"Das war relativ wenig."
BVB-Angriff zahnlos, Nübel frotzelt
© SPORT1-Montage/imago
Dieser Satz war an diesem Tag womöglich das Schlimmste für Borussia Dortmund, zumindest aber der finale Stich ins schwarz-gelbe Herz nach dem enttäuschenden 0:0 im 177. Revierderby. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Denn er kam vom Erzrivalen Schalke 04. Knappen-Keeper Alexander Nübel stellte der zahnlosen Offensive des BVB dieses schonungslose Zeugnis aus. "Dortmund hatte einfach gar keine Chance. Es war schwierig für Dortmund, ein Tor zu schießen, weil keiner in der Box war, der in die Box wollte", legte Nübel bei Sky nach.
Die Bundesliga-Highlights am Sonntag ab 9.30 Uhr in Bundesliga Pur im TV auf SPORT1
Zuvor hatte Königsblau die Borussia weitestgehend in Schach gehalten und vor 61.873 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena an den Rand einer Niederlage gebracht.
Favre: "Hören sie auf mit der ganzen Konzentration!"
"Am Ende können wir mit dem Punkt leben", musste BVB-Coach Lucien Favre nach Abpfiff im Gespräch mit SPORT1 zugeben. "Wir hatten Mühe, den Ball zu behalten. Sie waren schneller als wir. Die richtige Bewegung hat bei uns gefehlt. Und die Tiefe im richtigen Moment."
Erlebe bei MAGENTA SPORT mit Sky Sport Kompakt alle Sky Konferenzen der Fußball-Bundesliga live! | ANZEIGE
Der kurze Aufwind durch den Sieg im Borussen-Duell vergangenes Wochenende (1:0 gegen Borussia Mönchengladbach) ist bereits verflogen. (SERVICE: Spielplan der Bundesliga)
Obendrein blieb der BVB nun zum zweiten Mal in Serie ohne eigenen Torerfolg, nachdem es unter der Woche in der Champions League ein 0:2 bei Inter Mailand setzte.
"Unsere Technik unter Druck muss besser werden. Auch die Durchschlagskraft hat gefehlt", suchte Favre nach Erklärungen für die Offensivflaute.
Ein etwaiges Mentalitätsproblem, wie zuletzt mehrfach thematisiert, ließ er dabei nicht gelten. "Ich habe nicht das Gefühl, dass wir nicht alles gegeben haben. Wir sind gelaufen und haben gekämpft", befand der Schweizer und sagte trotzig: "Hören sie auf mit der ganzen Konzentration! Das hat gefehlt - und Punkt!"
Jetzt die Spielewelt von SPORT1 entdecken - hier entlang!
Zweikampfquote (55 Prozent gewonnene Duelle) und Laufleistung (112,6 Kilometer; Schalke 112,98 Kilometer) geben ihm durchaus recht.
Reus geht die "Leichtigkeit" ab
Favres Kapitän spielte allerdings auf einen Umstand an, der - so könnte man sagen - seinen Ursprung im Kopf hat. "Man sieht, dass die Leichtigkeit fehlt, das Spielerische, das uns auszeichnet", sagte Marco Reus bei Sky.
Vor allem nach vorne müsse vom BVB mehr kommen, kritisierte Reus, und dürfte auch sich selbst gemeint haben.
Zwar ist der 30-Jährige zusammen mit Paco Alcácer Dortmunds bester Bundesliga-Torschütze, doch auf Schalke wirkte der in Mailand wegen Grippe fehlende Nationalspieler ungewohnt energiearm.
2018: BVB-Spektakel - 2019: "Alles etwas zäh"
Die kritischen Stimmen im eigenen Lager werden durchaus lauter, auch wenn Michael Zorc kurzzeitig in ein Schöngerede der letzten Wochen zurückfiel. "Die Ziele sind alle noch zu erreichen", sagte der BVB-Sportdirektor sichtlich genervt.
Doch dann musste auch Zorc eingestehen: "Natürlich müssen wir uns verbessern, vor allen Dingen brauchen wir wieder unsere spielerischen Automatismen. Es wirkt alles etwas zäh."
Jetzt aktuelle Fanartikel der Bundesliga bestellen - hier geht's zum Shop! | ANZEIGE
Der Sand im schwarz-gelben Getriebe fällt besonders auf, wenn man ein Jahr zurückblickt: Zum gleichen Zeitpunkt in der Vorsaison hatte der BVB die Konkurrenz regelmäßig aus dem Stadion geballert und am 9. Spieltag bereits 29 Tore auf dem Konto. Aktuell sind es 20. (SERVICE: Tabelle der Bundesliga)
Durchaus stattlich, keine Frage, doch zu wenig für die Ansprüche eines Vizemeisters, der vor der Saison zur Jagd auf den Meistertitel blies und eine Schippe drauflegen wollte.
Offensiv-Einkäufe bisher blass
Dafür wurden insbesondere in der Offensive namhafte Neuzugänge nach Dortmund gelotst.
Wie etwa Thorgan Hazard, der für 25,5 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach kam und nach wie vor auf seinen ersten Treffer im BVB-Trikot wartet. Auf Schalke wurde der Belgier in der 57. Minute für Mario Götze eingewechselt - und hatte seine auffälligste Szene im eigenen Strafraum, als er einen abgefälschten Eckball an den Arm bekam und fast einen Strafstoß verursachte.
Für fast die gleiche Summe (25 Millionen Euro) wechselt Julian Brandt im Sommer von Bayer Leverkusen zur Borussia. Nach einem Traumstart mit dem ersten Tor nach 14 Minuten tauchte der 23-Jährige ab. Gegen Schalke wurde er erst in der 86. Minute für Achraf Hakimi eingewechselt.
Kein richtiger Neuzugang ist Alcácer, der nach einer vorherigen Leihe im Sommer fest vom FC Barcelona verpflichtet wurde. Doch die eigentliche Tor-Lebensversicherung Dortmunds legte nach furiosem Saisonbeginn erst drei torlose Spiele hin und fehlte zuletzt mit Achillessehnenreizung.
Götze unglücklich - Lichtblick Sancho
Auftritt Götze. Auf Schalke endlich wieder in der Startelf. "Ich hoffe, dass er brennt", sagte Zorc vor der Partie. Gebrannt hatte es letztlich nur im BVB-Block.
Alles zum 9. Spieltag im CHECK24 Doppelpass mit Marcel Reif, Oliver Ruhnert und Horst Heldt am Sonntag, ab 11 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM auf SPORT1.de.
Nach einer wenig feurigen Leistung trottete der Weltmeister bei seiner Auswechslung sichtlich bedient um das Spielfeld herum, um anschließend noch während der laufenden Partie das Stadion zu verlassen, was für gehörig Wirbel sorgte.
Später klärte der BVB auf: Götze hatte sich an der Hand verletzt und war direkt zum Röntgen gefahren - kein Affront von Götze also, wie in den Sozialen Netzwerken zunächst vermutet wurde.
Was bei Dortmunds Anhängern für Aufatmen gesorgt haben dürfte. Schließlich haben sie einen hausgemachten Zoff um einen Offensivspieler gerade erst hinter sich, nachdem Jadon Sancho am 8. Spieltag aus disziplinarischen Gründen suspendiert worden war.
Auf Schalke war der 19 Jahre alte Engländer noch der gefährlichste Dortmunder, scheiterte jedoch am stark haltenden Nübel.