Vom FC Bayern berichten Mathias Frohnapfel und Christian Ortlepp
Ziemlich beste Feinde
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Auf eine Reaktion verzichtete der FC Bayern. Nach dem 5:1-Testspielerfolg in Bochum zogen es die Münchner vor, zum brisanten Thema zu schweigen.
Der Kriegszustand zwischen dem FC Bayern und Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger dürfte damit nicht beendet sein, er liegt weiterhin bleiern zwischen den einstigen Partnern.
Die Kolumne mit den Attacken gegen das FIFA-Exekutivmitglied findet sich am Samstagmittag weiterhin auf der Homepage des Klubs.
Unter dem Pseudonym "Säbener Sigi" verfasst, zweifelt der Autor am Geisteszustand von Theo Zwanziger.
Noch immer sind dort Sätze zu lesen wie: "Wenn Dr. Theo Zwanziger tatsächlich vergessen hat, was er einst alles erzählt hat, machen wir uns wirklich Sorgen. Braucht der Dr. einen Doktor?"
"Im Zweifel auf der Seite des Geldbeutels"
Zuvor hatte Zwanziger die Münchner für die Reise nach Saudi-Arabien kritisiert und in der "FAZ" davon gesprochen, dass der Klub "sich im Zweifel auf Seite des Geldbeutels“ schlage.
Nach SPORT1-Informationen ist der "Säbener Sigi" kein Mitarbeiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Im Klub sind einige unglücklich über die Heftigkeit und Wortwahl, Mitleid gibt es aber genauso wenig für das Ziel des Spotts: Theo Zwanziger.
Seit Jahren im Clinch
Denn seit Jahren beharken sich der deutsche Rekordmeister und der Jurist aus Rheinland-Pfalz. Harte Bandagen und Vorwürfe gab es dabei auf beiden Seiten. Auf den anonymen Spott aus Bayern reagierte Zwanziger am Freitagabend gelassen. "Dieses Niveau kommentiere ich nicht, wer ist schon Säbener Sigi?", sagte der 69-Jährige im Gespräch mit SPORT1.
Aus der Reserve lässt sich der meinungsfreudige Jurist nicht locken und erinnert lieber an die bisherigen Dispute der vergangenen Jahre: "Ich war von den Bayern gewohnt, dass sie mit offenem Visier kämpfen - auch bei großen Meinungsverschiedenheiten."
Buch brachte Ärger
Der Grund für das eisige Verhältnis liegt schon lange zurück. Gab es vorher einzelne Scharmützel, war spätestens mit seiner Autobiographie "Die Zwanziger Jahre" jegliche Basis zerstört.
Darin nannte er den damaligen Präsidenten Uli Hoeneß „ein großes Hindernis“ für den neuen Sportvorstand Matthias Sammer und schrieb: "Der Zirkus FC Bayern wird weitergehen".
Hoeneß schäumte. "Dass Theo Zwanziger kein guter Präsident war, wusste ich schon lange", polterte der Bayern-Patriarch. "Dieses Buch wird ihn nach seinem mehr als peinlichen Rücktritt endgültig in die Isolation treiben."
Krasse Worte. Ebenso wie die Reaktion Zwanzigers. "Eine kleinkarrierte Seele", nannte er Hoeneß danach.
Der Ton wird rauer
Der Konflikt blieb auch, als Zwanziger Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee wurde. Schon im Sommer 2011 hatte Karl-Heinz Rummenigge geunkt, am „Korruptionsstadel“ FIFA werde auch Zwanziger nichts ändern.
2013 verschärfte sich der Ton. Zwanziger hatte wiederholt an der WM-Vergabe nach Katar gemäkelt, worauf Rummenigge forderte: Entweder Beweise oder „einfach wieder ruhig sein“.
Die nächste Eskalationsstufe folgte Anfang 2014. Zwanziger hatte auf die Verantwortung der Klubs hingewiesen, wenn sie wie der FC Bayern ein Trainingslager in Katars Hauptstadt Doha beziehen.
„Ich messe Theo Zwanziger keine Bedeutung im Fußball mehr bei“, stichelte Rummenigge.
Und als die DFB-Granden um Präsident Wolfgang Niersbach im Sommer Zwanziger zum Rücktritt aus dem FIFA-Exko aufforderten, schien Zwanziger tatsächlich isoliert - so wie es Hoeneß einst prophezeit hatte.
Fortsetzung folgt
"Darüber kann ich nur lachen", sagte Zwanziger damals SPORT1. Der streitbare Fußballexperte ist keiner, der kleinbei gibt, wenn er sich auf dem richtigen Weg wähnt. Da möge der vermeintliche Gegner DFB-Präsidium oder eben FC Bayern heißen.
Damit ist die Vorgeschichte zum jüngsten Akt zwischen Zwanziger und dem FCB erzählt.
Die aktuelle Kritik des einstigen DFB-Bosses war dann die Steilvorlage für den "Säbener Sigi" - zur Fortsetzung einer lange gereiften Feindschaft.