Um 18.51 Uhr Ortszeit beendete Schiedsrichter Danny Makkelie mit dem Schlusspfiff die Ära von Joachim Löw.
So emotional war das EM-Aus
© Screenshot ARD
Der erste Gang des geschlagenen Bundestrainers führte zu Gareth Southgate. Mit einem kurzen Abklatschen gratulierte Löw dem englischen Coach zum 2:0-Sieg der Three Lions im EM-Achtelfinale. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Und während der Großteil der 40.000 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion zu den Klängen von "Football's coming home" eine große Party einläutete, herrschte bei den Deutschen tiefe Trauer und Fassungslosigkeit.
Löw verschwindet in den Katakomben
In der Coachingzone klatschte Löw mit seinem Trainerteam und dem kurz vor Schluss ausgwechselten Thomas Müller ab. Müller (81.) hatte in der Schlussphase die Großchance zum Ausgleich, der Rückkehrer hätte Löws Amtszeit noch etwas verlängern können, doch er vergab. Der Rest ist Geschichte, Raheem Sterling (75.) und Harry Kane (86.) entschieden die Partie zugunsten der Engländer und stürzten die DFB-Stars ins Tal der Tränen.
Leon Goretzka hockte auf dem Rasen. Joshua Kimmich stand mit den Händen in den Hüften auf dem Feld, sein Blick war leer, während um ihn herum Harry Kane und Co. fröhlich miteinander abklatschten und sich zu einer Ehrenrunde aufmachten. Löw verschwand derweil, das Sakko über dem Arm, in den Katakomben. Sein 5477. Arbeitstag war sein letzter.
Neuer über Löw: "Ein sehr trauriges Gefühl"
"Nach dem Abpfiff habe ich schon Richtung Mittellinie und Richtung Trainerbank geschaut. Es war schon ein sehr trauriges Gefühl als ich Jogi gesehen habe", räumte Manuel Neuer in der ARD ein. "Er ist ein einfach klasse Mensch. Die Spieler haben ihm viel zu verdanken. Er hat eine klasse Ära geprägt. Dass es so zu Ende geht ist natürlich schade und traurig." (Die Stimmen zum deutschen EM-Aus)
Die überwiegend erfolgreichen 15 Jahre gingen am Dienstag abrupt zu Ende.
"Es ist eine große Enttäuschung für uns alle", sagte der scheidende Bundestrainer. Ja, betonte er, "wir haben uns mehr erhofft, der Glaube an diese Mannschaft war absolut da."
Neuer und Hummels trösten Kimmich
Umso großer war der Frust im Team. Spielern wie Serge Gnabry und Antonio Rüdiger stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Kimmich konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten und wurde von Neuer und Mats Hummels tröstend in den Arm genommen. Hummels selbst wiederum fand Trost bei BVB-Kollege Jude Bellingham. (Die SPORT1-Einzelkritik)
"Im Moment ist natürlich bei allen Spielern Totenstille. Die Enttäuschung wiegt natürlich schwer", beschrieb Löw später die Stimmung in der Kabine. "Ich glaube, da muss jetzt die eine oder andere Stunde vergehen, bis man mal ein paar Worte sagt. Alle Spieler sind maßlos enttäuscht, wir auch."
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Löw hatte vor dem Turnier seinen Abschied angekündigt und auf einen erfolgreichen Abschied in Form eines Titelgewinns bei der EM gehofft - dieser Pokal fehlte noch in seiner Sammlung. Doch nach dem Weltmeistertitel 2014 und dem Confed-Cup-Sieg 2017 kommt für die deutsche Mannschaft unter Löw kein weiterer Titel hinzu.
Löw hat noch keinen Plan für seine Zukunft
Stattdessen heißt es nun: Abschied nehmen.
"Das wird heute oder morgen passieren", meinte Löw am Dienstagabend noch vor der Rückreise nach Herzogenaurach. "Wir gehen zusammen zurück ins Camp und natürlich verabschieden wir uns dort."
Wie es mit ihm persönlich weitergeht, wusste Löw noch nicht.
"Ich habe noch keinen konkreten Plan. Nach 15 Jahren an der Spitze wird es mir guttun, mich von der Verantwortung zu lösen. Eine emotionale Pause ist wichtig für mich, ich war so lange beim DFB, da sieht man sich nicht sofort um nach etwas Neuem. Ich muss die Enttäuschung und die Leere, die kommt, auch zulassen", sagte der 61-Jährige. "Vom Ruhestand habe ich nie gesprochen. Es gibt mit Sicherheit neue Aufgaben, die für mich interessant sind."