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Reinhard Grindel nicht mehr DFB-Präsident: Das müssen Sie wissen

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Reinhard Grindel nicht mehr DFB-Präsident: Das müssen Sie wissen

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So geht es beim DFB jetzt weiter

Reinhard Grindel ist nicht mehr DFB-Präsident. Doch wie geht es beim DFB nach dem Abgang des ungeliebten Bosses jetzt weiter? SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen.
Reinhard Grindel ist als DFB-Präsident zurückgetreten. Nach der Posse um Mesut Özil und der Uhren-Affäre geht die Ära des DFB-Präsidenten nun zu Ende.
von Matthias Becker, Sportinformationsdienst

Reinhard Grindel ist nicht mehr DFB-Präsident.

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Überrascht hat das am Dienst kaum noch jemanden. Trotzdem rüttelt der Rücktritt des ehemaligen Politikers in der deutschen Fußball-Landschaft einiges durcheinander.

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Anhänger hatte Grindel zwar nur wenige. Doch dass der größte Sportfachverband der Welt nun schon zum zweiten Mal innerhalb von nicht einmal vier Jahren von einem Interims-Duo geführt werden muss, wirft kein gutes Licht auf den DFB.

Doch wie geht es weiter? SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zum DFB-Beben.

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- Warum musste Grindel jetzt zurücktreten?

Die Präsidentschaft von Grindel stand vom Moment seiner Wahl an unter keinem guten Stern. Nur aus Mangel an Alternativen konnte der Quereinsteiger sich 2016 den DFB-Thron sichern. In den fast exakt drei Jahren seit seiner Wahl am 15. April 2016 ließ er danach kaum ein Fettnäpfchen aus.

Videobeweis, WM-Debakel, Özil-Rücktritt, Löw-Diskussion, Interview-Abbruch - die Fälle, in denen Grindel öffentlich eine mindestens unglückliche Figur abgab ist lang. Der wahre Grund dafür, dass er als DFB-Boss nicht mehr tragbar war, ist, dass er es nie geschafft hat, den Verband zu vereinen. Grindel versuchte, nahezu jedes Thema zu besetzen, sich zu allem zu äußern. Oftmals stieß er damit seine Präsidiumskollegen oder die Fachleute aus dem Verband vor den Kopf.

Auf den ersten Blick sind es nun die Enthüllungen um seinen Nebenverdienst aus der Tätigkeit im Aufsichtsrat einer DFB-Tochterfirma und die von einem ukrainischen Funktionär geschenkte Luxus-Uhr, über die der selbsternannte Compliance-Experte gestolpert ist. "Ich bin tief erschüttert, dass ich wegen eines solchen Vorgangs meine Funktion als DFB-Präsident aufgeben muss", sagte Grindel beim Ablesen seines Statements am Dienstag in Frankfurt.

Die Veröffentlichungen der letzten Tage waren allerdings nur die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten.

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- Zeigt sich Grindel einsichtig?

Das muss nach dem Statement vom Dienstag bezweifelt werden. Seine vorgeschriebene Stellungnahme klang mehr wie eine Rechtfertigung als eine Entschuldigung.

Auffällig war, wie sehr sich Grindel in seiner Rücktrittserklärung auf die Annahme der Luxus-Uhr als alleinigen Grund für seinen Abgang fokussiert. So als sei das der einzige Grund, weshalb er nicht mehr im Amt zu halten war.

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Grindel kam mehr oder weniger schicksalhaft an die Verbandsspitze des Deutschen-Fußball-Bundes. Nach der Affäre rund um das Sommermärchen 2006 brauchte der DFB eine Veränderung an der Verbandsspitze und fand diese nach zahlreichen Absagen in Schatzmeister Reinhard Grindel, der das Amt von Wolfgang Niersbach übernahm.
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Jemand aus dem direkten Umfeld des DFB-Bosses streute in den letzten Wochen und Monaten Informationen über Grindel, die ihn schlecht aussehen ließen. Nicht ganz zu Unrecht dürfte sich der Ex-DFB-Präsident vorkommen, als sei er von den eigenen Leuten aus dem Amt gejagt worden. In der vom DFB verschickten Stellungnahme bedankt sich Grindel bei den Landesverbänden und bei den Vertretern der Bundesliga - bei seinen Präsidiumskollegen bedankt er sich nicht.

- Wie geht es beim DFB jetzt weiter?

Wie schon nach dem Abgang von Grindels Vorgänger Wolfgang Niersbach übernehmen DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball und der DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch die Verbandsspitze interimsmäßig. Sollte vorher keine außerordentliche Versammlung anberaumt werden, findet am 26. und 27. September der nächste DFB-Bundestag statt, auf dem dann ein neuer Präsident gewählt werden würde.

