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FC Bayern: Trainer Niko Kovac zwischen Achtungserfolg und Wut

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FC Bayern: Trainer Niko Kovac zwischen Achtungserfolg und Wut

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Das steckt hinter Kovacs Wutwoche

Das 5:0 gegen Dortmund ist für Niko Kovac ein Achtungserfolg. Der Trainer jedoch reagiert mit Klartext und hebt den moralischen Zeigefinger. Das hat Gründe.
Trotz des 5:0 gegen den BVB bekommt Niko Kovac auf der PK schlechte Laune. Journalisten-Nachfragen zu seiner Jobsicherheit und der Boateng-Party bringen ihn auf die Palme.
Florian Plettenberg
Florian Plettenberg

Diese Frage war eine zu viel!

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Als Niko Kovac nach dem fulminanten 5:0 gegen Borussia Dortmund erneut zur am Abend geplanten Party von Jérôme Boateng gefragt wurde, platzte es aus ihm heraus. "Lasst doch die Leute das machen, was sie gerne möchten", forderte Kovac mit ernster Miene. Von guter Laune indes keine Spur, denn was ihn vor allem stört, schob er direkt hinterher: "Wir spielen Fußball, aber es geht nur noch um Nebensächlichkeiten (…) Wir müssen mal wieder klarkommen mit unserem Leben. Das ist nicht in Ordnung, was hier abgeht."

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Kovac knallhart! Dafür, dass der Kroate derart vehement Position für Boateng bezog und gleichermaßen den moralischen Zeigefinger hob, bekam der Bayern-Trainer nach SPORT1-Informationen viel Zuspruch aus der Bundesliga.

Warum reagierte Kovac so? Wegbegleiter sagen, dass er knallhart in der Sache sein kann. Sie schwärmen von Kovac. Bezeichnen ihn als geradlinigen und ehrlichen Menschen. Er ist kein nachtragender Mensch, verzeiht Fehler. Was Kovac aber vor allem wichtig ist: Er zollt seinem Gegenüber Respekt und fordert ihn gleichermaßen ein - für sich und auch für seine Spieler. Diesen scheint er zuletzt vermisst zu haben.

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Dass Kovac so vehement reagierte, hat auch eine sportliche Vorgeschichte, denn der Druck auf ihn war und ist noch immer immens.

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Rückblick: Gegen Freiburg (1:1) geben die Bayern die Tabellenspitze wieder aus der Hand, Dortmund zieht mit zwei Punkten vorbei. Das Topspiel gegen die Borussia wirft fortan seine Schatten voraus. Zuvor ruft mit dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Zweitligist Heidenheim aber die Pflicht. Kovac warnt seine Spieler vor dem Underdog, aber die sind schon größtenteils in Gedanken beim BVB. Mit Ach und Krach entgeht seine Elf einer Jahrhundertblamage. Trifft fünf Mal, aber fängt sich dank einer desolaten Defensiv-Arbeit auch vier Gegentore ein.

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Kovac provoziert Reaktion

Die Bayern-Bosse bedient, Kovac stinksauer, die Spieler ratlos. Wie konnte das passieren? Einen Tag später findet Kovac einen der Gründe: Zu lasche Zweikämpfe, kein Biss, keine Aggressivität. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag spricht Kovac dieses Problem an und zieht Parallelen zwischen seinen Spielern und Kindern, denen man immer wieder erzählen müsse, wie sie etwas zu tun haben. Sein indirekter Vorwurf an die Spieler: Ich sage euch, was wir defensiv machen wollen, aber ihr tut es nicht! Sich selbst analysiert er hingegen kaum: Spreche ich es deutlich genug an? Trainiere ich es intensiv genug? Selbstkritik Fehlanzeige.

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Seine Spieler registrieren die Defensiv-Abrechnung, sie ist Thema in der Kabine. Die Reaktion gegen Dortmund? Überragend!

