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VfL Bochum: Peter Neururer über Aufstieg und Erfolgsgeheimnis

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VfL Bochum: Peter Neururer über Aufstieg und Erfolgsgeheimnis

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So freut sich Neururer über Bochum

Der VfL Bochum kehrt nach elf Jahren Abstinenz in die Bundesliga zurück. Ex-Trainer Peter Neururer erklärt das Bochumer Erfolgsrezept.
Der VfL Bochum ist nach dem 3:1-Sieg den SV Sandhausen zurück in der Bundesliga. Die Fans feiern den Aufstieg euphorisch.
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Seine Freudentänze auf dem Rasen des Ruhrstadions sind Teil des Bochumer Kulturguts, entsprechend groß ist bei Peter Neururer die Freude über die Bundesliga-Rückkehr des VfL Bochum.

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Der 66-Jährige war von 2001 bis 2005 sowie von 2013 bis 2014 Trainer der Bochumer und führte den VfL 2004 sensationell in den UEFA-Cup.

Im SPORT1-Interview erklärt Neururer das Erfolgsgeheimnis hinter dem Aufstieg des VfL, wagt eine Prognose für die nächste Saison im Oberhaus und erklärt, welche Rolle der Abstieg von Schalke 04 spielt. (2. Bundesliga: Die Tabelle)

SPORT1: Herr Neururer, welche Faktoren haben den Aufstieg ermöglicht?

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Peter Neururer: Da kam einiges zusammen. Vor allem, dass diejenigen, die sich weit über dem Aufstiegsstrich gesehen haben, am Ende weit davon entfernt waren. Vor allem der HSV, der ja immer wieder als Pflicht-Aufsteiger genannt wird. Auch die anderen Mannschaften waren nicht in der Lage, dem VfL Stand zu halten. Bochum hat zwar von den Spitzenteams die meisten Niederlagen (neun, Anm. d. Red.), doch man war immer wieder in der Lage, unmittelbar danach zu gewinnen und immer wieder aufzustehen. Von der Stabilität haben sie am meisten gezeigt. Die Balance im Spiel war überragend.

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Was für den VfL mit das Wichtigste ist: Es bestand eine Symbiose zwischen Ilja Kaenzig (Sprecher der Geschäftsführung, Anm. d. Red.), Sebastian Schiendzielorz (Geschäftsführer Sport, Anm. d. Red.) und Thomas Reis (Cheftrainer, Anm. d. Red.). Das sind die drei Protagonisten, die in den letzten beiden Jahren für eine gewisse Kontinuität gesorgt haben. Vor der Pandemie war Bochum zwar nicht überzeugend, die drei Chefs waren aber überzeugt von dem, was sie tun. Das ist großartig.

"... das war das Fundament für den Aufstieg"

SPORT1: Die Identifikation der Fans mit dem VfL scheint sehr groß zu sein. Woran liegt das?

Neururer: Das kriegt man ja wegen der Pandemie gerade nicht so mit. Die Ostkurve, die normalerweise für den Verein an der Eins steht und auch die Mannschaft durch schwierige Zeiten trägt, war die ganze Zeit nicht vorhanden. Also das, worauf man sich beim VfL immer verlassen konnte, war nicht da. Das Traurige ist ja, dass im größten Moment seit elf Jahren ein leeres Stadion als Kulisse dient. Das wäre natürlich vom Stimmungsbild gigantisch gewesen.

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Was großartig war, dass Thomas Reis mit seiner Mannschaft in der Corona-Zeit das Optimum aus der Mannschaft herausgeholt hat. Das ist wahnsinnig schwer. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mich mit Reis am Anfang der Pandemie unterhalten habe, da gab es Abstimmungsprobleme im Defensivverhalten. Da hat mich Reis gefragt‚ was man da trainieren kann, wenn wir nur Einzeltraining machen oder später im Viererblock. Was er da geleistet hat, rein von der Trainingsarbeit her, war großartig. Unter diesen schwierigen Voraussetzungen hat er Großartiges geleistet.

