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EM 2021: Wie Alvaro Morata mit Spanien seine Kritiker verstummen lässt

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EM 2021: Wie Alvaro Morata mit Spanien seine Kritiker verstummen lässt

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Moratas Nachricht an seine Kritiker

Álvaro Morata führt Spanien ins Viertelfinale der EM. Sein Treffer ist eine stille Nachricht an die Fußball-Fans in Spanien, die ihn beleidigten und bedrohten.
Der spanische Nationaltrainer Luis Enrique hat die Beleidigungen gegen Stürmer Alvaro Morata scharf verurteilt und fordert eine Untersuchung durch die Polizei.
Lukas von Hoyer
Lukas von Hoyer

Nach dem großen Tumult um seinen Führungstreffer zum 4:3 in der Verlängerung suchte Álvaro Morata einen kurzen Moment der Ruhe.

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Der Spanier schloss die Augen, legte den linken Arm auf die Brust und streckte den rechten nach unten aus. In völliger Gelassenheit und mit bester Körperbeherrschung - als hätte er nicht gerade für die nächste Wende in einem unglaublichen Achtelfinal-Thriller gegen Kroatien gesorgt.

Álvaro Morata feiert seinen Treffer für sich
Álvaro Morata feiert seinen Treffer für sich

Seine Geste erinnerte an einen Torero in einer Stierkampfarena. In inniger Verbeugung vor dem Gegner, den er gerade besiegt hatte. Vielleicht auch eine siegreiche Verbeugung vor seinen scharfen Kritikern. Vielleicht war der Jubel ein Signal in die Heimat. Ein Signal an einige Fußball-Fans in Spanien, die ihn zuletzt kritisierten, beleidigten und bedrohten. 

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Familie von Morata wird bedroht

Spanien fehle ein Mittelstürmer - mit dieser These fing alles an. Dabei hat die spanische Nationalmannschaft bei dieser EM einen klassischen Mittelstürmer, den sie nicht immer hatte. Morata ist ein Strafraumstürmer, ein echter Knipser - egal ob mit dem Fuß oder dem Kopf. Das Problem: Bei der EM lief es bislang einfach nicht für den 28-Jährigen. 

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Morata ließ im ersten Gruppenspiel gegen Schweden größte Chancen liegen. Im zweiten traf er dann zwar beim 1:1 gegen Polen, beim 5:0-Sieg gegen die Slowakei ging er dann aber wieder leer aus. Und in seiner Heimat ebbte die Kritik, die nach dem ersten Spiel Fahrt aufnahm, kaum ab. 

Kritik ist dabei das eine, doch Beleidigungen und Bedrohungen etwas ganz anderes. Genau diese Szenarien musste der Familienvater in den letzten Tagen durchleben. 

"Ich verstehe, dass ich kritisiert werde, wenn ich nicht treffe. Ich bin der Erste, der das weiß und akzeptiert", sagte der Stürmer von Juventus Turin bei Cadena Cope: "Ich würde mir aber wünschen, dass die Leute sich in mich hineinversetzen, welche Auswirkungen solche Drohungen und Beleidigungen gegen die Familie haben. Einige Leute haben gesagt, sie wünschen meinen Kindern den Tod. Ich musste mein Telefon weglegen."

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Morata ist Vater von drei Söhnen, die bei den Gruppenspielen in Sevilla auch dabei waren: "Meine Kinder sind nach Sevilla gereist und hatten den Namen ihres Vaters auf dem Trikot. Ich verstehe Kritik, wenn man seinen Job nicht erledigt, aber es gibt eine Grenze."

Enrique will Untersuchung durch die Polizei

Die Grenze ist bei solchen Beleidigungen längst überschritten, dafür braucht es keine Diskussion. Das machte auch der spanische Nationaltrainer Luis Enrique bei einer Pressekonferenz am Sonntag klar.

"Es ist ein schweres Verbrechen", sagte Enrique: "Seine Familie zu beleidigen, ist eine ernste Angelegenheit, die in die Hände der Behörden gelegt und mit der größtmöglichen Härte behandelt werden muss. Es geht um seine Frau und seine Kinder."

Auch Moratas Mitspieler Koke verurteilte die Vorfälle auf der PK scharf: "Wir sind alle an Kritik gewöhnt, aber wir akzeptieren keine Drohungen gegen einen Spieler, seine Familie und seine Kinder." 

Morata hat zunächst den Mut gehabt, die Drohungen öffentlich zu machen. Am Montagabend ließ er mit seinem wegweisenden Tor beim 5:3-Sieg nach Verlängerung gegen Kroatien im Parken von Kopenhagen seine ganz persönliche Antwort folgen. 

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"Morata sind wir alle"

Morata ist seit jeher ein umstrittener Spieler - das gilt nicht nur für Spanien. Er wird praktisch nie als einer der besten Stürmer der Welt angesehen, obwohl er über Jahre hinweg regelmäßig in den europäischen Top-Ligen trifft.

Ein Problem des gebürtigen Madrilenen ist, dass er bei den meisten Klubs nur phasenweise überzeugte und schnell das Weite suchte, wenn es nicht mehr lief. Derzeit ist er von Atlético Madrid an Juventus Turin ausgeliehen. Die Leihe läuft noch bis zum Sommer 2022. 

In Spanien wird zumeist kritisch nach Turin geblickt, wenn es um Morata geht. Ein Fan-Liebling im eigenen Land war er nie. Dass muss er ja auch gar nicht sein, Respekt hat er aber allemal verdient. 

"Morata sind wir alle", titelte die Marca zuletzt passend. "Morata nimmt die Schuld im Stillen auf sich. Darin ist er besser als ihr", war ein Teil der Message, welche die spanische Sportzeitung verbreitete. 

Die jüngste Eskalation dürfte hoffentlich einige Fans zu einem Umdenken bewegen. 

Im Viertelfinale trifft Morata mit Spanien nun auf die Schweiz. Wenn er die Furia Roja auch ins Halbfinale führen kann, dann wird er vielleicht doch noch zu einem Mann des Turniers und anerkannt in der Heimat. 

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