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Die Bayern schießen den BVB mit 5:0 aus der Allianz Arena. Der Rekordmeister spielt so, wie man es laut Doppeltorschütze Robert Lewandowski in der DNA habe: Offensiv, mutig, aggressiv. Kein Ball wird verloren gegeben, das Stadion kocht, die Mannschaft und die Ersatzbank leben. "Fußball kann man nicht immer erklären", sagt Kovac anschließend und gratuliert seiner Mannschaft zu einem "Klassespiel". Sportdirektor Hasan Salihamidzic fühlt "Stolz" und lobt: "Die Jungs haben das sensationell umgesetzt. Ist doch klar, dass es auch dem Trainer guttut, wenn er so ein Spiel auf den Platz bringt."

Kovac jedoch scheint zu stören, dass diese Energieleistung seiner Mannschaft zu wenig gewürdigt wird, während Randthemen wie die Boateng-Party mehr von Interesse zu sein scheinen.

Diesmal trickste er Favre aus

Er stand vor dieser Partie gehörig unter Druck. Die Anspannung war ihm anzumerken. Eine Niederlage gegen den Rivalen und der ohnehin beäugte Trainer hätte wohl wieder zur Disposition gestanden. Nun aber schaffte er das, was auch von Uli Hoeneß gefordert wurde: Einen Sieg. Wenngleich der Präsident, der als Kovac-Unterstützer gilt, im kicker relativierte, dass er "ausdrücklich" die Mannschaft in die Pflicht nehmen wollte.

Kovac jedenfalls ging mit kämpferischem Beispiel voran: Über 90 Minuten war er daueraktiv an der Seitenlinie, sprang nach Toren meterhoch in die Luft. Mit cleveren Schachzügen (Ein Sechser, zwei Achter, forsches Angriffs-Pressing) trickste er diesmal, anders als im Hinspiel, Lucien Favre aus.

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Kovac errang seinen ersten großen Sieg, seitdem er im vergangenen Sommer das Ruder beim Rekordmeister übernahm. Aus einer neugewonnenen Position der Stärke heraus machte er bei seinem "Wort zum Sonntag" klar: "Es geht nur noch um Sensationen. Wir müssen mal Fußballspielen und gucken, was gut und was nicht gut war. Wer hat einen Fehler gemacht und wer nicht. Das wird überhaupt nicht mehr gefragt. Es gibt noch andere Kollegen, die das genauso ärgert."

Zweifel an ihm nehmen nicht ab

Was Kovac vor allem ärgern dürfte, sind die nicht enden wollenden Zweifel an ihm. Trotz eines Vertrags bis 2021 verstummen die Gerüchte nicht, wonach intern überlegt wird, ob Kovac der richtige Trainer für die kommende Saison und den Umbruch sei.

Hinzu kommt: Kovac bekam in der Herbstkrise zwar das Vertrauen der Bosse, nachdem er wohl kurz vor der Entlassung stand, und rechtfertigte dies auch mit einer fulminanten Aufholjagd. Kovac rettete sich aber auch deshalb, weil er auf deutliche Empfehlung, vor allem von Stammelf-Befürworter Karl-Heinz Rummenigge, auf die Rotation verzichtete.

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Noch immer überwiegt im Verein zudem die Enttäuschung über das frühe Achtelfinal-Aus in der Champions League gegen den FC Liverpool. Vor allem wegen der mutlosen Vorstellung im Rückspiel - die Kovac mit seiner Taktik zu verantworten hat.

Angesprochen auf den Trainer sagte Rummenigge am Sonntag bei Sky, dass es "bei Bayern München für niemanden eine Jobgarantie" gäbe. Also auch nicht für Kovac! Der Vorstands-Boss forderte das Double und machte klar: "Jeder muss bei Bayern München liefern. Das ist das Prinzip bei Bayern München und mit diesem Druck muss man umgehen. Wer das nicht kann, ist dann im falschen Klub."

Als ein Starkmachen von Kovac können diese Sätze jedenfalls nicht interpretiert werden. Der Druck für Kovac wird dadurch nicht weniger. Hoeneß im kicker: "In so einem Spannungsfeld, wie unser Trainer in den letzten Wochen gelebt hat, kann man auf Dauer nicht vernünftig arbeiten." 

Auch das kann eine Erklärung für die Reaktion von Kovac sein.