Viel Zeit zum Trauern blieb der Mannschaft von Bundestrainerin Barbara Rittner dennoch nicht. Bereits am Montagvormittag reisten Petkovic (27), Angelique Kerber (27), Sabine Lisicki (25) und Julia Görges (26) von Sotschi zum WTA-Heimturnier nach Stuttgart.
Rittner lernt viel dazu
DTB-Präsident Ulrich Klaus gab seinen Hoffnungsträgerinnen noch eine kleine Motivationshilfe mit auf den Weg. "Ihr kommt zurück, Kopf hoch", rief er dem Rittner-Team zu, das mit Blick auf den großen Coup weiterhin beste Perspektiven hat. Derzeit stehen drei deutsche Profis unter den Top 20 der WTA-Weltrangliste.
Rittner allerdings wird wohl noch einige Wochen brauchen, um die anstrengende Zeit am Schwarzen Meer komplett zu verarbeiten.
"Von den Widrigkeiten war es die bislang schwerste Woche für mich. Ich habe wieder vieles dazugelernt", sagte die 41-Jährige angesichts der verspäteten Anreise und des Jetlags ihrer Spitzenkräfte Petkovic und Kerber.
Keine Vorwürfe an Lisicki
Das Duo hatte mit zwei Einzelsiegen den 0:2-Rückstand am zweiten Tag noch ausgleichen können - ehe Petkovic und Sabine Lisicki das entscheidende Doppel verloren.
Während sich Charleston-Siegerin Kerber und French-Open-Halbfinalistin Petkovic in bärenstarker Form präsentierten, avancierte ausgerechnet die zuletzt ebenfalls überzeugende Lisicki zur Verliererin des Wochenendes.
Vorwürfe an die Adresse der Wimbledonfinalistin von 2013 gab es aber keine. "Man gewinnt als Team - und verliert als Team", sagte die Weltranglisten-14. Kerber.
Aufstellung ruft Kritik hervor
Rittner ("Ich bin sehr enttäuscht, aber trotzdem stolz auf meine Mannschaft") indes wusste um die Kritik, die ihr Verzicht auf Kerber und Petkovic am ersten Tag sowie die Doppelbesetzung hervorgerufen hatte.
Doch erinnert sei an das Davis-Cup-Finale 2014, als die Franzosen gegen die Schweiz in Lille auf die nominell besten Spieler setzten, die aber teilweise angeschlagen beziehungsweise nicht fit waren wie Jo-Wilfried Tsonga oder Richard Gasquet.
Nach der 1:3-Niederlage der Equipe Tricolore war die Erschütterung groß. Teamchef Arnaud Clement stand am Pranger. Wie er ist auch Erfolgstrainerin Rittner erfahren genug, um auch die bitteren Momente von Sotschi bald zu vergessen.
Vielleicht schon am kommenden Samstag, wenn sie ihren 42. Geburtstag feiert.