Aus Falun berichtet Lars Becker
Der Goldschmied will kein Dino werden
© imago
Auch nicht bei der Jubelparty in Falun nach dem ersten Weltmeistertitel für ein deutsches Kombinierer-Team seit 28 Jahren.
Dieser Erfolg war zumindest gefühlsmäßig die Krönung in der Karriere des Trainer-Dinos, der einen wichtigen Anteil an allen vier deutschen WM-Goldmedaillen von Falun hat.
"Hermann ist die wichtigste Person in der deutschen Kombination über die letzten Jahrzehnte. Er hat ein System aufgebaut, das immer wieder Sieger produziert: Erst Ronny Ackermann, dann Eric Frenzel", lobt der nächste Siegertyp Johannes Rydzek.
Rydzek mit Superman auf dem Shirt
Mit einem Superman-Shirt unter dem Laufanzug holte er in den vergangenen Tagen zwei Goldmedaillen: "Und er kennt einfach alle Kniffe."
Vor dem Teamwettbewerb von Falun zum Beispiel mussten sich Weinbuchs Jungs als Motivationshilfe zum Beispiel einen Film über die Nordische Ski-WM 1987 in Oberstdorf anschauen.
Hermann Weinbuch selbst hatte damals zum deutschen Kombinierer-Team gehört, das die bis Sonntag letzte deutsche WM-Goldmedaille in einem Mannschaftwettbewerb gewonnen hatte.
Am Anfang als zu weich verschrien
Das Hallo im Team war gewaltig. "Hermann hat sich seitdem nur ein bisschen verändert", meinte Einzel-Weltmeister Rydzek grinsend.
Das war zwar ironisch gemeint, aber tatsächlich ist der bald 55 Jahre alte Weinbuch nicht nur im Herzen junggeblieben. Mit einer kurzen Unterbrechung ist er seit über zwei Jahrzehnten Bundestrainer, mit solch einer langen Amtszeit können im Fußball höchstens Legenden wir "Sir" Alec Ferguson oder Otto Rehhagel mithalten.
Am Anfang seiner Trainer-Karriere galt der Mann aus Bischofswiesen noch als zu weich, inzwischen ist er nach neun Weltmeister-Titeln und zwei Olympiasiegen in seiner Amtszeit als einer der besten Trainer Deutschlands über alle Sportarten hinweg anerkannt.
"Die Jungs wissen, woran sie sind"
Dabei hilft ihm, dass er nicht nur ein Meister der Trainingsmethodik und ein gewiefter Taktiker ist. Inzwischen ist allen klar, dass seine hohe Emotionalität gerade seine Stärke ist.
"Hermann weiß immer das Richtige zu sagen", sagt Team-Weltmeister Tino Edelmann: "Er stellt uns emotional perfekt ein und hat ein Gefühl für die Stimmung im Team."
Fragt man Hermann Weinbuch selbst über seine Erfolgsgeheimnisse, wirkt er fast ein bisschen schüchtern. Aber dann erzählt er doch etwas: "Die Jungs wissen, woran sie mit mir sind. Ich bin offen und fair."
Auch Ackermann ist ein Erfolgsgarant
Außerdem stellt sich Weinbuch oft bewusst in den Hintergrund, um den Trainer-Nachwuchs an seiner Seite zu stärken. Neben Kai Bracht ist das vor allem Sprungtrainer Ronny Ackermann, der dank Weinbuch selbst viermal Weltmeister geworden war.
"So kommen immer neue Impulse ins System und es wird nicht langweilig mit mir", sagt Weinbuch grinsend.
Vor Ackermann war übrigens ein gewisser Andreas Bauer Co-Bundestrainer der Kombinierer. Der führte in Falun als Chefcoach der Skispringerinnen die Olympiasiegerin Carina Vogt zu den anderen beiden deutschen WM-Titeln von Falun. "Vielleicht hat der Andi ja ein bisschen was von mir gelernt", sagt Weinbuch.
Nur noch bis 2018 Goldschmied
Er hat seinen Vertrag bis zu den Olympischen Spielen 2018 verlängert. Danach will er sich ganz seiner Frau und den jungen Kindern widmen, "weil ich kein Dinosaurier bin, der an seinem Posten hängt."
Bis dahin will er allerdings noch viele Erfolge feiern, zum Beispiel in den restlichen beiden Kombinierer-Wettbewerben in der zweiten WM-Woche.
Sein neuer "Superman" Rydzek hat genauso den "richtigen Kick" für weitere Triumphe wie Olympiasieger Eric Frenzel: "Auf ihn setze ich ganz stark. Er hat bei den letzten drei Großereignissen immer seinen Einzel-Titel gewonnen." Tränen von Goldschmied Weinbuch natürlich inklusive.