Kroos: „Das beweisen alle Zahlen“

Toni Kroos spricht im SPORT1-Interview über das Erfolgsprojekt Icon League. Außerdem bewertet die Real-Legende die Lage eines Hoffnungsträgers und zollt dem FC Bayern München großen Respekt.
Wird Cristiano Ronaldo bald bei der Icon League als prominenter Gast zu sehen sein? Präsident Toni Kroos lässt aufhorchen.
Toni Kroos spricht im SPORT1-Interview über das Erfolgsprojekt Icon League. Außerdem bewertet die Real-Legende die Lage eines Hoffnungsträgers und zollt dem FC Bayern München großen Respekt.

Toni Kroos ist auch nach seinem Karriereende als Profi-Fußballer noch ein viel beschäftigter Mann. SPORT1 traf den sechsmaligen Gewinner der Champions League im Rahmen der Icon League. Als Mitgründer fungiert Kroos genau wie Streamer Elias Nerlich als Präsident der Kleinfeldfußballliga, die SPORT1 überträgt.

Im Interview zieht der 35-Jährige ein Zwischenfazit über die bisherige Entwicklung der Liga, die inzwischen mitten in der dritten Saison steckt.

Kroos spricht zudem über einen möglichen Auftritt von Cristiano Ronaldo, ordnet die Situation von Arda Güler bei Real Madrid ein und schwärmt vom FC Bayern nach dem überragenden Saisonstart.

SPORT1: Herr Kroos, schön, Sie hier bei der Icon League zu sehen. Was tut sich aktuell in Ihrem Leben?

Toni Kroos: Eine Menge! Nur, weil man weniger hört, heißt das nicht, dass es nichts zu tun gibt. Es passiert sehr viel. Ich bin täglich mit meiner Akademie in Madrid am Arbeiten. Dort trainiere ich selbst zwei Teams. Dazu hatten wir mit meiner Stiftung das zehnjährige Jubiläum, da hatten wir ein großes Event in Düsseldorf. Das konnte ich hervorragend mit der Icon League verbinden. Deswegen freue ich mich, dass ich wieder hier vor Ort bin.

„Das beweisen alle Zahlen und die vollen Hallen“

SPORT1: Inzwischen steht auch fest, dass Sie bei der Icon League mit Marcelo bei den Berlin Underdogs spielen werden. Haben Sie ein bisschen Respekt davor, mal wieder auf dem Feld zu stehen?

Kroos: Ich freue mich darauf. Großen Respekt habe ich allerdings nicht, ich habe es ja schon zweimal hier auf dem Feld hinbekommen. Aber natürlich wird es mit jeder Saison schwerer, weil ich immer länger aus dem aktiven Fußball raus bin.

SPORT1: Wir befinden uns mittlerweile in der dritten Saison der Icon League. Wie lautet Ihr Zwischenfazit?

Kroos: Wir haben bei null angefangen, das als Idee entworfen und es dann in die Realität umgesetzt. Deswegen hat man da zunächst erst mal gar nicht so große Erwartungen. Aber wir sind super glücklich, wie dieses Format angenommen wird seit Saison eins. Die zweite und dritte Saison zeigen uns, dass die Icon League kein One-Hit-Wonder ist. Das beweisen alle Zahlen und die vollen Hallen, dass die Begeisterung erhalten geblieben ist. Das ist für uns das Wichtigste, dass wir ein nachhaltiges Produkt geschaffen haben, das Begeisterung auslöst – und diese auch beibehält. Das ist eigentlich der größte Erfolg. Eine einzelne erfolgreiche Saison zu schaffen, das kann immer mal passieren. Ein konstant gutes Produkt herzustellen, das ist natürlich die Aufgabe. Da bin ich sehr froh, dass das funktioniert hat. In Saison drei sieht man auch, dass das Niveau ein ganz anderes ist als noch in Saison eins. Wenn man unten an der Bande steht, merkt man, wie viel Zug und Technik mittlerweile auf dem Platz ist. Die Spiele werden immer besser und das freut mich natürlich.

„Solange Cristiano noch aktiv ist, ist es schwierig“

SPORT1: Niklas-Wilson Sommer hat sich kürzlich Cristiano Ronaldo bei der Icon League gewünscht. Gibt es da denn irgendeine realistische Möglichkeit?

Kroos: Man soll ja niemals ‚nie‘ sagen. Wir hatten bereits einige große Namen hier, die auch mitgespielt haben. Ob es ein Franck Ribéry ist, ob es ein Ricardo Quaresma ist. Jetzt kommt Marcelo. Also sollte man nie ‚nie‘ sagen. Aber solange Cristiano noch aktiv ist, ist es schwierig. Aber wie gesagt: Man darf ja noch Ziele haben.

SPORT1: Wo sehen Sie die Icon League in einem Jahr? Was sind die Ziele?

