Andy Murray hat den Siegeszug von Lokalmatador Nick Kyrgios gestoppt und steht zum fünften Mal seit 2010 im Halbfinale der Australian Open. Der an Nummer sechs gesetzte Brite gewann ein unterhaltsames Match mit 6:3, 7:6 (7:5), 6:3 gegen den 19-jährigen Australier Kyrgios.
Murray souverän - Nadal erlebt Debakel
© Getty Images
In der Runde der letzten Vier trifft der 27-jährige Murray am Donnerstag auf Tomas Berdych (Tschechien/Nr. 6), der den Spanier Rafael Nadal (Nr. 3) überraschend mit 6:2, 6:0, 7:6 (7:5) bezwungen hatte.
"Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung", sagte Murray und lobte seinen Gegner: "Nick hat eine große Zukunft vor sich. Aber lasst ihn sich in Ruhe entwickeln."
Hype um Kyrgios
Der Weltranglisten-53. Kyrgios war der erste Australier seit Lleyton Hewitt 2005, der das Viertelfinale des Heim-Grand-Slams in Melbourne erreicht hatte.
Um "Comeback King" Kygios hatte es in den vergangenen Tagen in Down Under eine regelrechte Euphorie gegeben. Der Fernsehsender Channel 7 hatte am Montag sogar einen Countdown eingerichtet, der auf dem Bildschirm die Stunden bis zu Beginn des Spiels gegen Murray herunterzählte.
Der 1,93 Meter große Schlaks aus Canberra, der einen Ohrring, eine dicke Goldkette und in der Kurzhaarfrisur einen rasierten Blitz trägt, hatte im Achtelfinale gegen Andreas Seppi (Italien) einen Satzball abgewehrt und einen 0:2-Satzrückstand aufgeholt.
"Kyrgios ist das frische Gesicht von Australiens Tennis-Zukunft", urteilte The Age über den Wimbledon-Viertelfinalisten von 2014. "Ich werde weiter hart arbeiten, denn ich bin auf den Geschmack gekommen", sagte der äußerst extrovertierte Publikumsliebling Kyrgios, der auch im Viertelfinale wieder eine Verwarnung wegen Schlägerwerfens erhielt.
Murray neben Djokovic der Favorit
Murray ist damit neben Novak Djokovic der zweite Favorit auf den Turniergewinn, der im Halbfinale steht. Rafael Nadal erlebte im Viertelfinale ein Debakel.
Der an Position drei gesetzte Spanier musste sich Tomas Berdych (Nr. 7) erstmals seit knapp neun Jahren und zuvor 18 Siegen in Folge gegen den Tschechen geschlagen geben.
Nadal gibt sich selbstkritisch
"Das war nicht mein Tag, ich bin alles andere als glücklich. Ich konnte lediglich im dritten Satz mithalten und habe gegen einen besseren Gegner verloren", sagte Nadal und meinte selbstkritisch: "Ich habe es ihm zu einfach gemacht."
Zuletzt war Linkshänder Nadal (28) beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres 2011 vor dem Halbfinale gescheitert. In der Rod-Laver-Arena fand Nadal gegen Berdych nie ein Rezept und leistete sich allein 26 unbedrängte Fehler. Trotz vier Breakbällen gelang der Nummer drei des Rankings kein einziges Break. Berdych (29) nahm dem Spanier indes gleich fünfmal das Service ab und steht wie im vergangenen Jahr im Semifinale von Melbourne.
"Wenn du gegen einen der größten Spieler aller Zeiten spielst, musst du mit allem rechnen. Ich habe meine Chancen heute gut genutzt", sagte Berdych, der erst vor ein paar Tagen in Melbourne seine Verlobung mit dem tschechischen Topmodel Ester Satorova bekannt gegeben hatte.
Der Happy Slam am anderen Ende der Welt ist seit jeher kein ideales Pflaster für Paris-Rekordsieger Nadal. Die Australian Open hat der 14-malige Grand-Slam-Champion als einziges Major-Tournament bislang nur einmal (2009) gewonnen.
Zudem hat Nadal gerade erst eine äußerst unbefriedigende Saison hinter sich. Dem neunten Coup bei den French Open standen 2014 erneute Blessuren, eine Blinddarm-Operation und lange Pausen gegenüber.