Am Anfang der Pandemie stand der VfL Bochum noch ganz woanders (Tabellen-15., Anm. d. Red.). Und dann ist die Balance zwischen Defensive und Offensive entstanden. Das war letztlich das Fundament für den Aufstieg. (2. Bundesliga: Spielplan und Ergebnisse)

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"Aufstieg und Meisterschaft sind absolut verdient"

SPORT1: Welche Spieler sind die größten Stützen der Mannschaft?

Neururer: Das ist eine Achse und die geht bei Torhüter Manuel Riemann los. Er ist zwar oftmals mit seinem extravaganten Verhalten auffällig geworden, aber er hat in schwierigen Zeiten die Mannschaft immer zurechtgestutzt und ist vorweggegangen. Er lebt den VfL, organisiert die Defensive gut und überzeugt mit starken Leistungen im Kasten. Dann geht's weiter mit den Innenverteidigern Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap, der eines der größten Defensivtalente ist, die wir in Deutschland haben. Nach vorne sind es Robert Tesche und Anthony Losilla, die zwar nicht die Allerschnellsten sind, aber technisch und taktisch gehobenes Niveau haben.

Im Sturm hat man viel Variabilität zur Verfügung mit Robert Zulj, Simon Zoller und Danny Blum. Dann hast du auch viel Qualität, die von der Bank kommt, wie Silvère Ganvoula, der in der vergangenen Saison Torschützenkönig war, oder auch Thomas Eisfeld. Man muss im Prinzip alle loben, das war eine Mannschaft. Natürlich haben der HSV oder auch Greuther Fürth die schöneren Spiele gemacht, der HSV hat auch die besseren Einzelspieler. Aber was den VfL Bochum ausgezeichnet hat, war die mannschaftliche Geschlossenheit. Deswegen sind der Aufstieg und die Meisterschaft absolut verdient.

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SPORT1: Könnte der VfL Bochum vom Abstieg der Schalker profitieren?

Neururer: Nein, davon kann keiner profitieren (lacht). Die Rolle von Schalke 04 kann keiner im Ruhrgebiet einnehmen. Schon zu meiner Zeit hat der VfL versucht, sich in der Nische zwischen Schalke und Dortmund zu positionieren. Da ist so viel Platz, das glaubt man gar nicht. Sich da zu etablieren, sollte das Ziel sein.

Neururer setzt auf VfL-Fans als Trumpf

SPORT1: Mit der Rückkehr der Zuschauer wird der VfL einen weiteren Trumpf im Ärmel haben, oder?

Neururer: Das wird großartig sein! Aber man kennt natürlich auch das Bochumer Publikum als ein sehr kritisches. Dass sie jetzt die schönste Zeit nicht mit Fans erlebt haben, fehlt den Jungs in ihrer Karriere. Wenn in der kommenden Saison Zuschauer kommen sollten, werden die Spieler sicher erstmal fantastisch unterstützt werden. Aber dieses ewige Auf und Ab des VfL quält den Fan natürlich auch - er ist sehr leidgeprüft.

SPORT1: Was muss passieren, damit der VfL länger in der Bundesliga bleibt als nur eine Saison?

Neururer: In diesen Pandemiezeiten ist es kaum möglich, große Transfers zu machen. Die Mannschaft muss aber natürlich zwei, drei Verstärkungen erhalten, um realistische Chancen zu haben. Ich gehe davon aus, dass man sich in der Größenordnung von Arminia Bielefeld aufstellen wird. Und dass der VfL dann in der Lage ist, das zu erreichen, was Bielefeld in diesem Jahr geleistet hat. Es wurde jedes Jahr vom Aufstieg gesprochen, bis Ilja Kaenzig gekommen ist und Struktur in den Verein brachte. Ganz großes Lob an ihn! Wenn man endlich den großen Schritt geschafft hat, von dem man vor der Saison noch gar nicht gesprochen hat, dann muss der VfL jetzt nachlegen. Ob sie unabsteigbar werden, ist eine andere Frage. Aber im ersten Jahr gibt's ohnehin nur eines: unter allen Umständen drinbleiben!