Dirk Nowitzki ist eine Basketball-Legende.
Wird Doncic besser als Nowitzki?
Er gehört wohl zu den 20 besten Spielern aller Zeiten. Er ist den Dallas Mavericks über 21 Jahre treu geblieben, hat der Stadt 2011 einen Titel geschenkt und wurde 2006 MVP.
Und: Dirk Nowitzki hat Basketball revolutioniert. Mit seiner Spielweise als werfender Seven-Footer hat er eine komplette Position verändert. Zudem hat er Türen für Europäer geöffnet.
Und dennoch wird wegen Luka Doncic nur ein Jahr nach Nowitzkis Rücktritt schon diskutiert, ob der Deutsche zukünftig sogar seinen Status als bester Maverick aller Zeiten verliert.
"Wir wussten, dass er gut ist, deswegen haben wir den Deal für ihn gemacht", sagte Mavericks-Boss Mark Cuban bei Fansided mit Blick auf den Draft-Trade 2018, als Dallas Doncic im Tausch mit Atlanta für den 5. Pick (Trae Young) sowie den Erstrundenpick 2019 erhielt.
"Aber", fügte Cuban an, "wir wussten nicht, dass er so schnell so gut wäre. Wir dachten nicht, dass er so schnell ein All-Star wäre."
Ähnlich sieht es Nowitzki. "Ich muss ehrlich sein. Ich dachte, dass er einen härteren Übergang ins zweite NBA-Jahr hätte. Einfach nur, weil er letztes Jahr mit all seinen Triple-Doubles so phänomenal war", meinte der gebürtige Würzburger. "Er hat sich noch weiter verbessert. Er trifft auf dem Parkett immer die richtige Entscheidung."
"Dirk ist kein Doncic"
Klar ist: Doncics Werte im Rookie-Jahr – 21,2 Punkte, 7,8 Rebounds und 6,0 Assists – waren deutlich besser als Nowitzkis (8,2/3,4/1,0), auch in der zweiten Saison spielt der Slowene (28,7/9,3/8,7) auf einem anderen Level, als es der junge Deutsche einst tat (17,5/6,5/2,5).
Während sich Nowitzki damals in der Liga zurechtfinden musste, ehe er zum Star reifte, ist Doncic schon im zweiten Jahr ein legitimer MVP-Kandidat. Und bereits jetzt schaffte er es bei einer Umfrage der Mavs in den sozialen Medien den Sprung in die historische Starting Five.
Sein furioser NBA-Karrierestart lässt die Experten schwärmen. "Er hat die Mavericks im Alleingang zu einem Playoff-Team gemacht", erklärte Jerry West den Dallas Morning News: "Er wird einmal der beste Spieler sein, den die Mavs jemals hatten. Ich habe großen Respekt vor Dirk Nowitzki, aber Dirk ist einfach kein Doncic."
Cuban: Doncic kann besser als Nowitzki werden
Doncic sei einzigartig, ein Genie und mindestens einer der fünf besten Spieler seiner Generation: "Jeder würde sich einen 20-Jährigen wie ihn wünschen und im Moment kratzt er nur an der Oberfläche."
Selbst Cuban, einer der größten Bewunderer Nowitzkis, antwortete auf die Frage, ob Doncic Dirk übertrumpfen könne: "Ja, denn ich denke, das Spiel hat sich verändert. Es ist viel offener als zu dem Zeitpunkt, als Dirk in die Liga kam."
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Doncic habe also "diesen Vorteil", er könne MVP-Awards und eine Meisterschaft gewinnen.
Bei einer Trophäe hat der Guard bereits die Nase vorn – von der Auszeichnung als Rookie des Jahres war Nowitzki seinerzeit weit entfernt. Dessen besten Punkteschnitt in einer Saison (26,6 Zähler 2006) hat Doncic in der wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen Spielzeit ebenfalls getoppt.
Doncic selbst aber sieht sich noch längst nicht auf einer Stufe mit dem Deutschen. "Es ist Wahnsinn, das zu hören. Um ein bisschen wie Dirk zu werden, muss ich noch viel besser werden. Dirk zu übertreffen ist eine der schwersten Sachen überhaupt. Das wird sehr hart", erklärte er.
Und natürlich fehlen dem All-Star noch einige Dinge, um Nowitzkis Status erreichen – schließlich steht Doncic erst am Anfang seiner Karriere.
Das fehlt Doncic noch
Ein Punkt sind die "Clutch-Fähigkeiten". Immer wieder schenkten die Mavs in dieser Saison Führungen am Ende her oder verloren enge Spiele. Tatsächlich sind die Mavericks das mit Abstand schlechteste NBA-Team in knappen Partien.
Nowitzkis Fähigkeiten als Closer muss sich Doncic noch aneignen, wenngleich er schon bewiesen hat, der Mann für entscheidende Körbe sein zu können.
Punkt zwei: Bislang hat Doncic noch keine einzige Playoff-Minute gespielt. Dass er auch in der Post-Season ein effektiver Go-to-Guy sein kann, gilt es zu beweisen. Doch dazu sollte er in den kommenden Jahren noch genügend Gelegenheiten bekommen.
Mittel- bis langfristig wiederum werden reine Playoff-Teilnahmen mit guten Leistungen nicht reichen.
Auch Nowitzki weiß, dass er ohne den Titel 2011 mit seinen Mavs unvollendet geblieben wäre. Der gleiche Maßstab wird sicherlich auch für Doncic gelten, der in puncto MVP-Titeln in der Lage sein dürfte, Nowitzki zu toppen.
Nowitzkis Ansehen ist auch deshalb so groß, weil er einer Franchise 21 Jahre treu geblieben ist – ein Novum in der Geschichte der NBA. Dieser Loyalität will Doncic nacheifern.
"Ich möchte auch hier bleiben und in Dirks Fußstapfen treten", kündigte der Europameister von 2017, der ähnlich bescheiden und humorvoll wie sein Vorbild ist, bei mavs.com an. Sicherlich haben auch Elemente seines Spiels wie sein Step-Back-Dreier Nachahmungspotenzial, nicht aber in selbem Maße wie Nowitzkis einbeiniger Fadeaway.
Dirk und Doncic wie MJ und Scottie
Rein sportlich spricht jedoch tatsächlich viel dafür, dass Doncic einmal besser sein wird, als Nowitzki es je war.
"Ich hoffe es, und ich weiß, dass es Dirk genauso geht", meinte Cuban: "Die beiden sind gute Freunde geworden, daher weiß ich auch, dass sie sich gegenseitig unterstützen."
Unabhängig von allen Vergleichen ist in Dallas jeder froh darüber, dass Doncic das Zepter von Nowitzki problemlos übernommen und eine neue Ära eingeleitet hat. Noch schöner ist nur die Vorstellung eines Zusammenspiels des Duos in ihren jeweiligen Hochphasen.
"Oh mein Gott", sagte Cuban: "Wir hatten nur winzige Eindrücke am Ende von Dirks Karriere, aber könntet ihr euch vorstellen, sie wären beide in ihrer Blütezeit? Meine Güte. Das ist noch einmal MJ und Scottie (Michael Jordan und Scottie Pippen, Anm. d. Red.)."