Vergoldet der FC Bayern das Jahr 2020 in dieser Woche - oder geht er verkatert in die kurzen Weihnachtsferien?
Die Bayern-Woche der Wahrheit
Am kommenden Donnerstag, bei einer virtuellen FIFA-Gala in Zürich, wird feststehen, ob die Triple-Garanten Hansi Flick zum Welttrainer, Manuel Neuer zum Welttorhüter und Robert Lewandowski zum Weltfußballer gekürt werden.
Am Samstag ist klar, ob die Bayern nach dem Heimspiel am Mittwoch gegen den Tabellenvierten VfL Wolfsburg (Bundesliga: FC Bayern - VfL Wolfsburg, Mi. ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) und dem darauffolgenden Auswärtsspiel beim neuen Tabellenführer Bayer Leverkusen im schlechtesten Fall auf Platz fünf überwintern oder doch wieder an der Tabellenspitze. (Die Tabelle der Bundesliga)
Es ist die Bayern-Woche der Wahrheit!
Lewandowski, Neuer und Flick hoffen auf Titel
Äußert wahrscheinlich ist, dass zumindest Flick und Neuer für ihre sportlichen Heldentaten in diesem Jahr ausgezeichnet werden. Flick formte binnen weniger Wochen aus einer unsicheren und unzufriedenen Mannschaft die spielstärkste Europas. Seine Konkurrenten sind Marcelo Bielsa von Leeds United und Liverpool-Coach Jürgen Klopp.
Neuer hielt, was es zu halten gab. Er muss sich gegen Alisson Becker (FC Liverpool) und Jan Oblak (Atlético Madrid) durchsetzen. Lewandowski spielte die Saison seines Lebens und traf, wie er wollte. Allerdings misst er sich in der Shortlist mit Cristiano Ronaldo (Juventus/fünfmaliger Weltfußballer) und Lionel Messi (Barcelona/Rekordhalter mit sechs Auszeichnungen).
Lewandowski hätte die Wahl verdient und ist bereits als Europas Fußballer des Jahres 2020 ausgezeichnet worden. Das Problem: Die Stimmen etlicher zur Wahl berechtigter Journalisten, Nationaltrainer und Spielführer dürften ihm gewiss sein.
Allerdings fließen auch die Stimmen von Fans zu 25 Prozent ein, die aufgrund ihres Weltruhms in der Vergangenheit oftmals Ronaldo und Messi gekürt haben. Für Herbert Hainer kann es indes nur Lewandowski werden. Bei SPORT1 sagte der Bayern-Präsident: "Er hat es sich verdient."
Topspiele gegen Wolfsburg und Leverkusen
Sportlich haben die Bayern allerdings zu knabbern. Die Belastung der aktuellen Saison macht sich in Form von fehlender Spielfrische bemerkbar. Das 1:1 bei Union Berlin war bereits das vierte Remis in den vergangenen sieben Pflichtspielen. Und nun warten die mit reichlich Selbstvertrauen ausgestatteten Wolfsburger und Leverkusener, die beiden einzigen in der aktuellen Bundesliga-Saison noch ungeschlagenen Teams. (Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
"Den frischesten Eindruck machen wir aktuell nicht, das kann man sehen", bestätigte Flick auf SPORT1-Nachfrage. SPORT1-Experte Marcel Reif sagte im CHECK24 Doppelpass mit Ausnahme von Kingsley Coman: "Bei allen anderen Bayern-Spielern hast du das Gefühl, dass man Leuten bei der Arbeit zuschaut, wie auf einer Baustelle. Das hat nichts Leichtes."
Reif regt in seiner SPORT1-Kolumne aufgrund der aktuellen Defensiv-Schwächen sogar eine Taktikänderung an: "Ob das taktisch auf Dauer funktionieren kann, dass David Alaba und Jérôme Boateng so hoch verteidigen und Manuel Neuer hinten alles hält? Das kann nicht gutgehen. Ich glaube, die Bayern und Hansi Flick werden darüber nachdenken müssen, ob man es um fünf oder zehn Meter nach hinten verschiebt."
Flick wird seiner Marschroute aber wohl treubleiben, denn mit einer hochstehenden Viererkette will er Dominanz erzeugen: "Unsere Idee ist, den Gegner unter Druck zu setzen." Fakt ist: Auswärts sind die Bayern in dieser Saison noch nie ohne Gegentor geblieben. Nach nunmehr elf Spieltagen musste Neuer bereits 17 Mal hinter sich greifen. In Berlin gerieten die Bayern im fünften Bundesliga-Spiel in Folge in Rückstand.
Kimmich vor Comeback
In freudiger Erwartung ist die Mannschaft indes mit Blick auf das Comeback von Joshua Kimmich, der nach seiner Meniskus-OP in dieser Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen soll. Seine spielerische Klasse und sein Biss im Gegenpressing werden schmerzlich vermisst.
Allerdings will Flick nichts überstürzen und würde ihn am liebsten erst im Januar einsetzen. Bei Sky sagte er: "Es ist wichtig, dass wir keinen Schritt zu früh machen, sondern abwarten, wie der weitere Verlauf der Genesung ist. Aktuell sind wir damit sehr zufrieden. Aber wir haben auch nichts dagegen, wenn er erst ab Januar wieder auf dem Platz steht."
Kimmich drängt allerdings auf ein Comeback noch im Dezember. Da Leon Goretzka, der gegen Union mit muskulären Problemen ausgewechselt werden musste, auszufallen droht, und Javi Martínez schon in Berlin mit Oberschenkelproblemen fehlte, könnte ein Kimmich-Comeback früher als geplant notwendig sein.