"Wir versuchen, den nächsten Schritt zu machen", sagte Markus Krösche im SPORT1-Interview kurz vor seinem Amtsantritt als Sportdirektor von RB Leipzig.
Leipzig zündet nächste Stufe
Mit 39 Jahren ist der langjährige Spieler des SC Paderborn ein junger Vertreter in diesem bedeutungsvollen Amt. Auf seiner vorherigen Station beim SC Paderborn, den er als Geschäftsführer von der 3. Liga zurück in die Bundesliga führte, beeindruckte er aber nicht nur die Leipziger und empfahl sich für höhere Aufgaben.
"Wir hatten schon beim ersten Kennenlernen-Gespräch ein Gefühl, dass es richtig gut passt. Vor allem mit Julian Nagelsmann zusammen", sagte Ralf Rangnick über seinen Nachfolger am Rande des ADAC-Rennwochenendes am Sachsenring bei SPORT1.
Der neue Trainer, mit 32 Jahren ebenfalls blutjung, aber auch schon mit drei Jahren Erfahrung als Bundesliga-Coach der TSG Hoffenheim, soll gemeinsam mit Krösche nun die nächste Stufe in Leipzigs Erfolgsplan zünden. (RB Leipzig - Schalke 04 ab 15.30 Uhr im LIVETICKER)
Gelingt es Roten Bullen mit diesem Duo, dauerhaft ein Spitzenteam der Bundesliga zu werden, um Titel mitzuspielen, international in der Champions League aufzutrumpfen? Rangnick meint ja: "Mit diesen beiden sind wir für die nächsten Jahre sehr gut aufgestellt."
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Rangnicks Werk soll weitergeführt werden
Fakt ist, dass Krösche und Nagelsmann in Leipzig ideale Voraussetzungen vorfanden. Einen Klub mit guten Strukturen, einem soliden Umfeld und einer intakten Mannschaft. Ein wichtiger Grund, dass RB nach fünf Spieltagen die Tabelle der Bundesliga anführt. "Das bestellte Feld, dass er (Krösche, Anm. d. Red.) übernommen hat, damit lässt sich direkt von Anfang gut arbeiten", betont Rangnick.
Leipzigs rasanter Aufstieg ist eng mit seinem Namen verknüpft. Als Rangnick 2012 für die Entwicklung des Klubs verantwortlich wurde, gab es diesen seit zwei Jahren und er spielte in der Regionalliga Nordost.
Mit der Hilfe von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, der aber immer im Hintergrund blieb, machte er als Trainer und Sportdirektor das Projekt RB Leipzig zu seinem eigenen - und den Verein innerhalb weniger Jahre zu einem ernst zu nehmenden Titelaspiranten in Deutschland.
Das soll jetzt der nächste Schritt für Nagelsmann und Krösche sein: Rangnicks Werk weiterführen und die Glasvitrine des Vereinsheims mit Pokalen füllen. In der letzten Saison landeten die Roten Bullen hinter Bayern München und Borussia Dortmund auf Rang drei und erreichten das Pokalfinale. Nun ist der Saisonstart noch vielversprechender verlaufen.
"Der Start war perfekt, viel besser hätten wir nicht starten können", sagte Rangnick am Sachsenring bei SPORT1: "Bis jetzt alle Spiele gewonnen, außer das Heimspiel gegen Bayern, auch in der Champions League mit einem Auswärtssieg gestartet. Da kann man ruhig von einem Traumstart sprechen. Jetzt hoffen wir, dass wir gegen Schalke noch drei Punkte nachlegen können."
Rangnick glaubt fest an seinen Nachfolger auf der Trainerposition und hat Nagelsmann jüngst einen echten Ritterschlag erteilt. "Julian ist das größte deutsche Trainertalent. Er ist für sein Alter sehr reif und sehr weit und kann, wenn er sich so weiterentwickelt, auf eine Stufe kommen mit Klopp und Guardiola", sagte er beim Kongress "Zwischen den Zeilen".
Leipzigs "Kader ist sicherlich der beste, den wir je hatten"
Nagelsmann kann voll auf eine intakte Mannschaft setzen, der er seinen Spielstil beibringt. Es ist ein Team, das über die Jahre gewachsen ist, sich von Saison zu Saison weiterentwickelt hat. "Der Kader ist sicherlich der beste, den wir je hatten. Allerdings sind wir ja auch erst in unserem vierten Bundesliga-Jahr", so Rangnick. "Wir haben alle Stammspieler gehalten und mindestens fünf, sechs Spieler dazu geholt, die auch das Potenzial haben, Stammspieler zu werden. So haben wir in der Breite im Gegensatz zur Vorsaison deutlich zugelegt."
Was viele Fußball-Fans und Experten befürchteten, als das Projekt von Red Bull im deutschen Fußball anlief, ist nicht eingetreten. Statt dank millionenschwerer Investitionen reihenweise etablierte Stars zu kaufen, ging Leipzig einen anderen Weg, den Weg der Jugend: So wuchs die Mannschaft über die Jahre zusammen und wurde immer wieder punktuell durch clevere Transfers verstärkt.
