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Union Berlin: Torsten Mattuschka spricht über Aufstieg, Fischer, Zingler und Ziele

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Union Berlin: Torsten Mattuschka spricht über Aufstieg, Fischer, Zingler und Ziele

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Mattuschka warnt Hertha vor Union

Im SPORT1-Interview spricht Union-Ikone Torsten Mattuschka über den Aufstieg seines Herzensvereins und das Erfolgsgeheimnis von Trainer Urs Fischer.
Die tagesfüllende Aufstiegsparty von Union Berlin kann sich sehen lassen. Zwei Rathäuser, eine Bootstour und eine fette Stadionfete - die Eisernen kennen kein Ende...
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Torsten Mattuscka ist eine Legende bei Union Berlin

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Von 2005 bis 2014 absolvierte der gebürtige Cottbuser für die Eisernen insgesamt 281 Spiele. 2006 stieg er mit dem Klub in die Regionalliga Nord auf, 2009 dann als erster Meister der neuen 3. Liga in die Zweite Liga. Im Januar 2018 beendete "Tusche", wie er von vielen genannt wird, seine aktive Karriere. Aktuell ist der ehemalige Mittelfeldspieler als Co-Trainer beim Berliner Regionalligisten VSG Altglienicke tätig.

Seine Unioner spielen in der nächsten Saison erstmals in der Bundesliga. Am Samstag war offizieller Trainingsauftakt.

Im SPORT1-Interview spricht Mattuschka über die Aufstiegseuphorie bei seinem Herzensverein, das Erfolgsgeheimnis von Trainer Urs Fischer, heiße Derbys gegen die Hertha und die Gefahren des Kommerzes im Oberhaus. 

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SPORT1: Herr Mattuschka, Union Berlin ist endlich in der Bundesliga. Wie haben Sie gefeiert?

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Torsten Mattuschka: Jedenfalls nicht alleine, denn alleine feiere ich selten (lacht). Ich habe nach dem zweiten Relegationsspiel mit den Jungs Party gemacht, im Rathaus, dann noch im Bus. Es war beeindruckend, was da los war. Ich bin damals in die 2. Liga aufgestiegen und war einiges gewohnt. Was jetzt aber beim Aufstieg abging, ist schwer mit Worten zu beschreiben. Es war unfassbar. Man hat gesehen, was für eine Euphorie in Köpenick entstehen kann. Es ist einfach sehr geil, dass Union jetzt in der ersten Liga ist.

SPORT1: War Köpenick komplett im Ausnahmezustand?

Mattuschka: Definitiv ja! Ich habe so etwas noch nie erlebt. Gefühlt war jeder Köpenicker auf der Straße, hat mitgefiebert und frenetisch die Mannschaft begrüßt. Die Fahrt mit dem Schiff durch Köpenick, die Ankunft vor dem Rathaus. Was da los war, einfach unglaublich. Es waren Massen von Menschen. Ich habe gar nicht gewusst, dass in Köpenick so viele Menschen leben. Ob jetzt aktuelle Spieler oder ehemalige wie ich, Ronny Nikol und Karim Benyamina - alle wurden gefeiert und umarmt. Man hat die pure Freude und den blanken Stolz bei jedem gespürt. 

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SPORT1: Musste mit Urs Fischer erst ein Schweizer kommen, um Union wachzuküssen?

Mattuschka: Wachgeküsst würde ich nicht sagen. Aber er ist sehr empathisch und hat die Mannschaft komplett abgeholt. Jeden Einzelnen. Nicht nur von Nummer eins bis elf, sondern gerade die Spieler von zwölf bis 24. Die Jungs haben sich alle dazugehörig gefühlt. Das ist heutzutage so wichtig im Fußball. Dass da ein Trainer ist, der die Spieler auch als Menschen und nicht nur Profis sieht. Und dass man nicht nur in fußballerischen Strickmustern denkt. Jeder Spieler hat mal eine Phase, in der er auch mal schlecht drauf ist. Die Fußballer sind auch nur Menschen mit ihren Problemchen. Man sieht immer nur die eine Seite der Medaille, dass da viel Geld verdient wird. Fußballer müssen aber auch viel zurückstecken und viel geben für diesen Status und diesen Beruf.

SPORT1: Wie genau zeigt sich diese Empathie bei Fischer?