"Amateur- und Profivertreter sind nun gemeinsam gefordert, bis zum kommenden DFB-Bundestag die Weichen für die Zukunft zu stellen", sagte Rauball. "Nicht nur sportlich, sondern auch mit Blick auf die Positionierung in der Gesellschaft steht der DFB vor enormen Herausforderungen."

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Dabei sollte der DFB sich die Frage stellen, ob die Rolle des Präsidenten in ihrer bisherigen Form noch zeitgemäß ist. Immerhin ist mit Grindel jetzt schon zum dritten Mal innerhalb von acht Jahren der DFB-Präsident zurückgetreten.

Sein Vor-Vorgänger Dr. Theo Zwanziger sieht den Grund dafür in nicht mehr zeitgemäßen Strukturen. "Die Strukturen innerhalb des DFB sollten so verändert werden, dass Vertrauen zurückgewonnen werden kann. Dazu gehört auch, dass man transparent und ehrlich über die Vergütung des DFB-Präsidenten redet. Das geht bei dem Aufwand nur als Hauptamt mit entsprechender Bezahlung. Alles andere ist Heuchelei und verführt zur Intransparenz", sagte Zwanziger der Rheinischen Post.

- Wer könnte Grindels Nachfolger werden?

Der neue starke Mann soll offenbar nicht aus dem engsten Führungszirkel des Verbandes kommen. "Unser Ziel ist es jetzt, einen gemeinsamen Kandidaten von DFB und DFL außerhalb des Präsidiums zu finden, der die Anliegen des Amateurfußballs ebenso im Blick hat wie den Spitzenfußball", sagte Koch nach Grindels Demission am Dienstag.

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Den einen starken Kandidaten gibt es bislang nicht. Der langjährige Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm, der bei der Organisation der Heim-EM 2024 eine tragende Rolle spielen soll, äußerte am Montag, er habe "überhaupt keine Ambitionen", DFB-Präsident zu werden. Gehandelt wurde zu Wochenbeginn außerdem Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder. Der steht nach SPORT1-Informationen aber nicht zur Verfügung.

Auch der Name von Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff fällt.

- Welche Auswirkungen hat der Grindel-Rückzug für Joachim Löw?

Der Bundestrainer konnte sich der Rückendeckung von Grindel bis zuletzt sicher sein, auch wenn es Irritationen über die Aussagen des DFB-Präsidenten zur Ausbootung der Weltmeister Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels gab. Grindel hatte sich bislang auch immer deshalb vor Löw gestellt, weil er selbst schon vor der WM in Russland den Vertrag mit dem Bundestrainer um zwei weitere Jahre verlängert hatte.

Diese Entscheidung hatte ihm ebenfalls viel Kritik eingebracht. Auch das Interimsduo Koch/Rauball gehört allerdings zu den Löw-Befürwortern. Ein neuer Präsident wird womöglich auch Löws Arbeit neu beurteilen.

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Allerdings zeichnet sich nach dem starken Start in die EM-Qualifikation mit dem Sieg in den Niederlanden ab, dass der DFB zumindest sportlich wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen könnte.

- Wie geht es mit Grindel weiter?

Seine gut dotierten Ämter in den Führungsgremien der UEFA und FIFA will Grindel "in enger Abstimmung mit dem DFB" fortführen. Vor allem in der Europäischen Fußball-Union (UEFA), betonte der CDU-Politiker immer wieder, sei er inzwischen als Vizepräsident äußerst gut vernetzt.

Um diesen Posten muss Grindel allerdings nun ebenfalls bangen. Die Welt berichtet, dass er das gut bezahlte Amt bei der Europäischen Fußball-Union in Kürze wohl aufgeben müsse. Offiziell kommentiert die UEFA Grindels Rücktritt nicht.

In den kommenden Tagen soll es laut der Tageszeitung zu einem Gespräch zwischen dem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten und den UEFA-Verantwortlichen kommen, in dem Grindel der Rücktritt nahegelegt werde. Sollte sich Grindel weigern, drohe ihm eine interne Ethik-Untersuchung wegen der Affäre um den Erhalt einer teuren Armbanduhr, die schließlich zum Ausschluss aus der UEFA führen könnte.

In beide Exekutiv-Komitees ist Grindel persönlich gewählt. In das der UEFA für zwei, in das der FIFA sogar für vier Jahre. Die Posten sind nicht an die Position des DFB-Präsidenten gebunden. Zudem sind sie gut dotiert, so stehen Grindel für seine Tätigkeiten in den Spitzenverbänden 500.000 Euro im Jahr zu.

Wie ein ehemaliger Präsident, der im eigenen Verband keine Rückendeckung mehr hatte, in "enger Abstimmung" mit eben jenem Verband richtungsweisende Entscheidungen auf höchster Ebene treffen soll, ist inhaltlich schwer vorstellbar.