Dass sein Ruhestand erst einmal beendet ist, erfuhr Henrik Lundström per SMS.

Absender war Kiels Trainer Alfred Gislason, der seinen ehemaligen Schützling nach der Verletzung von Linksaußen Dominik Klein aufforderte, "schon mal laufen zu gehen", wie Lundström erzählte.

"Erst dachte ich bei dieser Aufforderung an einen Scherz", berichtete der 35-Jährige, "aber ich hatte ein gutes Gefühl, denn ich kam gerade von meiner Laufstrecke".

Und so machte sich der Schwede, eigentlich Manager bei Erstligist Redbergslids Göteborg, noch am Donnerstag mit der Fähre auf den Weg in die alte Heimat Kiel. Mit dabei: Frau Isabel und die in Kiel geborenen Kinder Colin, James und Stella.

Beim THW Kiel wurde er vor dem Kracher gegen die Rhein-Neckar Löwen (So., ab 17 Uhr LIVE im TV auf SPORT1, im Livestream und im Liveticker) mit offenen Armen empfangen - und von einem Überraschungsgast.

Klein begrüßt Lundström bei Rückkehr

Kumpel Klein ließ es sich nicht nehmen, seinen alten Zimmergenossen am Freitag persönlich willkommen zu heißen.

Dabei hatte der Linksaußen erst am Vortag das Krankenhaus nach seiner Kreuzband-OP verlassen.

"Wir haben jahrelang auf Auswärtstouren das Zimmer geteilt und sind zu richtig guten Freunden geworden", erzählte Klein. "Ich freue mich, dass Henrik unserem THW Kiel hilft."

Die Freude war auch bei Lundström groß. "Ich fühle mich ein wenig, als ob ich nach Hause komme", berichtete der Schwede: "Es ist toll, dem THW Kiel helfen zu können. Ich habe hier so viele tolle Momente erlebt, und ich hoffe, dass noch einige schöne mehr hinzukommen!"

Geballte Erfahrung für den Kracher

Drei Champions-League-Titel, sieben Deutsche Meisterschaften und fünf Pokalsiege hat "Henke" Lundström mit dem THW schon gefeiert und sorgt im Verbund mit Keeper-Altmeister "Stonie" Steinar Ege, der für den verletzten Andreas Palicka (Sehnenanriss im linken Oberschenkel) einspringt, nochmal für einen mächtigen Erfahrungssschub bei den "Zebras".

Nicht, dass der Titelverteidiger auf diesem Gebiet großen Nachholbedarf hätte, aber eins ist klar: Gerade im vorentscheidenden Duell um die Meisterschaft in der DKB Handball-Bundesliga ist das Oldie-Duo extrem wertvoll.

Beide kennen den THW bereits aus der glorreichen gemeinsamen Vergangenheit.

Lundström stand schon von 2004 bis 2012 für die Kieler auf der Platte und übernahm nach dem Karriereende 2014 in Göteborg den Posten des Sportdirektors. Trotzdem zögerte keinen Moment, als die Anfrage aus Kiel kam.

Wie fit Lundström als Linksaußen noch ist, wird sich am Sonntag im Vergleich mit dem Löwen-Linksaußen zeigen. Mit Uwe Gensheimer ist das der wohl derzeit weltbeste Spieler auf dieser Position.

Ege will's mit 42 noch mal wissen

Auch für den bereits 42-jährigen Ege geht es gegen den besten seiner Zunft: Löwen-Keeper Niklas Landin, der im Sommer nach Kiel wechseln wird und zum letzten Mal gegen seine neuen Kollegen antreten muss. 

Ege war seit der Insolvenz von AG Kopenhagen 2012 schon in Rente, verstärkt jetzt aber die Kieler Keeper-Rotation mit Johan Sjöstrand und Kim Sonne.

Auch für ihn ist die Rückkehr an die Förde, wo er von 1999 bis 2002 zwei Meisterschaften und je einen Triumph im EHF- und DHB-Pokal feierte, eine Herzensangelegenheit.

"In meinem Alter noch einmal die Möglichkeit zu erhalten, vor 10.000 Zuschauern zu spielen und dem THW Kiel zu helfen, ist für einen Handballverrückten wie mich eine großartige Sache", schwärmte der Norweger.

Dass er es auch mit 42 noch drauf hat, zeigte der 262-malige Nationalspieler beim Comeback gegen den Bergischen HC zu Wochenbeginn. Weil Johan Sjöstrand wegen einer Grippe passen musste, bildeten Ege und Youngster Kim Sonne das Keeperduo.

Dabei zeichnete sich der Altmeister bereits wieder mit einigen Paraden aus, bleib zwischenzeitlich über sieben Minuten ohne Gegentor und fungierte auch als Mentor für seinen 22 Jahre alten Kollegen.