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1860 München: Werner Lorant im Interview zum 70. Geburtstag

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1860 München: Werner Lorant im Interview zum 70. Geburtstag

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Lorant räumt mit Gerücht auf

Werner Lorant trifft SPORT1 zum 70. Geburtstag in seiner Heimat am Waginger See. Die Trainerlegende spricht über seine Zeit bei 1860 und sein Image als "Werner beinhart".
Werner Lorant etabliert 1860 München einst in der Bundesliga und führt die Löwen bis in den Uefa Cup. Er gilt als streitbarer, aber charismatischer Typ, der seine Spuren im deutschen Fußball hinterlassen hat.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Ein Sechziger wird 70. Werner Lorant ist die Trainer-Legende bei 1860 München.

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1992 wurde er vom damaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser verpflichtet und führte die Löwen innerhalb von zwei Jahren von der Bayernliga in die Bundesliga. Damit hat sich Lorant bis heute beim Münchner Traditionsverein unsterblich gemacht.   

2000 schaffte er mit dem Klub sogar die Qualifikation zur Champions League. Dort scheiterten die Sechziger und spielten somit im damaligen UEFA-Cup. Im Herbst 2001 wurde Lorant nach einem 1:5 gegen Erzrivale FC Bayern entlassen.  

Am 21. November wurde "Werner Beinhart", wie er aufgrund seines kompromisslosen Führungsstils genannt wurde, 70 Jahre alt. SPORT1 traf ihn zum Interview.

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SPORT1: Herzlichen Glückwunsch, Herr Lorant. Wie fühlen Sie sich an Ihrem Ehrentag?

Werner Lorant: Ich fühle mich rundum gut. Ich habe meinen Hund Jackson immer bei mir und komme deshalb viel an die frische Luft. Ab und zu arbeite ich noch als Trainer, wie im vergangenen Jahr, als ich bei Union Hallein in Österreich drei bis vier Monate ausgeholfen habe. Ich kann mich in keiner Weise irgendwie beklagen. An meinem Geburtstag werde ich mit meiner Lebensgefährtin und Freunden essen gehen. Am Wochenende werde ich ein bisschen mehr feiern. Es bleibt alles im Rahmen. Ich werde erst 70, meine Mutter ist 99 Jahre alt. Da sieht man, was ich noch vor mir habe.

SPORT1: Sie wohnen in Waging am See direkt neben einem Campingplatz...

Lorant: Ja, mir gefällt es hier. Bayern hat mir schon immer gefallen. Auch, als ich bei 1860-Coach war und in Dorfen gewohnt habe. Aber ich möchte mal mit einem blöden Gerücht aufräumen: Ich wohne nicht in einem Campingwagen, sondern in einer schönen Penthouse-Wohnung in einem Fünf-Sterne-Hotel daneben. Mir geht es richtig gut.

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SPORT1: Wie sieht ein typischer Tagesablauf des Rentners Werner Lorant aus?

Lorant: Das ist ganz verschieden, was am Tag anfällt. Das Wichtigste sind meine Lebensgefährtin und Jackson. Je nach Wetterlage machen wir auch mal einen großen Spaziergang. Und noch etwas: Über die Gerüchte mit dem Alkohol kann ich nur lachen. 

SPORT1: Gerüchte? Sie kriegen erst demnächst Ihren Führerschein wieder, den Sie wegen Alkohol am Steuer zwei Jahre abgeben mussten... 

Lorant: Ich trinke gerne mal ein Weißbier, aber ich hatte nie Probleme mit Alkohol.

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"Dann gab es kein Wenn und kein Aber"

SPORT1: Wie kam es damals zu Ihrem Spitznamen "Werner Beinhart"?

Lorant: Das ist einfach so entstanden. Wenn bei mir trainiert und gespielt wurde, dann gab es kein Wenn und kein Aber. Es muss vernünftig gespielt und vernünftig trainiert werden. Und wenn nicht vernünftig gespielt wurde, dann musste man ein bisschen mehr trainieren. Oder spezielle Inhalte trainieren. Oder eine Trainingseinheit mehr in der Woche machen. Man muss als Trainer schauen, dass man seinen Kader immer auf Vordermann hat.

SPORT1: Was war Ihre härteste Methode?

Lorant: Treppen laufen oder Berg-aufwärts-Läufe. Wie bei Felix Magath (lacht). Oder ausdauernde Waldläufe. Anstatt eines Laufes wurden es dann eben vier. Geldstrafen waren mir immer zu wenig. Das tat den Spielern schon damals nicht weh.

SPORT1: Was war ein Highlight in Ihrer Karriere und was würden Sie gerne streichen?