Mattuschka: Er erklärt jedem, warum gerade nicht er spielt, sondern ein Kollege. Das will man als Spieler einfach hören. Auch Ratschläge, woran man arbeiten soll, damit man dann wieder zum Einsatz kommt. Es gab bei Fischer nie die große Stammmannschaft. Jeder musste sich in der vergangenen Saison Woche für Woche neu beweisen. Deshalb war da eine gewisse Dynamik in der Mannschaft. Dies wird sich weiter absolut positiv auswirken.

SPORT1: Worauf muss Union jetzt aufpassen in der Bundesliga?

Mattuschka: Man darf nicht zu viel nachdenken, sondern muss einfach versuchen, frech aufzutreten. Union und Paderborn werden sofort als Abstiegskandidaten gehandelt. Union ist das kleine gallische Dorf, auch wenn man in Berlin spielt, die anderen müssen dort aber erst einmal bestehen. In diesem Wahnsinns-Stadion mit diesen verrückten Fans. Man hat nichts zu verlieren. Die Chance auf den Klassenerhalt besteht. In der alten Saison zählte Fortuna Düsseldorf zu den sicheren Absteigern und hat eine Riesensaison gespielt. Bei den Neuverpflichtungen müssen drei, vier Mann auch einfach genau passen. Dann verstärkt das die Euphorie, die durch den Aufstieg ohnehin schon da ist. Wenn man diese Welle dann einmal reitet, dann ist es schwer, von ihr herunter zu kommen. Dann klappen auf einmal auch schwere Dinge. Union hat allemal das Zeug dazu, um in der Liga zu bleiben. Qualität wird oft durch Mentalität geschlagen. Das hat man in der Relegation gegen Stuttgart gesehen.

SPORT1: Die beiden Spiele gegen die Hertha dürften wie alle Feiertage im Jahr zusammen sein...

Mattuschka: Oh ja. Dieses Derby ist natürlich das i-Tüpfelchen auf dem Aufstieg. Die Spiele gegen Hertha waren in der 2. Liga schon ein Highlight, jetzt gibt es das Duell tatsächlich in der Bundesliga. Wie geil ist das denn? Darauf freut sich jeder Berliner so sehr. Hertha kann sich warm anziehen. 

SPORT1: Sind Sie traurig, selbst nicht mehr dabei sein zu können?

Mattuschka: Natürlich hätte ich das auch gerne mit unserer Truppe damals geschafft. Ich war fast zehn Jahre bei Union und da ging es auch immer nur bergauf. Wir hatten aber immer nur eine halbe Serie lang Konstanz drin. Dann sind wir immer irgendwie eingebrochen.  

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SPORT1: Union ist ohne Frage ein Kult-Klub. Muss er sich nun in der Bundesliga auch stärker dem Kommerz stellen?

Mattuschka: Der Klub hat gar keine andere Wahl. Ich glaube aber, dass Union da schon aufpasst, dass es mit dem Kommerz nicht zu viel wird. Ohne Geld bleibt man heutzutage im Profifußball leider auf der Strecke. Man muss Gelder generieren, um Spieler zu verpflichten. Man darf aber nicht jede Veranstaltung für das Finanzielle ausnutzen. 

SPORT1: Was halten Sie von den Neuzugängen?

Mattuschka: Für mich ist Anthony Ujah der Star. Er wurde aus Mainz geholt und bringt viel Erfahrung mit. Ujah kann in der neuen Runde zehn Tore schießen und fünf vorbereiten. Dann wäre er im nächsten Jahr wohl wieder weg für gutes Geld und man freut sich. Es kann aber auch sein, dass er gar nicht funktioniert. Den Verantwortlichen wünsche ich das nötige Glück bei Neuzugängen. Vielleicht schlägt auch einer der unbekannteren Spieler ein, den man jetzt noch gar nicht kennt.

SPORT1: Ist der Aufstieg für Präsident Dirk Zingler wie ein Lottogewinn?

Mattuschka: Absolut. Er hat so lange darauf gewartet. Ich habe ihm sofort gratuliert und gesagt, dass er sein Baby jetzt dort hat, wo er es immer haben wollte. Ich freue mich riesig für ihn. Jetzt geht die Arbeit aber erst richtig los. Er ist der perfekte Präsident für Union, hat in den vergangenen 15 Jahren so viel Herzblut in den Verein gesteckt. Seitdem er dort ist, geht es Stück für Stück nach oben. Ihm gehört ein großes Stück vom Aufstiegskuchen.

SPORT1: Was wünschen Sie dem Verein?

Mattuschka: Nur den Klassenerhalt und wenige Verletzungen. Über etwas anderes müssen wir nicht reden.