Steve Francis hatte selbst nicht damit gerechnet, einmal in der NBA zu spielen. Der Online-Plattform The Players' Tribune verriet der frühere Star der Houston Rockets, dass er nur wenige Jahre vor seinem NBA-Draft mit Drogen dealte.
Vom Drogendealer zum NBA-Star
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Aufgewachsen ist der heute 41-Jährige in Washington D.C. - und das während der Crack-Hochphase in den 1980er Jahren. Für einen Heranwachsenden, dessen Vater im Gefängnis saß und dessen Mutter früh starb, ein gefährliches Milieu. "Crack zerstörte unsere ganze Gemeinschaft. Es war wie eine Plage", erzählte Francis.
Erster Crack-Job mit zehn Jahren
Angefangen hatte alles mit zehn Jahren, als er seinen ersten Job als "Telefonboy" hatte. Bei ihm riefen die Leute an, wenn sie neuen Stoff brauchten, erklärte Francis. Der ehemalige Guard übermittelte Kontakte und Übergabeplätze.
Im Gegensatz zu vielen anderen NBA-Profis lebte Francis nicht den typischen amerikanischen High-School-Traum. Er besuchte sechs verschiedene Schulen und lief dort nur zwei Mal auf dem Basketball-Feld auf. Nach dem Tod seiner Mutter verließ er mit 18 Jahren die Schule. Dafür machte er sich in der Amateur Athletic Union, der Organisation für den amerikanischen Amateur-Sport, einen Namen.
Dort überzeugte er derart, dass Community Colleges auf ihn aufmerksam wurden. Francis nutzte seine Chance. Schon bald spielte er für die University of Maryland. Und das gut. 1999 war er der zweite Pick beim NBA-Draft, die Vancouver Grizzlies (heute: Memphis Grizzlies) griffen zu, schickten ihn aber zu den Houston Rockets, da Francis nicht für Vancouver spielen wollte.
Mit 18 Jahren verkaufte er noch Crack, wurde mit Waffen bedroht und ausgeraubt. "Mit 22 wurde ich dann in der NBA gedraftet", fasste Francis den rasanten Verlauf seiner Karriere zusammen. Er spielte neun Jahre in der besten Basketballliga der Welt, die meiste Zeit davon für die Rockets, zwischendurch auch für die Orlando Magic und die New York Knicks.
Francis wurde zum Star. Er erhielt die Auszeichnung zum Rookie des Jahres, nahm am Dunk-Contest teil und wurde drei Mal zum All-Star gewählt. In seiner besten Saison erzielte er 21,6 Punkte, 7,0 Rebounds und 6,4 Assists.
Nach seinem Karriereende 2010 kamen Spekulationen auf. Viele vermuteten, dass er erneut in den Cracksumpf geraten sei. Doch Francis erklärte: "Ich habe Crack verkauft, als ich aufgewachsen bin. Und ich habe es auch besessen. Aber ich habe es nie genommen."
Francis verfällt dem Alkohol
Bei einer anderen Droge wurde er trotzdem schwach. Francis wurde Alkoholiker: "Und das kann genauso schlimm sein. Innerhalb weniger Jahre habe ich mein Basketball, meine ganze Identität und meinen Stiefvater verloren, der Selbstmord begangen hat."
Vor einigen Jahren wurde er mit Alkohol am Steuer erwischt. Nachdem der Ex-Basketballer seine Strafe abgesessen hatte, machte er einen Alkoholentzug. Ganz zurück auf der richtigen Bahn ist er heute immer noch nicht. Aber er hat wieder eine Perspektive.
Für ihn sei immer noch unfassbar, dass er es geschafft hat, in der NBA zu spielen: "Und das ist das einzige, an das sich die Leute erinnern sollen."