Kroos: Dass wir uns stetig vergrößern und natürlich auch verbessern. Wir müssen den Anspruch haben, dass wir immer besser werden. Wir dürfen nicht irgendwann denken, dass wir alles perfekt machen. Das war aber bislang nie so. Nach jeder Saison haben wir lange und intensive Gespräche geführt, was wir besser machen können. Das ist unser Anspruch für die nächsten Saisons. Ich weiß, dass man den Zuschauern immer neue Highlights bieten muss. Bisher haben wir das meiner Meinung nach gut geschafft - ob durch sportliche Änderungen oder durch die großen Namen, die hier spielen. Und auch die sportliche Begeisterung der Team-Heads, die wir hier haben: Ich spreche oft mit Toni Rüdiger (FC Berlin City) und David Alaba (DNA Athletics) in Madrid. Mit welcher Leidenschaft sie dabei sind, an ihrem Team basteln und immer im Kontakt sind, obwohl sie selbst auch noch aktiv sind - das ist schön. Es geht darum, das so zu erhalten und trotzdem noch besser zu werden. Das muss der Anspruch sein.

SPORT1: Haben Sie einen persönlichen Favoriten für diese Saison?

Kroos: Sportlich habe ich schon einen Favoriten. Das ist in meinen Augen Berlin City, die für mich die beste Mannschaft haben. Das ist das Team von Antonio. Aber ansonsten ist es nicht so, dass ich es dem einen mehr wünsche als dem anderen. Ich versuche schon, meiner neutralen Rolle gerecht zu werden. Aber eben haben sie gegen FC Onefootball verloren. Das spricht dann natürlich auch wieder für die Leistungsdichte.

Güler? „Kann viele Jahre bei Real prägen“

SPORT1: Wir haben Elias Nerlich und Sidney Friede schon häufiger gefragt, wie es ist, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wie ist es umgekehrt für Sie, mit den Influencern zusammenzuarbeiten? Für Sie war das vermutlich komplett neu.

Kroos: Natürlich ist es etwas Neues für mich. Da sind andere Interessen und andere Richtungen eingeschlagen worden als bei mir. Aber beide Seiten haben gezeigt, dass man sich einander öffnet und dass man versteht, was es braucht, um so ein Produkt groß zu machen. Dafür sind diese verschiedenen Welten, die wir hier vereinen, auch irgendwo nötig. Im täglichen Austausch merkt man dann, dass es immer einfacher wird. Aber natürlich ist es auch ein Einstellen auf andere Sichtweisen und andere Arten, seinen Job auszuführen. Das ist ein bisschen anders als als Profi-Fußballer. Aber man muss offen dafür sein. Und das haben Eli und ich allein schon damit bewiesen, dass wir versuchen, dieses Ding hier hochzuziehen. Da treffen bereits zwei Welten aufeinander – und das bringen wir auch in die Liga mit rein. Am Ende profitieren davon alle: die Fußballer, die Influencer und die Musiker. Wenn man diese Gruppen vereint, entsteht eine große Power.

SPORT1: Zum Abschluss einige Fragen der Fans: Mit Arda Güler haben Sie selbst noch bei Real Madrid zusammengespielt. Wie sehen Sie ihn aktuell? Kann er Ihr Nachfolger bei Real Madrid werden?

Kroos: Mich freut es, dass er in diesem Jahr zum ersten Mal deutlich mehr Spielanteile bekommt, weil er sich das fußballerisch verdient und ein Junge ist, auf den man in Zukunft auch setzen kann. Aber von Vergleichen halte ich nichts. Arda ist zudem ein anderer Spielertyp als ich. Seine beste Position ist deutlich offensiver als meine, deswegen geht es überhaupt nicht um meine Nachfolge. Aber es freut mich grundsätzlich, weil er ein guter Junge ist. Ich habe noch mit ihm zusammengespielt. Er hat ein richtig feines Füßchen, das er in dieser Saison schon öfter sehr gewinnbringend für Real eingesetzt hat. Deswegen hoffe ich, dass er weiterhin konstant Spielzeit bekommt, weil man sich nur so verbessern kann. Dann bin ich mir aber sicher, dass er viele Jahre bei Real prägen kann.

„In der Bundesliga wird es leider kein spannendes Jahr“

SPORT1: Wie verfolgen Sie die Bundesliga, insbesondere den FC Bayern, der der Konkurrenz schon deutlich enteilt ist?

Kroos: Ich schaue ehrlich gesagt nicht so viele Spiele, aber ich verfolge die Bundesliga über die Ergebnisse und die Tabelle. Aber es überrascht mich nicht besonders, dass Bayern vorneweg zieht, weil sie zum einen selbst sehr gut sind und ich zum anderen keinen richtigen Verfolger sehe. Leverkusen hat einen kompletten Umbruch hinter sich. Dortmund tut sich meistens mit der Konstanz schwer. Und Leipzig sehe ich auch nicht als klassischen Bayern-Verfolger. Deswegen ist es in dieser Saison relativ klar, was passieren wird. Bayern macht es natürlich auch sehr gut, das sieht man in der Champions League. Aber in der Bundesliga wird es leider kein spannendes Jahr.

SPORT1: Wann sehen wir den ersten Spieler der Toni-Kroos-Akademie in der Icon League?

Kroos: Unmöglich ist es nicht. Mein primäres Ziel ist es, dass sie auf anderem Wege in den Profifußball kommen, aber es gibt viele Ausfahrten. Vielleicht heißt eine irgendwann einmal Icon League. Das sehen wir dann.