Das beste Beispiel ist Yussuf Poulsen, der im Jahr 2013 für rund 1,5 Millionen Euro vom dänischen Klub Lyngby kam. Damals spielte Leipzig noch in der 3. Liga. Der Stürmer hat mittlerweile 225 Spiele für den Klub absolviert und in 94 Bundesligaspielen 25 Tore erzielt. Der 25-Jährige ist noch immer Leistungsträger.
In der 2. Liga verstärkte sich RB für kleines Geld mit Spielern, die sich als Hochkaräter herausstellen sollten. Emil Forsberg kam für 3,7 Millionen Euro, Neu-Nationalspieler Lukas Klostermann sogar nur für eine Million Euro. 2016 bezahlte Leipzig 14 Millionen für Timo Werner aus Stuttgart. Auch so ein Transfer, der sich voll ausgezahlt hat. "Der Kern der Mannschaft ist zusammen geblieben, das merkt man", verrät Klostermann im Interview mit SPORT1.
Die Eingespieltheit der zusammengewachsenen Mannschaft ist laut Rangnick der größte Vorteil: "Die Mannschaft ist über Jahre eingespielt und kennt sich lange. Wahrscheinlich werden auch heute gegen Schalke sieben, acht Spieler in der Startelf stehen, die noch unter mir in der 2. Liga gespielt haben. Die Jungs kennen sich gut, sind aufeinander eingespielt und Julian Nagelsmann wird die Mannschaft auch noch weiterentwickeln. Das kann man jetzt schon beobachten."
Neuzugänge kommen kaum zum Zug
Interessant zu beobachten ist, dass die Sommer-Neuzugänge bei Nagelsmann momentan (noch) kaum eine Rolle spielen. Er setzt vorwiegend auf die Spieler, die schon in der letzten Saison für RB auf dem Platz standen. Das bestärkt, dass sich das Team entwickelt und gefunden hat.
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Christopher Nkunku ist der einzige Neue, der regelmäßige Einsatzzeiten bekommt. Der Mittelfeldspieler wechselte für 13 Millionen Euro von Paris Saint-Germain nach Sachsen. Königstransfer Ademola Lookman, für den Leipzig 18 Millionen Euro an den FC Everton überwies, hat dagegen erst elf Bundesliga-Minuten absolviert.
Nagelsmann und Krösche wollen die Früchte ernten
Mit der Qualität im Team und der Entwicklung in der Mannschaft ist für Nagelsmann und Krösche nun die Zeit gekommen, die Früchte zu ernten, die Rangnick gesät hat.
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"Wir wollen den Verein entwickeln und erfolgreich sein", beschrieb Krösche bei einer Pressekonferenz, was er mit dem nächsten Schritt meinte. Nagelsmann wurde noch deutlicher: "Das Ziel ist, etwas Blechernes herzuholen."
Hoffenheim als mahnendes Beispiel für RB
Dafür muss RB allerdings den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen, sich stetig weiterentwickeln und nicht etwa denselben Fehler begehen, wie Hoffenheim, ein ähnliches Fußball-Projekt wie das der Leipziger.
Um den Klub auf ein höheres Niveau zu heben, schlug die TSG an einer Weggabelung den falschen Weg ein: Anstatt weiter junge, talentierte Spieler zu verpflichten, zu entwickeln, als Mannschaft zu wachsen, wurden große Namen verpflichtet wie Tim Wiese oder Kevin Kuranyi.
Doch die Alt-Stars konnten die Abgänge von Roberto Firmino und Co. nicht kompensieren. Viel schlimmer noch. In der Saison 2015/16 wären die Kraichgauer fast abgestiegen, hätte nicht ausgerechnet Nagelsmann die TSG noch gerettet. Schlüssel zum Klassenerhalt waren vor allem junge Spieler, die Heimstärke und sieben Siege.
Mit der Vertragsverlängerung von Timo Werner bis 2023 sendete Leipzig bereits ein Statement an Bayern und den BVB. Denn nur mit Talenten gewinnt man keine Titel. Deshalb setzt RB neben den jungen Wilden vor allem auf das erfahrene Gerüst um Peter Gulasci (29), Kapitän Willi Orban (26), Marcel Halstenberg (26), Kevin Kampl (28), Emil Forsberg (27), Poulsen (25) und Werner (23) und lässt keine Leistungsträger einfach weiterziehen. Damit es mit der nächsten Stufe im Erfolgsplan klappt.
Rangnick blickt optimistisch in die Zukunft: "Ich bin guter Dinge, dass wir auf jeden Fall wieder unter den ersten Vier landen werden. Alles andere werden wir sehen: Wir können nur unsere Mannschaft besser machen, was die anderen Vereine machen, können wir nicht beeinflussen."