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So hart trifft die Coronakrise den deutschen Amateurfußball

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So hart trifft die Coronakrise den deutschen Amateurfußball

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So hart trifft es den Amateurfußball

Auch im Amateurfußball löst die Coronakrise Ängste und Sorgen aus. SPORT1 hat sich bei drei Klubs aus verschiedenen Ligen umgehört und schildert Eindrücke.
Lionel Messi, Samuel Eto’o, Gary Lineker und viele weitere Stars geben Tipps und zeigen in einem Video der FIFA, wie man sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen kann.
Tobias Wiltschek
Tobias Wiltschek
Carsten Arndt
Carsten Arndt

Die Auswirkungen der Coronakrise treffen längst nicht nur den Profifußball.

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Spielabsagen, finanzielle Einbußen und die Angst vor dem kompletten Abbruch der restlichen Saison bereiten auch den Klubs unterhalb der ersten drei Ligen enorme Kopfschmerzen.

Zumal nun aus England die Nachricht kommt, dass dort der Spielbetrieb in sämtlichen Ligen unterhalb der National League (6. Liga) abgebrochen wird. Alle Ergebnisse dieser Spielzeit werden demnach gelöscht, Auf- und Absteiger gibt es nicht.

Spielbetrieb bis auf weiteres ausgesetzt

Noch ist dieses Schreckensszenario in Deutschland nicht Realität. "Grundsätzlich liegt es im Interesse aller Vereine und Verbände, wenn die Saison 2019/20 regulär zu Ende gespielt werden könnte", heißt es in einer Stellungnahme des DFB zu SPORT1.

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Derzeit sei es allerdings nicht möglich, eine seriöse Einschätzung abzugeben, "wann die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in Einklang mit den Empfehlungen bzw. Vorgaben der zuständigen Behörden umzusetzen ist und ob dies noch in der aktuellen Spielzeit geschehen kann".

Sollte dies nicht möglich sein, hätte nicht nur der Regionalligist Kickers Offenbach ein großes Problem. "Ein Abbruch wäre für uns das Worst-Case-Szenario. Wir wollen unbedingt die Saison sportlich zu Ende spielen", sagt OFC-Geschäftsführer Thomas Sobotzik zu SPORT1, "auch wenn das bedeuten würde, dass wir Geisterspiele absolvieren müssten".

Geisterspiele würden Offenbach viel Geld kosten

Dies sei von zwei schlechten Varianten noch die etwas bessere, meint Sobotzik. Sollten die Kickers aber tatsächlich die restlichen Heimspiele der Saison ohne Zuschauer austragen müssen, würde das den Traditionsklub viel Geld kosten.

"Wir haben einen Schnitt von knapp 6000 Zuschauern. Wenn man den Durchschnittspreis von 12 bis 13 Euro nimmt, kann man sich ja hochrechnen, was uns allein im Ticketing verloren geht", sagt der ehemalige Bundesliga-Profi von Eintracht Frankfurt.

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Dazu kämen Verluste aus den Bereichen Catering und Hospitality, ergänzt Sobotzik: "Dennoch sind wir der Meinung, und das hat auch eine juristische Prüfung ergeben, die wir durchgeführt haben, dass uns ein Abbruch noch viel härter treffen würde."

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Denn einen Teil der fehlenden Zuschauereinnahmen holt sich der ehemalige Bundesligist gerade schon mit der Aktion "Volle Hütte" wieder rein. Zuschauer können Karten erwerben, auch wenn sie im Stadion kein Spiel zu sehen bekommen. Bislang sind von den Geistertickets schon etwa 3000 Stück verkauft worden.

Pipinsried wäre doppelt gestraft

Von einem Abbruch der Saison gleich doppelt betroffen wäre eine Liga tiefer der FC Pipinsried. Ihm würden nicht nur Einnahmen von Zuschauern und Sponsoren wegbrechen, er würde auch den sicher geglaubten Aufstieg in die Regionalliga um mindestens ein Jahr verschieben müssen.

"Damit würde man uns um den Lohn bringen", sagt Geschäftsführer Ulrich Bergmann im Gespräch mit SPORT1. Seine Mannschaft hat in dieser Saison in der Bayernliga Süd noch kein einziges Spiel verloren und steht elf Spieltage vor Schluss mit sage und schreibe 21 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze.

Auch finanziell würde eine Absage den Verein aus dem Kreis Dachau hart treffen. "Wir kommen pro Heimspiel auf etwa 4000 bis 5000 Euro an Zuschauereinnahmen. Das wären bei noch sechs ausstehenden Heimspielen etwa 25.000 Euro", rechnet Bergmann vor.

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Um die Saison und damit den Aufstieg zu retten, schrieb er eine Mail an den Ligasprecher und schlug darin vor, die Spielzeit am zweiten Mai-Wochenende fortzusetzen. Dann hätte man noch genügend Zeit, um alle Spiele bis zum 30. Juni absolvieren zu können.

Ob das so funktionieren wird, hängt aber nicht nur an den Entscheidungsträgern im Amateurfußball. Dessen ist sich auch FCP-Trainer Fabian Hürzeler bewusst. "Auch die Verbände sind abhängig von den höheren Gewalten", sagt er und verweist auf die weitere Entwicklung der Corona-Infektionskurve.

Für ihn ist der April der entscheidende Monat. "Je länger dieser Zustand dauert, desto wahrscheinlicher wird ein Abbruch der Saison", befürchtet er: "Wenn man bis Ende April nicht weiß, ob und wann es weitergeht, wäre es wahrscheinlich sinnlos."

Sollte die Saison überhaupt zu Ende gespielt werden, ginge das auch in den Amateurligen nicht ohne englische Wochen. Das aber kommt nicht bei allen Vereinen gut an. Vor allem in den untersten Ligen würde es zu akuten zeitlichen und räumlichen Engpässen kommen, sollte auch unter der Woche am Abend gespielt werden.

Englische Wochen in der Kreisklasse?

"Wie soll das bei uns gehen mit drei Vereinen und den vielen Trainingszeiten? Das gäbe einen ziemlichen Aufschrei", sagt Maik Ihde zu SPORT1. Er ist Vorstand des FC Stern, der bei den Herren in der Kreisklasse spielt und sich auf der Bezirkssportanlage in München-Trudering die Plätze mit zwei anderen Vereinen teilt.

Im Gegensatz zu Vereinen in höheren Ligen sei sein Klub zumindest in der glücklichen Lage, "dass wir nicht auf laufende Einnahmen aus dem Spielbetrieb angewiesen sind".

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Doch auch in der Kreisklasse sorgt die Coronakrise für Unsicherheit. Und zwar dann, wenn die Mitgliedsbeiträge nicht mehr wie gewohnt auf dem Konto landen würden. "Die einzige wirtschaftliche Gefahr wäre, wenn uns die Mitglieder reihenweise kündigen. Da könnten auch manche Mannschaften wegbrechen", fürchtet Ihde.

So unterschiedlich die Probleme der Amateurvereine auch sein mögen, in einem sind sie sich einig: Der Fußball ist zu wichtig, als dass man die Sorgen der Beteiligten verharmlosen könnte - oder um es mit den Worten von Thomas Sobotzik zu sagen: "Es geht nicht nur um ein bisschen Rumgekicke. Es geht um weitaus mehr."