Manuel Neuer konnte nur staunend hinterherblicken. 25 Meter, rechts oben in den Winkel.
Wie Kovac die Geister vertrieb
Anastasios Donis sorgte am Sonntagnachmittag in der Allianz Arena mit einem Traumtor für zwischenzeitlichen Jubel beim VfB Stuttgart - und bescherte Leon Goretzka düstere Gedanken.
"So ein Tor bekommt man nicht alle Tage. Da gehen dann schon ein paar Szenarien aus der Hinrunde wieder durch den Kopf", gab der Nationalspieler nach der Partie zu.
Bayern erinnert an Krisen-Zeiten
Ein Kellerkind im Heimspiel. Die Führung. Gang zurückgeschaltet. Der Ausgleich.
Am 19. Spieltag erlebte der FC Bayern beim 4:1-Heimsieg gegen den VfB ein wahrhaftiges Déjá-vu. Die Leistung der Münchner erinnerte zwischendurch stark an die Krisen-Bayern der Hinrunde.
Diesmal jedoch mit einem entscheidenden Unterschied im Vergleich zu den Patzern gegen Augsburg (1:1), Freiburg (1:1) und Düsseldorf (3:3). Die Bayern drehten in der zweiten Hälfte auf, statt abzubauen.
Kovac weckt die Mannschaft auf
"Ich habe in der Kabine deutliche Worte gefunden", verriet Niko Kovac nach Abpfiff. Seine Botschaft: "Ich habe gesagt, dass wir so in der Form in der zweiten Halbzeit nicht spielen können."
In einer deutlichen Halbzeitansprache erinnerte der Trainer dann auch sein Team an eben jene drei Partien. Denn laut Kovac, hätte die gegen Stuttgart genauso laufen können.
Was er sah: Einen trägen, fahrlässigen Auftritt seiner Spieler nach früher Führung durch Thiago (5.). In der Folge wenig Ballfluss, langsames Spiel, kaum Pressing. Kovac störte sich auch daran, dass seine Elf "zu wenig Vertikalspiel" zeigte.
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Kovac reagiert auf behäbigen Auftritt
Kovac sah also all das, was den Bayern Mitte der Hinrunde große Sorgen bereitet und dafür gesorgt hatte, dass Tabellenführer Borussia Dortmund auch nach dem siebten Bundesliga-Sieg der Münchner in Folge noch immer sechs Punkte Vorsprung hat. (Service: Tabelle der Bundesliga)
"Wir haben zu viele Leute hinter dem Ball gehabt und waren im Mittelfeld unterbesetzt. Javi hat sich fallen lassen - was auch ok war gegen zwei Stürmer - aber wenn sich Thiago dann auch noch fallen lässt, war Leon alleine im Mittelfeld. Das haben wir nicht gut gemacht", analysierte er.
Was er dagegen tat? Er reagierte und stellte um. Nicht erst im letzten Drittel des Spiels, oder gar überhaupt nicht, wie so oft in der Hinrunde.
Kovac setzte bereits in der Halbzeitpause entscheidende Impulse. Er nahm den bis dato fehlerfreien, aber defensiv orientierten Javi Martinez heraus, zog den offensiveren Leon Goretzka von der Zehn auf die Sechs. Thomas Müller ging ins Zentrum, Serge Gnabry kam für den Basken und ging auf die rechte Außenbahn.
Wenig später erzielte Gnabry unter Mithilfe von Christian Gentner, der entscheidend abfälschte, das 2:1 (55.). Goretzka köpfte das 3:1 (71.). Robert Lewandowski besorgte den 4:1 Endstand (84.).
Bayern mit deutlicher Leistungssteigerung
"In der zweiten Halbzeit war es genau das, was wir wollten. Schnell und vertikal nach vorne spielen, die zwei Ketten ausspielen und über Außen spielen. Dann war es richtig gut", lobte Kovac sein Team.
"Wir haben versucht, uns in der Halbzeit am Riemen zu reißen. Der Trainer hat uns aufgeweckt und etwas verändert. Das hat uns gutgetan. Und im Vergleich zur Hinrunde haben wir dann auch doch noch deutlich gewonnen, damals hätten wir vielleicht nur Unentschieden gespielt", erklärte Goretzka.
Patzer, die sich die Bayern angesichts der Souveränität des BVB nicht mehr leisten dürfen.
Noch müssen die Münchner ihre Hoffnung aber nicht begraben. Dafür hat Niko Kovac in der Halbzeitpause gesorgt.
Sein Fazit des Abends: "Abhaken, Spiel gewonnen, drangeblieben, weiter geht's."