Lorant: Warum etwas streichen? Streichen brauche ich nichts. Das Leben ist so. Da gibt es eben auch etwas Negatives, etwas wo man nicht gewinnt. Da muss man genau hinschauen, damit man die Fehler wieder ausmerzt. Als Trainer waren immer die Aufstiege mit 1860 die Highlights. Wir sind ja zweimal hintereinander aufgestiegen und durchmarschiert. Ich war auch nur vier Jahre in der Türkei, zwei Jahre davon Istanbul. Die Zeit beim Weltklub Fenerbahce war auch sehr schön. Aber sehr anstrengend. Die zwei Jahre waren genauso anstrengend wie die sechs Jahre in Deutschland. In der Türkei gibt es viel mehr Emotionen. Leider bin ich in der Türkei kein Meister geworden, nur zweimal Vize-Meister. Für Fenerbahce Istanbul ist das zu wenig.

SPORT1: Beschreiben Sie bitte die Emotionen bei den zwei Aufstiegen mit 1860.

Lorant: Es war unbeschreiblich schön. Giesing war ein Tollhaus. Wenn man mit dem Bus über die Grünwalder Straße nach München zum Trainingsgelände gekommen ist, war es unbegreiflich, was da für eine Party war. Da bist du erst am nächsten Morgen nach Hause gekommen, die Fans haben mich einfach nicht weggelassen. Dass wir aber gleich durchmarschieren, damit hatte keiner gerechnet. Auf einmal ist es in der Rückrunde so gut gelaufen und dann habe ich es einfach laufen lassen, nur ein bisschen aufgepasst. Das waren richtige Typen, die richtig Lust hatten auf Fußball. Wie Thomas Miller und Bernd Winkler.

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"Nach dem Spiel haben Basler und ich uns die Hand gegeben"

SPORT1: Ihre berühmte Szene mit Mario Basler im Olympiastadion ist legendär. Wie denken Sie heute darüber?

Lorant: Es ist doch schön, dass so was auch mal passiert. Auf dem Platz kann immer mal wieder so etwas passieren. Als Spieler und Trainer. Das Wichtigste ist, dass man es nach dem Spiel klärt. Nach dem Spiel haben Mario Basler und ich uns die Hand gegeben und dann war der Fall erledigt.

SPORT1: War Mario Basler der Typ Fußballer, den Sie mochten und dem Sie auch Freiräume gelassen hätten? 

Lorant: Mario Basler ist immer ein toller Fußballer, aber auch ein toller Typ gewesen. Und ist er ja heute noch genauso. Er soll noch lange seine Sprüche machen. Ich hoffe, dass er gesund ist und gesund bleibt. Ich hätte ihn gerne, mal in einer meiner Mannschaft gehabt. Das steht außer Frage. Ich hatte aber auch solche Typen wie Thomas Häßler und Peter Nowak. Manche brauchen auch mal eine Auszeit, auch wenn die anderen trainieren. Im Gegensatz dazu habe ich auch ein oder zwei Spieler zum Training bestellt und die anderen hatten frei. 

SPORT1: Gab es je eine Überlegung über eine Rückkehr zu 1860?

Lorant: Die gab’s damals von mir. Als Sportdirektor hätte ich das gerne gemacht, doch es hat dann nicht geklappt. Der Verein hat in den vergangenen Jahren vieles falsch gemacht. Aber das ist Schnee von gestern. Jetzt müssen Sie schauen, dass sie wieder hoch kommen.

SPORT1: Wie sehen Sie 1860 heute?

Lorant: Es ist eine reine Durchschnittsmannschaft.

"Das wollte ich so"

SPORT1: Trauern Sie der Zeit bei 1860 manchmal nach?

Lorant: Nein, ich habe ja selbst beschlossen, dass ich in Rente gehe.

SPORT1: Nach 1860 waren Sie bei 15 Vereinen. Das war schon sehr abenteuerlich.

Lorant: Das wollte ich so. Man muss ja auch die Länder kennenlernen und sehen was in der damaligen Zeit dort los war. Iran zum Beispiel, man konnte dort nicht trainieren wann man wollte, da gab es Zeiten für die Moschee. Man musste dort alles anpassen. Aber ich möchte davon nichts missen. Es war geplant, dass ich mir die Vereine immer nur eine Zeit lang anschaue. Mehr hatte ich gar nicht vor. Ich wollte auch ein bisschen durch die Welt reisen. Ich war ja auch in China, aber das Land ist so groß, das kann man sich gar nicht vorstellen. Die Temperaturunterschiede im Land sind riesig. Da fliegt man zum Auswärtsspiel ab, wie von hier aus nach Malaga. Am Abflugort hat es 30 Grad, am Austragungsort -20 Grad. Auch zu meiner Zeit waren die ausländischen Spieler sehr wichtig. Aber kein ausländischer Spieler wollte diese Strapazen lange auf sich nehmen. Auch für mich war das einfach zu viel. Die immense Reiserei.

SPORT1: Sie haben in der Reality-Show "Die Alm" den 9. Platz erreicht. Warum haben Sie sich das angetan?

Lorant: Ich wollte wissen, was da los ist. Ich hatte dort viel Spaß. Wenn die Kamera aus war, hatten wir alles gehabt. Vor der Kamera war dann Action, damit die Leute auch einschalten. Ich hätte das aber nicht machen brauchen. Es war für mich wie Kurzurlaub.